Fassade bleibtDer denkmalgeschützte „Rheinische Hof“ in Nümbrecht wird zum Wohnhaus

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Max Zielenbach (26) möchte den „Rheinischen Hof“ im Zentrum von Nümbrecht zum Wohnhaus umbauen.

Max Zielenbach (26) möchte den „Rheinischen Hof“ im Zentrum von Nümbrecht zum Wohnhaus umbauen.

Nümbrecht – Seit eineinhalb Jahren hat der ehemalige „Rheinische Hof“ in Nümbrecht einen neuen Besitzer. Der 26-jährige Max Zielenbach ist ein ausgewiesener Liebhaber alter Häuser. Er will dem traditionsreichen Gasthof neues Leben einhauchen und dort sieben Mietwohnungen schaffen. Dabei soll erhalten werden, was erhaltenswert ist.

Der mächtige Bau am Ortsausgang atmet Geschichte. Ende 2019 wurde er nach 152 Jahren geschlossen. Noch hängt die Speisekarte im Schaukasten. Der Wein rankt bis zum Dach um das Schild von „Vierkötters Laube“. Gerhard Vierkötter, letzter Besitzer und Koch des Hotel-Restaurants, ist berühmt unter anderem wegen seines „Kalbsteak Cordon bleu“. Preis laut Karte: 21,00 Euro.

„Ich will nicht, dass etwas kaputt gemacht wird“

Betritt man den Schankraum oder den großen Saal, so meint man, fröhliches Lachen und lautstarke Gespräche zu hören. Zigarrenkisten liegen auf der Theke. Sie sind leer. Rot gepolsterte Stühle stehen verloren im Saal. Ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel liegt auf einem Tisch, daneben steht ein wuchtiger Sessel. Ein Kellner-Block, Kulis, Aschenbecher. An den Wänden die Schatten von Bilderrahmen.

Zielenbach hat sich selbst dafür stark gemacht, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. „Ich will nicht, dass etwas kaputt gemacht wird“, sagt er. Er mag auch nichts wegwerfen: Das verbliebene Inventar verschenkt er lieber an interessierte Nachbarn.

Die Bausubstanz sei gut, bis auf den an der Rückseite angebauten Treppenturm, erzählt er beim Rundgang. Die Naturschieferfassade wird erhalten. Sogar der Schriftzug „Rheinischer Hof“ und der Name „Gerhard Vierkötter“ auf dem Schiefer wird von Zielenbachs Mutter Sabine restauriert – sie ist Malermeisterin. Der neue Besitzer weiß, wie sehr der Name mit dem Gasthof verbunden ist, und er will das wertschätzen.

Neuer Besitzer ist selbst Maurer

Max Zielenbach hat Maurer gelernt und den Meister gemacht. Gerade absolviert er einen Lehrgang zum „Restaurator im Maurerhandwerk“ in der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld im Westmünsterland. Seine Leidenschaft wurzelt in der Kindheit, als er dem Vater, einem Bauunternehmer, bei Renovierungen helfen durfte.

Eins seiner jüngsten Projekte war der Umbau des Alten Forstamtes in Waldbröl. Er scheint alte Häuser zu sammeln. Vier solcher Denkmäler besitzt er bereits. Die neu geschaffenen Wohnungen waren sehr schnell belegt.

Das Denkmalamt hat den Umbau schon genehmigt, das Bauamt entscheidet noch – aber Zielenbach ist zuversichtlich. Der Baubeginn ist für November geplant. Im Moment sei die Materialbeschaffung zu teuer. Der bekannte Schankraum wird als Wohnung um die alte Theke herum gebaut – deshalb lehnt der Bauherr alle Anfragen nach der Theke ab, die zum Beispiel vom ehemaligen Stammtisch gekommen sind.

Vieles soll erhalten und in den Umbau integriert werden

Die Buntglas-Holz-Fenster schützt er, indem moderne Fenster von innen vorgesetzt werden. Auch die massiveren Türen sollen erhalten bleiben. Kompromisslos neu wird die Wasser- und Stromversorgung. Die Heizung wird hybrid mit Pellets und Gas betrieben. Eine barrierefreie Treppe wird den maroden Treppenturm ersetzen – hinten schräg ans Haus angesetzt, damit man sieht: Das ist neu.

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Die innere Treppe ist geschützt, aber zu schmal für heute. Sie bleibt erhalten, wird aber nicht genutzt. Aus den ehemaligen Hotelzimmern im Obergeschoss werden Wohneinheiten, und alle sind rollstuhlfähig.

Wenn alles nach Plan läuft, wird Nümbrecht ein Schmuckstück seiner Geschichte behalten. Nach dem Rundgang geht der junge Bauherr zu seinem Auto: Es ist ein uralter Ford Pickup mit einer 8-Zylinder-Maschine. Sehr gut erhalten, natürlich.