Steine für NamibiaUnternehmenspreis für Entwicklung geht an Gummersbacher

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Unternehmensgründer Dr. Gerhard Dust aus Dieringhausen lässt die Steine in und für Namibia produzieren.

Unternehmensgründer Dr. Gerhard Dust aus Dieringhausen lässt die Steine in und für Namibia produzieren.

Gummersbach – Der Deutsche Unternehmenspreis für Entwicklung 2021 geht an einen Gummersbacher: Dr. Gerhard Dust ist jetzt mit seiner Polycare Research Technology GmbH & Co. KG in der Kategorie „Wirtschaft für Entwicklung“ ausgezeichnet worden. Alle zwei Jahre wird mit dem Preis auf Initiative der Carl-Duisberg-Gesellschaft im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung das Engagement von Unternehmen gewürdigt, die in Entwicklungs- und Schwellenländern etwas Gutes für die Menschen leisten. Das macht  Dust mit seiner 2010 gegründeten  Polycare.

Der Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens hat ein innovatives System für den Gebäudebau entwickelt, das die Ressourcen der Erde schont und Kohlenstoffdioxid einspart. Dust lebt mit seiner Frau seit den 1970er Jahren in Dieringhausen, sein Unternehmen aber sitzt im thüringischen Suhl. Für sein innovatives Gebäudebau-System ist er nicht zum ersten Mal ausgezeichnet worden: In mehrjähriger Forschung hatten Dust und Kollegen seit 2010 ein marktreifes Konzept entwickelt, mit dem Häuser aus einfachen steckbaren Elementen aus Polymerbeton erstellt werden.

An Lego anglegt

Die Steine, die aus Wüstensand gefertigt werden, sind an das Steckprinzip von Lego  angelehnt. Gerade erst ist Dust aus dem afrikanischen Namibia zurückgekehrt, wo die örtliche, 2019 gegründete Polycare-Gesellschaft gerade zwei Schwesterwohnheime baut. Dort ist auch schon eine kleine Siedlung mit zwölf Häusern mit den Steckbausteinen entstanden. Weitere Schwesterfirmen seien in Planung, berichtet Dust: „Die nächste Fabrik soll Ende des Jahres in Kapstadt in Südafrika entstehen.“ Binnen fünf Jahren sollen dann Betriebe etwa in Ghana, Nigeria und auch in Japan dazukommen. 30 Gesellschaften seien angepeilt, berichtet Dust: „Dann werden wir pro Jahr etwa 10.000 Häuser bauen und damit  200.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen. Gegenüber der herkömmlichen Bauindustrie verbrauchen wir 60 Prozent weniger CO2.“

Die Ressourcen der Erde zu schonen, sei sein Leitgedanke, berichtet Dust: „Der Baustoff Sand wird in absehbarer Zeit knapp. Und mittlerweile stehen viele Gebäude nur noch 30 Jahre und werden dann abgerissen.“ Mit den Bausteinen seines Unternehmens könnten Häuser nicht nur auf-, sondern auch wieder abgebaut werden. Die Steine seien beinahe „unkaputtbar“, sagt Dust. Sie könnten dann für andere  Gebäude wiederverwendet werden. Die Steine hat Polycare mittlerweile weiterentwickelt: Sie bestehen aus 90 Prozent Sand und 10 Prozent Polyesterharz, das zu einem guten Teil aus recycelten Plastikflaschen hergestellt wird.

Mit dem Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro   will Dust ein Haus für Studenten und Professoren im französischen Architekten-Camp Boisbuchet errichten – um sein Bausystem weiter bekannt machen. Arnd Gaudich