Tests statt Schulungen„Rescue-Service“ hilft Kreis beim Kampf gegen Corona

Lesezeit 3 Minuten
An der Teststation Hückeswagen sind Mitarbeiter des Müllenbacher Unternehmens im Einsatz.

An der Teststation Hückeswagen sind Mitarbeiter des Müllenbacher Unternehmens im Einsatz.

Oberberg – Zwangsschließung, Kurzarbeit und zurückhaltende Kunden – unter der Corona-Krise leiden auch im Oberbergischen viele Unternehmen. Doch einige können auch in Zeiten der Pandemie ihr Geld machen, sind gar besonders gefragt. So auch der „Rescue-Service“ in der Marienheider Ortschaft Müllenbach.

Das Unternehmen wurde von der Kreisverwaltung damit betraut, an der Corona-Teststraße in Hückeswagen die Abstriche für die Laboruntersuchungen vorzunehmen. „Der ganze Vorgang dauert nur zwei Minuten“, sagt Heiner Grütz, Gesundheitsökonom und einer der Geschäftsführer des Rescue-Service, der als Dienstleister für den Kreis sein Personal für den Stationsbetrieb zur Verfügung stellt.

Personal trotz Pandemie aufgestockt

Das Unternehmen ist derzeit an fünf Tagen in der Woche mit speziell geschultem Mitarbeitern vor Ort. Pro Tag werden bis zu 240 Tests durchgeführt. Dass die Wahl der Kreisverwaltung auf das Müllenbacher Unternehmen fiel, ist kein Zufall. Schon seit Jahren ist die Firma in den Bereichen Arbeits-, Verkehrs- und Notfallmedizin aktiv.

Gesellschafter und Mitgründer Joachim Kurz ist Notfallsanitäter und Erste-Hilfe-Ausbilder. Er schildert, dass die inzwischen bundesweit agierende Firma Anfang des Jahrtausends von vier Leuten aus dem Rettungsdienst mit der Absicht gegründet worden sei, ihre Kenntnisse weiterzugeben.

Notfallschulungen und verkehrsmedizinische Gutachten

Im Laufe der Jahre sei die Mitarbeiterzahl ständig gestiegen, coronabedingt wurde sogar noch einmal aufgestockt. Anfang Januar will das Unternehmen vom jetzigen Firmensitz im Müllenbacher Buchhohl in das größere, bisherige Gebäude der Volksbank schräg gegenüber umziehen.

Neben der Ausbildung für Erst- und Brandschutzhelfer werden auch verkehrsmedizinische Gutachten für Berufskraftfahrer erstellt oder die Atemschutztauglichkeit von Feuerwehrleuten festgestellt. Zum Portfolio der Notfallschulungen für Anästhesisten und Klinikpersonal gehöre auch das Training von Hausärzten für Ausnahmesituationen. „Aktuell haben wir 25 Beschäftigte, darunter vier Ärzte und vier Fachkräfte für Arbeitssicherheit“, sagt Grütz.

Online-Seminare erschweren Ausbildung

Doch die Corona-Pandemie bedeutete auch für den Rescue-Service eine Zäsur. Allein im November und Dezember habe das Unternehmen knapp 50 seiner geplanten Seminare absagen müssen. Auch für Januar und Februar wurde alles storniert. Die Absagen habe vor allem Fortbildungskurse für Fachpersonal in den Betrieben betroffen.

Während viele Mitarbeiterunterweisungen bei Firmen aus dem Kundenstamm per Internet erfolgen würden, sei beim Infektionsschutz die Präsenz der Teilnehmer erforderlich: „Ich kann nur schwer dem Umgang mit Schutzkleidung per Video demonstrieren“, sagt Grütz.

Schnelltests nicht anerkannt

Corona sorgt beim Rescue-Service aber nicht nur für Streichungen, sondern auch für neue Geschäftsfelder: Es gibt Seminare für Pflegemitarbeiter zur Durchführung von Schnelltests. Zudem könnten Kunden ihre Mitarbeiter zu einer Infektionssprechstunde schicken, um durch einen Schnelltest Corona von einem Schnupfen zu unterscheiden.

Grütz betont jedoch, dass diese Schnelltests nicht von den Gesundheitsämtern anerkannt werden und nicht die gleiche Aussagekraft besitzen wie PCR-Tests, die etwa in den Drive-in-Teststationen durchgeführt würden. Allerdings gebe ein positives Ergebnis einen deutlichen Hinweis auf eine vorliegende Infektion.

Das könnte Sie auch interessieren:

In der Corona-Teststation in Hückeswagen hat der Rescue-Service ebenfalls alle Hände voll zu tun. Jessica Schöler vom Oberbergischen Kreis berichtet, dass seit dem Start Anfang November mehrere tausend Tests durchgeführt worden seien.