Gegen den HausarztmangelNümbrecht will kommunales MVZ gründen

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Schild am Ortseingang von Friedrichskoog in Schleswig-Holstein.

Ein Plakat mit dem Text "Wir suchen einen Hausarzt / Ärztin - Praxis vorhanden" steht am Ortseingang von Friedrichskoog in Schleswig-Holstein. Hausärzte werden in vielen ländlichen Regionen in ganz Deutschland gesucht.

Um dem Hausärztemangel entgegenzuwirken, will die Gemeinde Nümbrecht ein kommunales medizinisches Versorgungszentrum (KMVZ) gründen. Dieses soll als Mieter in die Mediclinic am Kurpark einziehen. 

Die Gemeinde Nümbrecht plant die Gründung eines kommunalen medizinischen Versorgungszentrums (KMVZ).  Einen entsprechenden Beschluss soll der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung beschließen. Der Zukunftsausschuss des Rates hat eine entsprechende Empfehlung am Montagabend bei einer Enthaltung ausgesprochen.

Einziehen soll das kommunale MVZ, das Platz nicht nur für Haus-, sondern auch für Fachärzte bieten soll, als Mieter in Räumlichkeiten des  Medicenters, das der Wiehler Michael Pfeiffer zurzeit in Nachbarschaft des Nümbrechter Kurparks errichtet und das etwa bis Ende nächsten Jahres stehen soll. 

Gründungspotenzial ist vorhanden

Nümbrecht bildet gemeinsam mit Waldbröl und Morsbach einen hausärztlichen Planungsbereich. Mit Stand März dieses Jahres hat dieser Bereich einen hausärztlichen Versorgungsgrad von 79,9 Prozent. Das heißt: 8,5 Hausarztstellen sind in den drei Südkreis-Kommunen nicht besetzt, berichtete Gabriele Dostal von der Beratungsgesellschaft Dostal & Partner am Montag in der Sitzung des Zukunftsausschusses.

Nach Gesprächen mit der Nümbrechter Ärzteschaft habe sich gezeigt, dass ein „Gründungspotenzial“ vorhanden sei. Zwei Ärzte hätten bereits  ganz konkret Interesse signalisiert, sich in dem zu gründenden KMVZ zu engagieren, ein dritter habe geäußert, er könne sich gut vorstellen, nach der Gründung dazuzustoßen. „Wir gehen davon aus, dass wir mit drei Sitzen starten können, hoffen aber, dass es noch mehr werden“, sagte Bürgermeister Hilko Redenius.

Betreiber soll eine GmbH sein

Hintergrund der geplanten Gründung ist, dass es zunehmend schwieriger wird, Hausarztpraxen auf dem Land zu besetzen. „Wir beschäftigen uns mit dem Thema seit zehn Jahren“, so Redenius. Das KMVZ solle jene Ärzte ansprechen, die etwa aus Work-Life-Balance-Gründen nicht als Selbstständige praktizieren wollen oder die sich neben der Arbeit nicht auch noch mit aufwendigen Dokumentationen und Abrechnungen aufhalten wollen - Aufgaben, die im KMVZ delegiert werden sollen.

Die Gemeinde, so sieht es der Plan momentan vor, will eine GmbH gründen, um die KMVZ zu betreiben. Die würde einen ärztlichen und einen kaufmännischen Leiter einstellen. An diese GmbH wären die Arztsitze dann gebunden, sodass die Gemeinde Einfluss auf die Ärzteversorgung nehmen könnte. Um Gewinnmaximierung gehe es nicht, versichert der Bürgermeister, „es geht uns einzig und allein um eine langfristige gute Ärzteversorgung“.

Nachdem das MVZ in Gummersbach-Derschlag in den letzten Tagen einige Negativ-Schlagzeilen produziert hatte, wollte Thomas Hellbusch (CDU) von Gabriele Dostal wissen:  „Was ist da schiefgelaufen? Wie sichern wir uns ab, dass so etwas nicht auch bei uns passiert?“ Dostal verwies in diesem Zusammenhang auf die Stellungnahme der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV NR), die unter der Überschrift „Faktencheck“ über das „MVZ Der Arzt“ in Derschlag schrieb: „Die zuständigen KV-Fachabteilungen haben bei Leistungsabrechnungen Auffälligkeiten festgestellt, die nun überprüft werden müssen.“ Solche Auffälligkeiten sollen in einem Nümbrechter KMVZ dadurch unterbunden werden, dass das Abrechnungswesen an Fachleute delegiert werden soll.

Der Gemeinderat hat das Thema am 15. Juni auf der Tagesordnung und soll dann zunächst einmal beschließen, die Gründung des KMVZ weiterzuverfolgen und die Verwaltung entsprechend zu instruieren.