Giftige und leckere ExemplareExperte gibt in Reichshof Tipps für eine Pilztour

Lesezeit 3 Minuten
Daniel Frank zeigt eine Plizart

Daniel Frank zeigt am Blockhaus giftige und leckere Exemplare.

Reichshof – Eine schaurig schöne Zeit hatte die Touristinfo Reichshof den Teilnehmern zu Halloween versprochen. Und tatsächlich: Rund 15 Frauen und ihre Kinder begegneten Serienkillern, Massenmördern, Hexen und Panthern – allerdings in Form von Pilzen. Mit Daniel Frank, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, ging es auf „Pilzsuche mit Gruselfaktor“ rund um das Blockhaus.

Nach einer kurzen Einführung durch den mit Teufelshörnern kostümierten Pilzexperten machte sich die Gruppe neugierig auf den Weg, um die Zwitterwesen zwischen Pflanze und Tier am Wegesrand aufzuspüren. Als erstes entdeckte sie den in dieser Zeit massenweise auftretenden Hallimasch an Baumstümpfen – ein Forstschädling, der auch lebende Bäume befallen und sie zum Absterben bringen kann.

Der kahle Krempling gilt als „Serienkiller“

Daniel Frank erläuterte, dass sowohl die honiggelbe als auch die dunkle Variante immer wieder zu Vergiftungen führe. Lange Zeit habe der Hallimasch als Speisepilz gegolten, der zwar roh giftig sei, doch nach Kochen und Braten sogar heilkräftige Wirkungen entfalte. Es habe sich aber gezeigt, dass Menschen uneinheitlich auf diesen Pilz reagieren – bei einigen treten keine Symptome auf, andere leiden unter Übelkeit und Durchfall infolge von Schäden an der Magenschleimhaut.

Kurz darauf zeigte sich der „Serienkiller“ – ein kahler Krempling, der früher sogar als Marktpilz gehandelt wurde. Auch bei ihm zeigen sich Symptome nur bei manchen Leuten, dann aber nach mehrmaligem Genuss mit einer schweren allergischen Reaktion bis hin zum Zerfall der roten Blutkörperchen.

Den „Massenmörder“ namens Grüner Knollenblätterpilz fand die Gruppe nicht. Daniel Frank, der auch als Sachverständiger für den Giftnotruf Bonn der Uniklinik tätig ist, berichtete jedoch von einem Mann, der vor zwei Wochen nach dem Genuss von vier Exemplaren dem Sensemann gerade noch von der Schippe gesprungen ist.

Nach den Schauergeschichten fand die zehnjährige Olivia Paloma Pütz aus Gummersbach einen schönen Perlpilz, von dem die Pilzsucher erleichtert erfuhren, dass dieser essbar und sehr lecker ist. Daniel Frank erklärte die Unterschiede zum giftigen Pantherpilz und warnte, dass diese beiden Arten gelegentlich auch nebeneinander wachsen.

Eine Frau entdeckte einen flockenstieligen Hexenröhrling, den sie gern einem Mädchen im Hexenkostüm schenkte. „Das ist ein Zauberpilz“, verriet der Pilzsachverständige den Kindern. Er führte vor, dass die gelbe Farbe nach dem Anschneiden innerhalb von Sekunden über grün und blau zu schwarz wechselt: „Dennoch ist das einer der besten Speisepilze.“

Interessante Lebensform

Zum Ende der Wanderung füllten noch einige leckere Maronen die Pilzkörbe und der Experte freute sich, dass er der Gruppe passend zu Halloween „Hexenbutter“ präsentieren konnte: „Dieser gelbe Schleimpilz ist zwar nicht essbar, aber eine interessante Lebensform, die sich bewegen kann und einer Amöbe ähnelt.“

Die Begeisterung war beeindruckend, mit der die Kinder die dreistündige Tour ohne Murren absolvierten. Zurück auf dem Parkplatz gab es für sie einen Korb voller Süßigkeiten. Daniel Frank überprüfte noch einmal die gesammelten Schätze und bot der Gruppe an: „Wenn Sie demnächst alleine auf Pilztour gehen, können Sie gerne bei mir zu Hause vorbeikommen und ich kontrolliere kostenlos Ihren Pilzkorb.“

Expertentipps für eine Pilztour

  • In einen Korb sammeln, damit die Pilze nicht gedrückt werden und nicht schwitzen.
  •  Die Pilze mit Knolle vorsichtig herausdrehen und mit einem Pinsel putzen. Gerade bei gilbenden Champignons etwa ist eine sichere Bestimmung ohne Knolle nicht möglich.
  •  Nicht bestimmbare Pilze separat lagern, da bei tödlich giftigen Pilzen der ganze Korb verworfen werden müsste. Bei Unsicherheit den Korb bei einem Pilzsachverständigen in der Nähe sortieren lassen.
  •  Die Fruchtkörper sollten nicht zu alt sein und zügig verzehrt werden – alte oder überlagerte Pilze zersetzen sich schnell und führen dann zu einer Lebensmittelvergiftung.
  •  Bleibt der Fingerabdruck im Hut, ist der Pilz zu alt.
  • Schneckenfraß ist nicht schlimm, aber madige Pilze sind zu meiden.
  •  Fast alle Pilze sind roh giftig – also mindestens 15 Minuten lang erhitzen.
  • „Neugier ist gesund, aber niemals in den Mund“, rät Daniel Frank Kindern, die auf Pilztour gehen. „Beim Beachten dieser Tipps steht einer leckeren Pilzpfanne nichts im Wege.“