Prozess wegen Auspuff-KrachWaldbröler fuhr Oldtimer-Besitzer hinterher

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Mit dem Krachen des Auspuffs an seinem alten Auto soll ein Morsbacher einen Waldbröler zur Weißglut getrieben haben. Symbol-

Waldbröl – Nahezu Tag für Tag, mehrere Wochen lang, soll ein heute 21 Jahre alter Dachdecker Ende des vergangenen Jahres mit seinem Auto auf der Siegener Straße zwischen den Waldbröler Ortschaften Biebelshof und Escherhof mit dem Gaspedal gespielt und den Motor des alten Fahrzeugs aufheulen gelassen haben. Und zwar immer dann, wenn die dort für eine Sanierung der Straße aufgestellte Baustellenampel rot aufleuchtete.

„Das klang wie ein Düsenjet, jedes Mal standen wir im Bett“, erklärte jetzt ein 34 Jahre alter Anwohner vor dem Amtsgericht in Waldbröl. Dort musste er sich den Vorwürfen der Beleidigung, der Nötigung und der Körperverletzung stellen. Die Staatsanwaltschaft warf dem Mann, der damals bei einer Baufirma arbeitete, vor, er habe die Sache selbst regeln wollen, er habe jenen Autofahrer am frühen Abend des 12. Dezember verfolgt, gestellt und ihn schließlich durch das geöffnete Seitenfenster ins Gesicht geschlagen. Am Ende wurde das Verfahren gegen ihn aber ohne Auflagen eingestellt.

Den Oldtimer-Fahrer tatsächlich zur Rede gestellt

Der Waldbröler hatte eingeräumt, dass er dem Morsbacher tatsächlich nachgefahren war, nachdem dieser wieder einmal an der roten Ampel das Standgas betätigt habe. „Ich habe eine drei Jahre alte Tochter, wir alle standen im Bett, wenn der wieder vorbeikam“, führte der heute Arbeitssuchende aus. Denn oft sei es vorgekommen, dass der Dachdecker auch spät in der Nacht oder am frühen Morgen mit laut knallendem Auspuff durch Escherhof gefahren sei und dann an der Ampel eben sinnlos Gas gegeben habe. „Da bin ich ihm mit meinem Auto hinterher.“

Aber weder habe er ihn an der örtlichen Bushaltestelle gefährlich ausgebremst, noch habe er zugeschlagen. Wohl habe es ein hitziges Wortgefecht mit der ganzen Bandbreite an Beleidigungen gebeben, auch habe er nach dem Arm des Oldtimer-Fahrers gegriffen und diesen zurückgeschlagen, weil der Morsbacher Anstalten gemacht habe, seinerseits aus dem Fenster heraus zuzuschlagen. „Dabei hatte er etwas Silbernes in der Hand, was ich nicht erkennen konnte“, erklärte der Beschuldigte. „Ich wollte mich nur schützen.“

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Das mutmaßliche Opfer gab zu, dass der Auspuff an dem alten Auto damals kaputt sei und dieses daher sehr laut gewesen sei. Und er sagte auch, dass er sich von diesem Wagen inzwischen getrennt habe – „kein Tüv mehr“. Der Dachdecker schilderte zudem, dass er von dem Beschuldigten gestoppt worden sei, „danach gab ein Wort das andere“. An einen Schlag oder ein Handgemenge könne er sich aber nicht erinnern. Er sei allenfalls von einer Hand gestreift worden. „Die Kopfschmerzen hatte ich aber schon vorher.“

Im Einvernehmen mit allen Beteiligten beendete Richter Dr. Jan Röleke das Verfahren. Immerhin, so war zu erfahren, herrsche an der Straße seit dem Vorfall Ruhe. Dazu der Verteidiger: „Mein Mandant ist heute der Held der Nachbarschaft.“