Tolles Konzert, schlechte NachrichtKantor will Waldbröler Kirchengemeinde verlassen

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Tobias Pfänder und Pascal Salzmann (l.) eröffneten den stimmungsvollen Abend mit der „Petite Suite“ von Claude Debussy.

Tobias Pfänder und Pascal Salzmann (l.) eröffneten den stimmungsvollen Abend mit der „Petite Suite“ von Claude Debussy.

Waldbröl – Gut besucht war der Kammermusikabend der Evangelischen Kirchengemeinde, den Kantor Pascal Salzmann in der Stadtkirche mit Gästen gestaltete. Am frisch gestimmten Flügel musizierte er solo und mit Pianist Tobias Pfänder vierhändig. Anissa Albrecht ergänzte die beiden mit ihrem wunderbaren Klarinetten-Spiel.

Den Auftakt machten die befreundeten Herren mit den ersten beiden Sätzen der „Petite Suite“ von Claude Debussy. Vergnüglich zu hören und zu sehen war diese heitere Musik, die an einen Sommerausflug „Im Boot“ erinnerte, so der Titel des ersten Satzes.

„Dat war juut!“

Die Pianisten saßen eng nebeneinander und bewegten sich synchron zur wellenartigen Rhythmik. „Man muss auf den Atem des Partners achten“, erklärte Tobias Pfänder im Nachgespräch. Jede Bewegung sei wahrzunehmen, damit die Musik ein Ganzes ergebe. Das ist den Künstlern hörbar gelungen – sie kennen sich seit ihrer Studienzeit an der „Hochschule für Musik Franz Liszt“ in Weimar. Man muss einander verstehen, um derart homogen zu spielen.

Pfänder begleitete anschließend seine Partnerin Anissa Albrecht beim Allegro aus dem „Klarinettenkonzert Nr. 1“ von Carl Maria von Weber. Nach langem Vorspiel erhob sich die gesangliche Stimme der Klarinette in den Raum der Hallenkirche, schwebte oder flirrte und kam immer wieder in tiefem Bassklang auf den Boden zurück. Während zunächst frühromantische Waldeinsamkeit vom Flügel erzeugt wurde, blitzten gegen Ende wilde Triolenläufe und Triller auf - dargeboten scheinbar unangestrengt und mit großer Grazie. Nach herzlichem Applaus kam von hinten der trockene Ausruf: „Dat war juut!“

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Diese oberbergische Kurzkritik trifft auch auf die Klarinettensonate Es-Dur op.167 von Camille Saint-Saëns zu, deren erster Satz gespielt wurde. Inmitten einer eher ruhigen Klangwelt flogen die Motive zwischen dem Musikerpaar hin und her. Das Stück von 1921 klingt im besten Sinne noch unmodern. Nachdem der Kantor seine Solo-Virtuosität mit dem „Rondo capriccioso“ von Mendelssohn-Bartholdy unter Beweis gestellt hatte, mischten sich Bravo-Rufe in den Applaus.

Dann das Finale: Schuberts „Fantasie f.moll“ für vier Hände, im letzten Lebensjahr des Komponisten entstanden. Es waren rund 20 Minuten voller Zerrissenheit – Schubert war unglücklich verliebt und ahnte wohl sein Ende. Die vier Sätze gehen nahtlos ineinander über, dafür sind die Pausen umso wichtiger– und erschreckender. Großer, dankbarer Applaus im Stehen und zwei Zugaben.

Im Gespräch kündigte Pascal Salzmann an, dass er Ende Januar die Gemeinde verlassen werde. Er betonte jedoch, dass bis dahin noch ein reiches Programm zu erleben sei. Der großartige Musiker und Ensemble-Leiter wird in Waldbröls Kulturlandschaft schmerzlich fehlen.