„Terror am Himmel“Marienheider fühlen sich von Fluglärm belästigt

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Von der Piste heben die Flugzeuge und Tragschrauber meist in Richtung Marienheide ab.

Von der Piste heben die Flugzeuge und Tragschrauber meist in Richtung Marienheide ab.

Marienheide/Meinerzhagen – Mit seinem Smartphone hat Oliver Land festgehalten, was vielen Menschen rund um den Flugplatz Marienheide/Meinerzhagen auf die Nerven geht. In dem Video ist als kleiner Punkt am Himmel ein Tragschrauber im Überflug zu sehen – aus dem Handylautsprecher kommt dazu ein lautes röhrendes Geräusch.

Land ist Vorsitzender der „Bürgerinitiative gegen Lärmbelästigung und Ausbau des Sonderlandeplatzes Meinerzhagen“. Der eingetragene Verein wurde 1995 gegründet, könnte also jetzt sein 25-Jähriges Bestehen feiern. Doch die nach eigenen Angaben mehr als 200 Mitglieder wünschen sich eher, ihre Initiative könnte sich nach erfolgreicher Mission auflösen. „Am liebsten wäre es uns natürlich, der Flugplatz würde sofort geschlossen“, sagt Land: „Aber ein guter Anfang wären schon mal eingeschränkte Flugzeiten und festgelegte Ruhezeiten.“

Vor allem die direkten Anwohner sind betroffen

Land spricht von einem „Terror am Himmel“, der sich in den vergangenen Jahren noch verschärft habe. Besonders betroffen seien die direkten Anwohner des Flugplatzes, etwa in den Marienheider Ortschaften Wilbringhausen, Straße und Börlinghausen und auf der märkischen Seite in Kierspe. Doch der Initiative hätten sich auch Bürger aus weiter entfernten Orten angeschlossen, darunter Müllenbach, Dannenberg und Linge – eben überall dort, wo vor allem die auf dem Flugplatz beheimatete Tragschrauberschule ihre Runden dreht. Auf einer Terrasse in Wilbringhausen, die von den Tragschraubern bei Start- und Landemanövern dicht überflogen wird, hätten die Mitglieder die Lautstärke gemessen, berichtet Oliver Land. 81,6 Dezibel habe das Gerät angezeigt – Geräusche ab einer Stärke von 80 Dezibel empfinden Menschen als laut.

Mit großen Plakaten an der Landesstraße macht die Bürgerinitiative regelmäßig auf ihr Anliegen aufmerksam.

Mit großen Plakaten an der Landesstraße macht die Bürgerinitiative regelmäßig auf ihr Anliegen aufmerksam.

Würden die Flugbewegungen nur zu bestimmten Zeiten, vielleicht an einigen Tagen in der Woche, stattfinden, könne man damit ja noch leben, sagt eine Wilbringhausenerin. „Es ist unmöglich, mit Gästen draußen zu sitzen. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr", klagt die Frau. Sie sei in Nachbarschaft der Piste aufgewachsen, erzählt sie: „Damals, als der Flugplatz noch dem Maschinenfabrikanten Battenfeld gehörte, war dort längst nicht so viel Verkehr.“

Viele Gespräche ohne Erfolg

Seit der Gründung des Vereins seien schon unzählige Versuche unternommen worden, den Lärm abzustellen. Land berichtet von Gesprächen mit den Bürgermeistern der Anrainerkommunen Marienheide, Kierspe und Meinerzhagen sowie dem Märkischen Kreis, zeigt Schriftverkehre mit der Luftaufsicht bei der zuständigen Bezirksregierung in Düsseldorf. Genützt habe das alles nicht. Auch das Argument, dass der Flugplatz in Nachbarschaft des Landschaftsschutzgebiets der Wupperquelle liegt, zog nicht. Gespräche mit dem Platzeigentümer hätten ebenfalls nicht gefruchtet.

Der habe zwar freiwillig zugesagt, dass es eine einstündige Flugpause zur Mittagszeit, keine Schulungsflüge nach 19 Uhr und an den Wochenenden ausschließlich Rundflüge geben soll – aber daran würde sich nicht immer gehalten. In den vergangenen 25 Jahren hätten die Lärmemissionen eher zu- als abgenommen, sagt Oliver Land: „Wir verstehen nicht, warum das Luftsport-Interesse weniger Menschen Vorrang hat vor dem Schutz vieler lärmgeplagter Menschen.“ Als Lichtstreif am Horizont erscheint der Bürgerinitiative unterdessen die Absicht der Anrainerkommunen, auf dem Gelände der Piste ein interkommunales Gewerbegebiet zu entwickeln – der Flugbetrieb würde damit eingeschränkt. Ob dieses Gewerbe wirklich kommt, steht allerdings noch nicht fest.

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Diesen Plänen steht der Flugplatzbetreiber, der nicht namentlich genannt werden will, offen gegenüber. Doch bis dahin sei sein Standpunkt: „Ich habe eine Genehmigung für den Flugplatz und im Rahmen dieser findet der Betrieb statt.“ Erneute Gespräche ziehe der Eigentümer derzeit nicht Betracht, nachdem er im Jahr 2002 bei einem Treffen von seinen Kritikern aufgefordert sei, einen Lärmbeirat zu gründen. Den habe er abgelehnt. Von den freiwilligen Zusagen mit Mittagsruhe und abendlichem Flugschluss berichtet auch der Eigentümer – diese würden auch weiterhin gelten.