Kleines Vermögen am KörperSo teuer ist die Montur der Feuerwehr in Oberberg

Lesezeit 4 Minuten
Drei Generationen von Einsatzkleidung zeigen (v.l.) Wilfried Fischer mit einer Jacke aus den 1990ern, Philipp Genge mit einem Modell aus den 2000er Jahren und Frank Raupach mit Brandbekämpfungsjacke und Helm nach heutigem Standard.

Drei Generationen von Einsatzkleidung zeigen (v.l.) Wilfried Fischer mit einer Jacke aus den 1990ern, Philipp Genge mit einem Modell aus den 2000er Jahren und Frank Raupach mit Brandbekämpfungsjacke und Helm nach heutigem Standard.

Oberberg – Um abgesichert in den Einsatz zu gehen, trägt jede Feuerwehrkraft ein kleines Vermögen am Körper. Wer Flammen bekämpft und unmittelbar großer Hitze ausgesetzt ist, ist mit einer speziell auf diese Ansprüche ausgelegten Jacke und Latzhose im Gesamtwert von rund 800 Euro ausgerüstet.

„Dazu kommen der Schutzhelm für zirka 280 Euro, Stiefel für gut 250 Euro, Handschuhe für knapp 80 Euro“, zählt Philipp Genge die Kosten nur der wichtigsten Kleidungsstücke auf. Der hauptamtliche Feuerwehrmann ist bei der Feuerwehr der Stadt Gummersbach zuständig für das sogenannte Sachgebiet Kleiderkammer – Genge ist gleichsam der Zeugwart für seine 430 überwiegend ehrenamtlich tätigen Kameraden und Kameradinnen.

Viele Kleidungsstücke

Was die kommunale Pflichtaufgabe Brandschutz kosten darf und muss, ist bei allen Städten und Gemeinden im Oberbergischen Kreis ein fortwährendes Thema. Zuletzt in der Gemeinde Reichshof, wo der stellvertretende Wehrleiter im Ausschuss forderte, die Gemeinde solle in neue Schutzkleidung und Uniformen investieren (wir berichteten). Bis zum Planungszeitraum 2025 sind dafür 161.000 Euro vorgesehen.

Dass dieser Betrag keinesfalls zu hoch angesetzt ist, sagt Kreisbrandmeister Wilfried Fischer: „Jede Einsatzkraft sollte mit Dienstkleidung ausgestattet sein, die mit zirka 2000 Euro zu Buche schlägt.“ Die Feuerwehr der Kreisstadt gibt dafür ein gutes Beispiel: Dort erhält jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau in der Regel nicht nur die eingangs erwähnten Kleidungsstücke für den direkten Brandeinsatz. Zusätzlich hat jede Kraft eine weitere Garnitur mit leichterer Jacke, Hose und Handschuhen. Die werden etwa bei technischen Hilfeleistungen und Waldbränden getragen, bei denen Mobilität gefordert ist und die Brandschutzmontur auf Dauer zu schwer wäre, erklärt Kreisbrandmeister Fischer: „Auch bei den Fluteinsätzen im Sommer hat sich gezeigt, dass es die leichtere Garnitur unbedingt braucht.“ Neben diesen Kleidungsstücken für den Einsatz hat jede Gummersbacher Kraft zudem eine Tagesdienstkleidung mit Hose, Jacke, Hemd, Krawatte und Schirmmütze.

Einsatzkleidung

Einmal gekauft, ein Einsatzleben lang getragen? So funktioniert die Ausstattung von Feuerwehrleuten nicht. Allein seit den 1990er Jahren wurden die Einsatzkräfte mehrmals neu eingekleidet. Damals wurden noch im Vergleich zu heute einfache Jacken getragen, aus einlagiger Baumwolle und ohne Schutzmembran. Wer nah an den Brandherd musste, hatte einen Mantel zur Verfügung.

Ende der 1990er Jahre hielten neue Jacken Einzug in die Wehren, erstmals mit Membranen gegen Hitze ausgestattet und reflektierenden Streifen. Sie wurden dann ab Mitte der 2000er Jahre durch bessere Modelle ersetzt, die wiederum zehn Jahre später gegen die heute gebräuchlichen Kleidungsstücke getauscht wurden – mit besserer Membran, mehr Taschen und besserem Sitz. (ag)

Außerdem gibt es einen Pool mit Ersatzkleidung, erläutert Philipp Genge: „Daraus werden Kräfte ausgestattet, deren Schutzjacke und Hose nach einem Einsatz mit Ruß kontaminiert sind. Diese Kleidungsstücke müssen zunächst gewaschen und getrocknet werden.“

In der Summe kommt die Gummersbacher Feuerwehr auf ein paar tausend Kleidungsstücke, über die Genge den Überblick behalten muss. Dafür ist jedes Teil mit einem Strichcode registriert und im Computer eingespeist. Ist ein Teil zu alt, verschlissen oder beschädigt, wird Ersatz besorgt. Zudem müssen die Schutzmembranen in der Brandschutzkleidung regelmäßig kontrolliert werden. Jede Woche ist Berufsfeuerwehrmann Genge bis zu 40 Dienststunden nur mit der Kleidung beschäftigt. Er erledigt die Aufgabe mit Kamerad Thomas Wurm, dem Leiter der Kleiderkammer. In anderen Wehren übernehmen diese komplexe Aufgabe allein ehrenamtliche Wehrleute.

Lebensdauer von zehn bis zwölf Jahren

Die Aufgabe endet nie. Gummersbachs Wehrleiter Frank Raupach erklärt, dass die Brandschutzkleidung laut Hersteller eine Lebensdauer von zehn bis zwölf Jahren hat. Danach muss Ersatz gekauft werden, der auf dem neuesten Stand der Kleidungstechnik sein sollte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Kreisbrandmeister Fischer sagt, dass die von der Gummersbacher Feuerwehr in Sachen Kleidung erreichte Endausbaustufe noch nicht alle Feuerwehren im Kreis erreicht haben. Doch dass die Kommunen in die Kleidung investieren, hält er für wichtig: „Gerade unseren ehrenamtlichen Einsatzkräfte haben einen Anspruch darauf, gut ausgestattet zu sein, um aus den Einsätzen unbeschadet wieder nach Hause zu kommen.“