„Wir sehen uns als eigene Sportart“Waldbröler gründet eigenes E-Bike-Team

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Robin Hannes in Aktion auf seinem E-Bike.

Waldbröl – Robin Hannes ist leidenschaftlicher Motocrosser und E-Bike-Fahrer.  Er nimmt  mit beiden Zweirädern an Rennen teil und hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er arbeitet bei Zweiradmeister in Waldbröl. Dort setzt man seit 2016 ausschließlich auf E-Bikes. Wie das alles zusammenpasst, darüber sprach Andrea Knitter mit dem 31-Jährigen. 

Seit Ihrer Jugend sind Sie Mitglied im MSC Drabenderhöhe-Bielstein, als Fahrer und als Vorstandsmitglied. Wie passt da  die Leidenschaft für E-Bikes?

Robin Hannes: Fabian Leckebusch, mit dem ich  Motocross gefahren  bin, hat sich vor zehn Jahren mit einem Fahrradgeschäft selbstständig gemacht. Da bin ich von Anfang an dabei.  Bereits seit seit 2016 setzen wir  nur noch auf E-Bikes. Ich  arbeite dort  im Verkauf und in der Beratung. Nach einer Verletzung am Arm 2013 konnte ich eine Zeit lang kein normales Fahrrad geschweige denn ein Motorrad  fahren und bin aufs E-Bike umgesattelt und seitdem nicht umgestiegen.  Mehr noch, ich habe viele Kollegen aus dem Motocross ebenfalls in unser heute 25-köpfiges Team  gezogen.

Sind das nur Männer?

Nein, wir haben auch zwei Frauen dabei.   Der jüngste Fahrer ist 15 Jahre alt und  ich gehöre schon zu den  Älteren. Seit der Saison 2019 haben wir auch Sponsoren gefunden, darunter beispielsweise die    Firma Schwalbe aus Reichshof.

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Viele Kollegen aus dem Motocross sind ebenfalls in das heute 25-köpfiges Team gezogen.

Was macht für Sie den Reiz  aus, mit einem motorisierten Mountainbike zu fahren?

Es  hat für mich als  Motocrosser einen  starken Trainingseffekt.  Es ist vergleichbar mit dem Rennrad. Ich fahre häufiger und konstanter längere Strecken, was der Kondition  gut tut. Da ich mit dem Mountainbike unterwegs bin, mag  ich auch die technisch anspruchsvollen Passagen. Zudem kommt mir als Motocrosser  das hohe Gewicht des E-Bikes  entgegen.  Und wie beim Motocross tragen wir Schutzkleidung. Es gibt also einige Parallelen.

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Sie fahren nicht nur zum Spaß mit dem  E-Bike, sondern auch Rennen. Wie kam es dazu?

Das war 2018 in Wipperfürth, wir sind zu  fünft dahin  gefahren.  Samstag s gab es ein Rennen der Enduro-1-Serie und am nächsten Tag wurde die   E-Bike DM  ausgetragen. Wir sind gestartet und waren aus dem Stand  relativ erfolgreich. Das war die Initialzündung. 2019 sind fünf Fahrer die komplette Serie gefahren, mein Teamkollege Christian Herzberg  wurde Vizemeister. Ich selbst belegte Platz  sieben in der Gesamtwertung. Dann kam Corona und damit eine fast zweijährige  Wettkampfpause, ehe vor kurzem in Winterberg das Dirtmasters-Festival ausgetragen wurde, mit einer eigenen E-Bike-Wertung in der Enduro-Kategorie.

Welche Rolle spielen die E-Bikes bei einem solchen Wettkampf?

Eine noch  untergeordnete.  Unter den  rund 700 Starten   in der Enduro-1-Meisterschaft waren 2019  nur  rund  30 E-Bike-Fahrer und davon haben wir mit unserem Team teils ein  Dutzend Fahrer gestellt. In diesem  Jahr waren weit mehr Starter gemeldet, leider konnten die Rennen aber nicht durchgeführt werden. Wir werden manchmal auch belächelt.

Inwiefern?

Dass wir einen Motor am Mountainbike haben und es daher kein richtiger  Sport sei. Ich sehe es nicht als die höchste Leistung an, es einen Berg nur hinauf zu schaffen, sondern die  technischen Passagen zu meistern. Deshalb gibt es für mich bei den Rennen auch noch zu viele Downhill-Passagen, mehr Uphill wäre super. Es gibt Dinge, die man alleine mit Muskelkraft nicht bewältigen kann.

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Werden Sie bei den Wettkämpfen angesprochen?

Ja, wir gehen den Diskussionen  aber aus dem Weg und sehen uns als eigene Sportart. Jetzt in Winterberg haben wir darum gebeten, uns als erstes in Rennen zu schicken, um nicht  mitten im Feld zu sein, da wir auf den Verbindungsetappen  ja schneller berauf sind und das zu Konflikten führen kann. Daneben gibt es viele Anfrage  von Leuten, die sich  für unseren Sport interessieren. Darunter auch Eltern, die ihre Kinder lieber auf dem E-Bike als auf dem Motorrad sehen. Das nicht nur, weil es deutlich kostengünstiger ist.

Was sind die besonderen Herausforderungen und wie ist ein Enduro-Rennen aufgebaut? 

Ein Enduro-Rennen ist vergleichbar mit einer Rallye, also dem Wechsel von gezeiteten Stages und den Verbindungsetappen. Die Gesamtwertungszeit der zumeist sechs bis acht Stages beträgt 15 bis 20 Minuten. Inklusive der Zwischenetappen sind wir aber etwa zwei bis drei Stunden und um die dreißig Kilometer mit 1000 Höhenmetern unterwegs. Man muss sich  die Kraft  am  Rad einteilen, denn man  kann nicht den ganzen Tag Vollgas fahren. Wir nutzen Akkus mit 630 Wattstunden, was Standard ist. Alle Bikes fahren maximal 25 Stundenkilometer,  darüber hinaus geht es rein mit Muskelkraft weiter. Wie die anderen Teilnehmer auch können wir am Tag zuvor die Strecke begutachten.

Nicht nur Sie, sondern auch  viele  Ihrer Teamkollegen kommen aus dem Motocross. Ersetzen Ihnen die E-Bike-Wettkämpfe das Motorrad?

Nein, noch nicht so ganz,  Motocross bleibt meine Nummer eins. Auch hier habe ich aber schon die Möglichkeit, ein E-Motocross-Motorrad zu nutzen. Mir fehlt auch ein bisschen der  Wettkampfcharakter, weil die  Starterfelder noch nicht so groß sind und es bisher noch zu wenige Rennen im Jahr gibt.  Im Moment denke ich darüber nach, wie ich beides verbinden kann.

Was haben Sie vor?

Ich überlege, ob es nicht möglich ist, auf dem Bielsteiner Waldkurs eine feste Rundstrecke für E-Bikes anzulegen. Das wäre auch für andere Fahrer und vor allem Jugendliche attraktiv, denn es gäbe ein Trainingsgelände in direkter Nähe. Im Hinblick darauf studiere ich die verschiedenen E-Bike-Formate, die es weltweit gibt.

Was sind die konkreten Pläne für das kommende Jahr?

Ich hoffe, dass wir wieder komplette Meisterschaften fahren können. Außerdem würde ich mir wünschen, dass es auch hier mehr ausgewiesene Strecken  für Mountainbiker gibt, auf denen wir fahren und trainieren können. Das Interesse wächst und  würde auch gut ins  oberbergische Tourismuskonzept passen. Es fehlt ein offizielles Trailnetz wie es zum Wandern der Bergische Panoramasteig bietet. Ich bin einfach gespannt, wie es sich weiterentwickelt.