MorsbachKünstlerinnen halten der Pandemie ihre Kreativität entgegen

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Mit Farbe gegen die graue Tristesse: Christiane Stochus-Schumann ließ sich in ihrem Atelier über die Schulter gucken.

Mit Farbe gegen die graue Tristesse: Christiane Stochus-Schumann ließ sich in ihrem Atelier über die Schulter gucken.

Morsbach – Ihre Kunst mit anderen zu teilen – das wollen sie sich von der Pandemie nicht nehmen lassen. Nachdem der Engelskirchener Kulturverein EngelsArt die Aktion „Offenes Atelier“ in diesem Jahr wegen Covid-19 abgesagt hatte, entschieden sich drei Mitglieder der Gruppe Kunstwerk66 aus Morsbach, ihre Werke und Schaffensstätten dennoch zu zeigen. „Zu Hause habe ich genug Platz, um Abstände einzuhalten“, sagt Christiane Vogel (59) aus Morsbach-Rhein.

Die Kunstbegeisterten sollten sich vorher für einen Termin am Wochenende anmelden, vier Besucher nahmen diese Möglichkeit wahr und ließen sich von der Künstlerin ihr Atelier zeigen. Christiane Vogel hat in der ehemaligen Wohnung ihres Sohnes eine kleine Galerie eingerichtet. Ihrer Leidenschaft für die Kunst geht Vogel seit mehr als 30 Jahren nach. In ihrem Atelier sind Marionetten zu bewundern, mittlerweile arbeitet sie aber hauptsächlich an Assemblagen.

Die Natur und der Baumarkt sind Quellen der Kreativität für Christiane Vogel, die vier Kunstfreunde zu sich nach Hause einlud.

Die Natur und der Baumarkt sind Quellen der Kreativität für Christiane Vogel, die vier Kunstfreunde zu sich nach Hause einlud.

Auf großen Leinwänden arrangiert sie Materialien wie Holz, Draht, Stoff bis hin zu Federn aus Plastik, dazu kommen kräftige Farben. Ihre Skulptur „Ring des Lebens“ verbindet Holz, Metallkugeln, Baumscheiben und Plexiglas miteinander, jedes Detail steht jeweils symbolisch für Aspekte des Lebens, wie Problemlagen, Glücksmomente oder Augenblicke der Entscheidung. „Ich geh lieber in den Baumarkt als in die Boutique“, sagt Vogel und lacht. Inspiration holt sie sich aber auch aus der Natur: „Wenn ich draußen etwas schönes sehe, mache ich ein Foto und nehme es mir als Vorbild.“

Terminabsagen treffen Künstler hart

Eine lokale Berühmtheit in ihrem Atelier ist eine lebensgroße Marionette mit dem Namen Elfriede Schmitt, eine ältere Dame. Elfriede besuchte in ihrem Marionettenleben schon viele verschiedene Orte, war beim Zahnarzt und im Museum. Auf einer eigenen Facebook-Seite werden ihre Abenteuer dokumentiert.

Kunstwerke in diesem Jahr zu zeigen war nicht leicht, viele Termine wurden abgesagt. Das trifft die Künstler hart, sagt Vogel. „Für uns Kreative ist es immer eine Freude, wenn jemand vorbeikommt und ein Lob ausspricht.“ Für alle, die nicht vorbeikommen konnten oder wollten, plant Christiane Vogel einen virtuellen Rundgang durch ihr Atelier. Christina Stoschus-Schumann (61) aus Ellingen hat die Morsbacher Aktion initiiert. In ihrer Malwerkstatt stellte sie farbenfroh leuchtende Aquarellgemälde aus. Anfang des Jahres hatte sie viel Geld in Materialien wie Bilderrahmen investiert – dann fiel eine Kunstmesse nach der anderen aus.

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Immerhin: Stattdessen hatte sie mehr Zeit zum Arbeiten an neuen Kunstwerken. „Ich habe während des Lockdowns im Frühling jede Nacht gemalt.“ Entstanden ist dabei eine Reihe von kleinen Aquarellen. Weil sie diese nicht ausstellen kann, präsentiert Christina Stoschus-Schumann sie auf ihrer Internetseite, damit andere daran teilhaben können. Denn die 61-Jährige ist überzeugt: „Kunst heilt und ist gut für die Seele.“ Und das ist in den Zeiten der Corona-Pandemie nur noch wichtiger geworden.