Ablenkung von LeukämieKinder von Tschernobyl genießen den Sommer im Oberbergischen

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In dem kleinen Wildpark in Unnenberg streicheln die Kinder aus der weißrussischen Stadt Gomel Damwild.

  • In ihrer Heimat, dem weißrussischen Gomel, haben die zwei Jungs un vier Mädchen zwar auch gerade Sommerferien.
  • Das heißt aber nur schulfrei, nicht frei von den Sorgen der Leukämie, an denen alle erkrankt sind.
  • Wie in den Vorjahren wurden sie von der Wiedenester Initiative „Den Kindern von Tschernobyl“ eingeladen, um in den Sommerferien Erholung zu genießen.

Unnenberg – Maksim (7) kann überhaupt nicht mehr stillstehen, so sehr möchte er von seinen Eindrücken der vergangenen Tage berichten. Varvara (8) geht es ähnlich, auch sie zappelt vor Ungeduld. Eis essen, das Schwimmbad im Käte-Strobel-Haus, der Freizeitpark Ketteler Hof, den sie besucht haben – so schnell kann Übersetzerin Iryna Daniankova gar nicht zwischen den beiden Sprachen Deutsch und Russisch umschalten, wie die Erlebnisse aus den Kindern heraussprudeln.

Das Biene-Maja-Eis war ein besonderes Erlebnis für Varvara. Maksim hat hier schwimmen gelernt, verkündet stolz, mit großen Bewegungen der Arme: „Ich schwimme jetzt wie ein Hund!“ Und lacht breit, während auch die Erwachsenen über seine Begeisterung schmunzeln müssen.

Drei Wochen keine Sorgen

Insgesamt drei Wochen sind zwei Jungs und vier kleine Mädels mit ihren Müttern sowie die beiden Teenager Kseniya und Katsiaryna, die allein reisen durften, zu Gast in Oberberg. Wie in den Vorjahren wurden sie von der Wiedenester Initiative „Den Kindern von Tschernobyl“ eingeladen, um in den Sommerferien Erholung zu genießen. In ihrer Heimat, dem weißrussischen Gomel, haben die Kinder und Jugendlichen zwar auch gerade Sommerferien. Das heißt aber nur schulfrei, nicht frei von den Sorgen der Leukämie, an denen alle erkrankt sind. Und auch hier sind sie nicht frei davon, von der mitgereisten Ärztin, Tatsiana Kireyeva, immer wieder genau beobachtet zu werden.

Umso willkommener sind die unbeschwerten Stunden, die diese jungen Leute, die sich alle schon von ihren Aufenthalten im Krankenhaus kannten, in Oberberg verleben.

Berge von Waffeln und Geschenke

Viele der Erlebnisse werden mit dem Smartphone festgehalten. Auch der Besuch des Damwilds im Gehege bei Unnenberg erzeugt viele Fotos und große Begeisterung. Die Kids halten den Tieren Blätter hin – diese, sonst eigentlich scheu, zupfen vorsichtig an den zarten Ästen und zaubert allen, Groß und Klein, ein Lächeln ins Gesicht.

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Ein neugieriges Reh.

Anschließend geht es ins Unnenberger Dorfgemeinschaftshaus, in dem dank der Mitglieder der Dorfgemeinschaft schon Berge von Waffeln und Geschenke warten. Die müssen aber noch ein bisschen länger warten, erst lockt der Spielplatz.

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Den Spielplatz nehmen die Kids noch mit.

Die Erwachsenen stärken sich derweil bei Kaffee und Waffeln und Maksims Mutter, Nadzeya Koshman, berichtet, dass die Zeit in Oberberg auch sie mit Freude erfüllt. Sie ist alleinerziehend, braucht in Gomel viel Kraft, die sie in diesen drei Wochen auch daraus schöpft, dass ihr Sohn hier so glücklich ist. „Die Menschen haben uns unglaublich freundlich willkommen geheißen“, sagt sie und fügt hinzu, das sei etwas ganz Besonderes. Die Mitglieder der Wiedenester Initiative sind im Gegenzug davon überzeugt, dass ihre Gäste etwas Besonderes sind. Helga Stoffel sagt: „Die Harmonie innerhalb der Gruppe ist bemerkenswert. Das spüren wir alle.“ Am kommenden Wochenende reisen die Gäste wieder ab. Während der 38-stündigen Busfahrt werden sicherlich viele Gespräche um das Erlebte kreisen.

Um auch weiterhin diese Art der Erholung anbieten zu können, ist die Initiative auf Spenden angewiesen, wie die stellvertretende Vorsitzende, Renate Achenbach, erklärt: „Nur bitte keine Sachspenden. Die können wir nicht mehr annehmen.“ Infos zur Initiative gibt es unter (02261) 4 12 57 bei der Vorsitzenden Gudrun Irle.