Waldbröler Schülersternwarte im RegelbetriebDas astronomische Klassenzimmer

Lesezeit 3 Minuten
Im großen Kuppelturm erklärte Dr. Klaus Vollmann (r.) den Lehrern, wie das Hauptteleskop funktioniert.

Im großen Kuppelturm erklärte Dr. Klaus Vollmann (r.) den Lehrern, wie das Hauptteleskop funktioniert.

Waldbröl – Steht Astronomie auf dem Stundenplan, müssen die Lehrer nicht in die pädagogische Trickkiste greifen. Die Wissenschaft von den Gestirnen sei für seine Schüler faszinierend und damit auch motivierend, berichtet der Direktor des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums, Frank Bohlscheid, aus seiner Astro-AG. In der Sternwarte Schnörringen sprach er am Mittwoch vor Kollegen. Lehrer und Lehrerinnen aus 18 Gesamtschulen und Gymnasien waren der Einladung des Initiativkreises Schnörringen Telescope Science Institute (STScI) zur Gründung des „Schulnetzwerks Astronomie Oberberg“ gefolgt – das jetzt loslegt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der gemeinnützige Verein STScI habe schon in seiner ersten Satzung fixiert, das damals noch im Bau befindliche Observatorium auch als Schülersternwarte nutzen zu wollen, sagte der Vereinsvorsitzende Dr. Thomas Eversberg.

„Das kriegt man hin“

Nach sechs Jahren Bauzeit ist die Sternwarte so gut wie fertig, und nach eineinhalbjähriger Verzögerung war jetzt der Start des Schulnetzwerkes möglich. Wegen der nicht allzu großen Räume und den Unwägbarkeiten durch Corona habe der Verein im ersten Schritt nur 37 Gymnasien und Gesamtschulen angeschrieben, die meisten aus Oberberg, einzelne etwa auch aus Köln und Wissen. Mit den 35 Vertretern der 18 Schulen, die reagiert hatten, war das Observatorium voll. Das Netzwerk soll allen Schulformen offenstehen, sagt Eversberg: „Vielleicht können auch Grundschulen mitmachen, die sich bereits mit dem Thema Astronomie beschäftigen.“

Dass die Sternkunde zwar eine mit viel Technik verbundene Wissenschaft, aber eben kein Hexenwerk ist, zeigte Hollenberg-Direktor und STScI-Mitglied Bohlscheid auf. Selbst Lehrer für Latein und Deutsch, habe er sich in sein Hobby Astronomie eingearbeitet und schaut nun mit seiner Astro-AG auf viele Lichtjahre entfernte Sterne und die Planeten in Erdnachbarschaft. Er zeigte Fotos von Saturn und Jupiter, aufgenommen durch ein Teleskop und einer daran angeschlossenen Minikamera. „Toll ist, dass sich besonders Mädchen an meiner Schule für die Sternkunde begeistern.“

Arbeit mit dem Profi-Gerät ist ein Traum

Physiklehrerin Claudia Riester vom Engelskirchener Aggertal-Gymnasium hatte vier Oberstufenschülerinnen mit nach Schnörringen gebracht, um eine mögliche Teilnahme am Netzwerk auszuloten. Sophia Wick aus dem 11. Jahrgang lauschte gespannt den Einführungsvorträgen. Sie habe zu Hause selbst ein Teleskop. Mit dem Profi-Gerät der Sternwarte zu arbeiten, sei schon ein kleiner Traum.

Neben Bohlscheid berichteten zwei weitere Vereinsmitglieder und Lehrer, wie Astronomie im Schulleben verankert werden kann. Günter Dombrowski, Leiter der Astro-AG an der Gesamtschule Waldbröl, versicherte „Das kriegt man hin“ und zeigte das Foto eines sterbenden Sterns in einem Ringnebel – von oberbergischem Boden aus in rund 3000 Lichtjahren Entfernung eingefangen. Peter Stinner, Leiter der Astro-AG am Gymnasium Wissen, musste nicht mehr viel Überzeugungsarbeit leisten.

Nach einem Rundgang durch die Anlagen des Observatoriums merkten sich 17 Lehrer sofort für einen Lehrgang an den Teleskopen vor. Ein fantastischer Start, meinen Astrophysiker Dr. Thomas Eversberg und Dr. Klaus Vollmann. Die beiden Initiatoren der Sternwarte und ihre Vereinskollegen verstehen sich als Lernpartner für das Schulnetzwerk Astronomie Oberberg, das sich nun selbst organisieren soll. Das STScI will Lehrer mit Fortbildungen, Vorträgen, einem Online-Forum zum Austausch, einer Lernplattform und einem Lexikon im Netz unterstützen – und den Schulen mit ihren Teleskopen den ganz tiefen Blick in das Universum ermöglichen.

Schulen, die sich am Netzwerk beteiligen wollen, finden alle Infos auf der Homepage der Sternenforscher.www.stsci.de