Nördlich der Neye-SiedlungEin drei Hektar großes Neubaugebiet soll entstehen

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Geplantes Neubaugebiet Unterhalb von Niederroettenscheid und oberhalb der Nikolaussttraße mit Blick in Richtung Neye

Wipperfürth/Lindlar – Bislang wurde das Thema nur hinter verschlossenen Türen verhandelt: Die Stadt Wipperfürth will nördlich der Neye-Siedlung, zwischen Nikolausstraße und Niederröttenscheid, ein Neubaugebiet planen. Das Areal ist  über drei Hektar groß, es soll Platz für rund 45 Baugrundstücke bieten. Vorgesehen sind ausdrücklich auch Mehrfamilienhäuser und Mietwohnungen. „Die Flächen hat die Stadt  gekauft, derzeit verhandeln wir mit mehreren möglichen Erschließungsträgern“, sagt Dirk Kremer, Beigeordneter der Stadt Wipperfürth, als Dezernent für Bauen und Planen zuständig und zugleich Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft WEG. Seit Jahren sucht die Stadt neues Bauland, rund 250 Interessenten stehen aktuell auf einer Liste der WEG.

Das Neubaugebiet Reinhagensbusch

Zwischen der Neye-Siedlung der und der Stadtgrenze Hückeswagen entsteht ein 3,7 Hektar großes Neubaugebiet. Vor drei Jahren wurde das Planverfahren eingeleitet, im Frühjahr 2022 soll  der Bebauungsplan verabschiedet werden, im Herbst 2022 könnte der Verkauf der Grundstücke beginnen. Auch hier soll eine Obergrenze von 149 Euro pro Quadratmeter erschlossenes Bauland gelten. Ursprünglich  war die Fläche Reinhagensbusch weder im Regionalplan noch im Flächennutzungsplan gewesen, dadurch zieht sich das Planverfahren in die Länge.  Für das Neubaugebiet Neye-Nord gibt es dieses Problem nicht.

Die Politik macht Druck

Dass das Thema jetzt öffentlich wird, liegt an der Politik. Für den kommenden Stadtentwicklungsausschuss am 1. Dezember haben alle fünf Ratsfraktionen – auf Initiative der SPD – einen  gemeinsamen Antrag eingereicht. Dort heißt es „Die Verwaltung wird beauftragt, bis spätestens zur nächsten Ausschusssitzung im Frühjahr 2022 eine beschlussreife Vorlage mit einer ersten Abgrenzung des möglichen neuen Baugebietes vorzulegen.“

Die Politik drückt dabei mächtig aufs Gaspedal. Der Beschluss zur Einleitung eines Bebauungsplanes könnte bereits am 1. Dezember erfolgen, heißt es in der Begründung.  Ziel sei die Neuschaffung von Wohnbauflächen – Ein- und Zweifamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Mietwohnungen, sozialer  Wohnungsbau  und barrierefrei. Das Neubaugebiet soll über die Kreisstraße 11/Egener Straße erfolgen. „Hierzu führen wir bereits erste Gespräche mit dem Kreis“, sagt Kremer.  Im Juni 2019 hatte der Rat dem Grundstückskauf zugestimmt.

„Wir wollen preisgünstiges Bauland schaffen.“

Der Preis pro Quadratmeter erschlossenes Bauland, den der Träger vom Bauherr verlangen darf, soll maximal bei 149 Euro pro Quadratmeter liegen, so wie es das 2005 beschlossene Bodenmanagement vorsieht. Der Preis wurde seitdem nicht angepasst. Trotz der stark gestiegenen Baupreise hält Kremer dieses Ziel für machbar. Im Neubaugebiet Reinhagensbusch, dessen  Planverfahren vor drei Jahren eingeleitet wurde, werde man diesen Preis auch einhalten, so Kremer. „Wir wollen preisgünstiges Bauland schaffen.“ 

Der Politik aber geht das alles zu langsam voran, und darum hat sie jetzt den Antrag eingereicht. „Wir laden die Verwaltung ein, sich mit uns zu bewegen“, sagt SPD-Fraktionschef Frank Mederlet. Schon 2016 habe die SPD  einen runden Tisch zum Thema Baulandentwicklung  mit allen Beteiligten vorgeschlagen, ohne Erfolg. „Vom verantwortlichen Dezernenten habe ich deutlich mehr erwartet“, kritisiert der SPD-Fraktionschef.

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Der günstige Preis ist entscheidend

Die CDU hatte kürzlich im nicht-öffentlichen Teil des Fachausschusses einen Fragenkatalog  zu Reinhagensbusch eingereicht. Nach Informationen unserer Zeitung soll die Verwaltung dort auch  das vorgesehene Neubaugebiet Neye-Nord erwähnt haben. Die Informationen seien allerdings unbefriedigend gewesen, erklärten mehrere Politiker übereinstimmend.  „Wir wollen als Politik ein Zeichen setzen, dass es weiter geht“, sagt CDU-Fraktionschef Friedhelm Scherkenbach. Dabei sei ein günstiger Preis aus Wipperfürther Sicht ganz wichtig, um im Wettbewerb mit anderen Kommunen punkten zu können. Wipperfürth habe einen Nachteil, was die Verkehrsanbindung angehe, so Scherkenbach. „Wenn Lindlar  189 Euro pro Quadratmeter verlangt, dann müssen wir darunter liegen.“

Miteinander geht anders

Ein Kommentar von Stefan Corssen zu Neve-Nord

Seit Jahren zieht sich die Entwicklung neuer Baugebiete in  Wipperfürth  in die Länge. Jetzt ist den Politikern die  Geduld gerissen.  Dass alle fünf Ratsfraktionen gemeinsam die Verwaltung  beauftragen, das Gebiet Neye-Nord jetzt anzupacken, zeigt deutlich, wie groß die Unzufriedenheit mit der Verwaltung und speziell mit dem Baudezernat ist.     Das Beispiel Reinhagensbusch zeigt geradezu exemplarisch, wie man es nicht machen  sollte. Im Herbst 2018 wurde das Planverfahren eingeleitet. In zwei Jahren könne hier die erste Bautätigkeit erfolgen, versicherte damals  Stephan Hammer, Leiter der Bau- und Planungsabteilung. Mittlerweile sind drei Jahre vergangen, bis die ersten Bagger anrollen, wird  mindestens noch ein Jahr vergehen.  Auch der Busbahnhof tritt seit Jahren auf der Stelle. Kein Wunder, wenn  der Politik die Hutschnur platzt. Wenn aber Verwaltung und Politik mehr gegen- als miteinander arbeiten, kann daraus nichts Gutes erwachsen.  Den  Schaden haben die Bürger. Und darum ist jetzt auch Bürgermeisterin Anne Loth gefordert.

Auch Christoph Goller, Fraktionschef der Grünen, und sein FDP-Kollege Franz-Josef Flosbach sehen den fraktionsübergreifenden Antrag  für Neye-Nord als eine Möglichkeit der Politik,  Tempo zu machen und  Druck auf die Verwaltung auszuüben.  Flosbach hält zudem den Preis von 149 Euro pro Quadratmeter für nicht mehr gerechtfertigt, darüber müsse man diskutieren, so der FDP-Fraktionsvorsitzende.  Grüne und UWG seien dem Vorstoß der SPD auch gefolgt, weil man gerade im Mietwohnungsbau großen Nachholbedarf sehe, sagte Grünen-Chef Goller. Der Wunsch in der Bevölkerung nach Bauland sei groß, das hätten auch die Bürgerspaziergänge ergeben, betont UWG-Fraktionschef  Klaus Felderhoff.