Wald soll Wohnhäusern weichenWaldbröler Bürger über Wohnprojekt verärgert

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Wäldchen auf dem Isengartener Berg

Die Bäume im Wäldchen auf dem Isengartener Berg sollen nach Plänen des Investors einer Wohnbebauung weichen.

Für ein Neubaugebiet sollen in Waldbröl Buchen und Eichen gefällt werden. Der Investor stellte Pläne vor, die Anwohner waren verärgert, die Politik vertagte die Entscheidung. 

Droht in Waldbröl einem Laubmischwald aus Eichen, Buchen und einigen Kirschen die Axt, weil ein Investor an dieser Stelle neue Häuser bauen will? Mit Interesse, aber auch mit Sorge, verfolgten etwa 20 Waldbröler Bürger am Montag die Sitzung des Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsausschusses im Bürgerdorf am Alsberg. Darin stellte Investor Bernd Roth sein Bebauungskonzept für den Isengartener Berg zwischen dem Ritter-Simon-Weg und dem Behringweg vor.

Auf dem etwa 8500 Quadratmeter großen Gelände sollen zunächst sechs Wohngebäude auf einer Fläche von rund 7300 Quadratmetern entstehen. Roth schilderte, dass für das Neubaugebiet ein Nahwärmekonzept vorgesehen sei, an das auch bestehende Gebäude angeschlossen werden könnten.

Landesbetrieb Wald und Holz hat keine Bedenken gegen das Abholzen

Allerdings müsste für dieses Projekt der Wald zwischen den beiden Straßenzügen weichen. Die Qualität der dortigen Bäume sei ohnehin nicht die beste, sagte Roth. Dazu zeigte er Fotos von einer gefällten Buche mit Kernfäule und vom Wurzelteller einer Eiche, die einem Sturm nicht standgehalten hatte. Zum Ausgleich sei die Aufforstung von etwa einem Hektar in unmittelbarer Nähe und bei Geilenkausen geplant.

Bauamtsleiter Jan Kiefer sagte, dass diese Maßnahme als Lückenschluss in der bestehenden Wohnbebauung gesehen werden könne. Auf Anfrage habe der Landesbetrieb Wald und Holz NRW mitgeteilt, dass dieser Bereich keine herausgehobene Nutzfunktion habe und keine besondere Schutzwürdigkeit genieße. Daher gebe es keine Bedenken, eine Umwandlung zu Bauland vorzunehmen.

Anwohner betonen hohen ökologischen Wert und Bedeutung für das Klima

Das sahen die Anwohner anders. Dr. Anton Knippertz betonte in der Sitzung den ökologischen Wert des Waldes, da in ihm viele Singvögel heimisch seien. Zudem müsse eine Aufforstungsfläche wenigstens das Fünf- bis Zehnfache der abgeholzten Fläche umfassen, um eine annähernd ebenso hohe Klimawirksamkeit zu erreichen.

Ilona Barth-Propach, eine ehemalige Landschaftsplanerin, bezeichnete das Gebiet als „Trittsteinbiotop“ für Rotmilane und Raben, zudem sei es Habitat für verschiedene Fledermausarten. Nicht zuletzt profitierten die Menschen vom Erholungswert eines Waldes direkt im Siedlungsraum. Für die Kinder habe er neben seiner Funktion als natürlicher Spielplatz einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung ihres Umweltbewusstseins.

Anwohnerin vom Investor enttäuscht

Eine weitere Anwohnerin schilderte nach der Sitzung, dass sie mit ihrer Tochter beobachtet habe, wie Eichhörnchen ihre Kobel für die Aufzucht ihrer Jungen in den Eichen gebaut hätten. Sie sei enttäuscht von dem Investor, der nach dem Erwerb des Geländes im vorigen Jahr erklärt habe, bestehende Lücken im Wald aufforsten zu wollen: „Das Vertrauen in den Mann ist weg.“

Ist ein derartiger Eingriff ins Ökosystem in Zeiten des Klimawandels noch genehmigungsfähig?
Ilona Barth-Propach, Waldbrölerin

Ilona Barth-Propach stellte die Frage, ob ein derartiger Eingriff ins Ökosystem, der ein kühlendes Waldbiotop in eine Hitzeinsel verwandle, in Zeiten des Klimawandels überhaupt genehmigungsfähig sei. Sie forderte, dass es kein vereinfachtes Genehmigungsverfahren ohne eine Artenschutzprüfung geben dürfe.

Ausschuss vertagte die Entscheidung

Seitens der SPD betonte Anne Pampus, dass sich ihre Fraktion für eine nachhaltige Baulandentwicklung einsetzt, und kündigte Beratungsbedarf an. Dem schlossen sich die übrigen Ausschussmitglieder an und vertagten die Sache einstimmig auf die nächste Sitzung.

Ausschussvorsitzender André Steiniger teilte mit, dass die Stadtverwaltung bis zu diesem Termin eine landesplanerische Voranfrage stellen wird.