Interview mit Andreas LupzigWiehl Penguins Trainer äußert sich zu der Lage des Teams

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Andreas Lupzig überblickt das Team der Wiehl Penguins.

Wiehl – Wie ist die aktuelle Situation der Wiehl Penguins? Axel Hemcke sprach mit dem Wiehler Trainer und Ex-Nationalspieler Andreas Lupzig unter anderem über die Perspektive des Eishockeyteams und die anstehenden Olympischen Spiele im Februar.

Herr Lupzig, Sie haben die Mannschaft mitten in der Saison übernommen und sind nun seit gut einem Monat Trainer der Penguins. Sind Sie in Wiehl angekommen?

Ich bin definitiv angekommen. Es macht Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. Die Spieler ziehen voll mit. Auch mit dem Vorstand ist es ein angenehmes Arbeiten, ich bin da sehr feinfühlig und kann sagen, das Umfeld passt.

Eishockey ist wie Fußball

Was ist Ihrer Meinung nach die Grundlage für den sportlichen Erfolg?

Es gibt eine Goldene Regel. Du gehst zum Fußball und hast 90 Minuten Gras gefressen – Sieg, Unentschieden oder vielleicht auch eine Niederlage, dann sagt keiner etwas am Schluss. Genauso ist es beim Eishockey. Wenn du arbeitest, kommen die anderen Faktoren, wie das Technische oder die Feinheiten, automatisch, weil die Arbeit das hervorbringt. Das ist mein Leit- und Erfahrungssatz. Du musst erstmal arbeiten, um die anderen Früchte zu holen, und da haben wir noch mehr Möglichkeiten nach oben.

Es ist mein Ziel, mit den Jungs zusammen daran zu arbeiten und auf diesem Weg noch mehr Punkte zu sammeln. Ich fühle mich sehr wohl, wir können uns noch weiter verbessern, es macht mir hier Spaß, auch wenn es im Amateurbereich ist in der fünften Liga.

Sie waren zuvor in Bergisch Gladbach. Kann man die beiden Standorte Wiehl und Bergisch Gladbach miteinander vergleichen?

Nein, in keinster Weise. Wiehl ist ein wesentlich ruhigeres Fahrwasser. Ich habe vor vier Jahren in Bergisch Gladbach eine nicht konkurrenzfähige Mannschaft übernommen. Hier habe ich in der Tiefe und von den etwas älteren Spielern oder Stammspielern schon eine intakte Mannschaft vorgefunden. Wobei das gar nichts sagt, denn man muss sich eigentlich jeden Spieltag immer wieder neu beweisen.

Noch fehlt ein bisschen die Torausbeute

Sie kannten Wiehl seinerzeit nur als Gegner. Hat sich die Mannschaft aus Ihrer Sicht verändert?

Ich glaube schon, dass sich Wiehl verändert hat im Vergleich zu der Saison, wo sie Meister geworden sind. Da war ein Spieler, der hat ziemlich viele Buden gemacht, immer mindestens zwei Spieler vom Gegner auf sich gezogen und so Räume geschaffen. Das ist jetzt anders.

Uns fehlt heute ein bisschen die Torausbeute, aber das kommt alles. Die Mannschaft ist älter geworden und es sind auch einige neue Gesichter dazugekommen. Das ist für eine Mannschaft, die länger in der gleichen Formation gespielt hat, auch nicht so einfach. Aber wir sind auf einem guten Weg, auch dank des Sieges in Troisdorf. Wichtig ist, dass wir auch am Sonntag zu Hause gegen Grefrath etwas holen. Die Jungs ziehen mit, das sieht man an der Trainingsbeteiligung. Daher bin ich positiv gestimmt.

„Ich hasse verlieren“

Als Ex-Profi haben Sie doch sicher manchmal auch andere Ansprüche, oder?

Wir haben von Bergisch Gladbach gesprochen. Da musste ich sicherlich einige Stufen von meiner Denkweise runterschrauben, das ist in Wiehl auch so. Ich muss aber auch immer wieder sagen: Die Jungs kommen aus freien Stücken, da gibt es kein Geld. Da ist erst einmal die Kameradschaft, die Bereitwilligkeit, dass sie kommen und auch viel Freizeit und Gesundheit opfern. Wobei ich schon versuche, gewisse Sachen einzufordern, denn wir wollen erfolgreich sein. Und wer mich kennt, der weiß: Ich hasse verlieren!

Welches Ziel kann Ihr Team in dieser Saison und perspektivisch erreichen. Hat es das Potenzial für die Regionalliga?

Da bin ich ganz offen. Wir sind jetzt in einer Runde, wo jeder jeden schlagen kann. Das sieht man auch an den Ergebnissen. Wir wollen uns natürlich so gut wie möglich verkaufen und ein Wörtchen mitreden. Für uns geht es jetzt aber darum, uns zu stabilisieren. Zur Frage nach der Regionalliga: Das sollte unser Ziel sein, aber da müssen wir uns noch verstärken, sonst sind wir in den meisten Fällen Kanonenfutter. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, in der Regionalliga zu spielen.

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Sind denn Verstärkungen geplant?

Das wäre jetzt noch zu früh, aber grundsätzlich schauen wir uns schon um. Es ist aber nicht so einfach. Zwischen uns und Köln in der DEL liegen drei Ligen. Die Spieler, die perspektivisch nach oben arbeiten – sprich: Spieler aus der U20 vom KEC – gehen erstmal nicht in die Regionalliga, sondern nach Nauheim oder Diez-Limburg in die Oberliga. Natürlich müssen wir die Augen und Ohren offenhalten, ob wir den einen oder anderen nach Wiehl ziehen können.

Zwei Trainingseinheiten sind zu wenig

Kommt denn aus dem Wiehler Nachwuchs etwas nach?

Ja, da sind in der U17 und der U20 ein paar Namen, wo ich sage, da kann man etwas draus machen – natürlich nicht von heute auf morgen. Aber über ein, zwei Jahre könnte ich die schon ins Team integrieren, wenn sie mit mir mitziehen und wir eventuell noch eine dritte Trainingszeit bekommen könnten. Da liegt ja das Problem: Wenn wir vier Trainingseinheiten hätten, wären wir bei 100 Prozent, zweimal Training sind halt nur 50.

Es ist nur wenig Zeit für die individuelle Spielerausbildung, sodass die Spieler an ihren Schwächen arbeiten können. In den Einheiten dienstags und donnerstags muss ich immer aufs Kollektiv schauen und das Training so gestalten, dass in der Gruppe etwas dabei rüberkommt.

Bei einer dritten und vierten Einheit könnte ich mit den Jungs wesentlich mehr machen. Aber das ist ein Wunschdenken. Wir haben in der vorletzten Woche ausnahmsweise mal drei Einheiten gehabt, und die Jungs, die da waren, haben gesehen, dass sich auch etwas bei einem selbst tut.

Lupzig fühlt sich den Haien weiterhin verbunden

Sie haben den Großteil Ihrer Karriere beim KEC verbracht, wurden 1995 Meister. Verfolgen Sie noch, was da passiert?

Ja, ich entnehme es aus der Presse. Es ist traurig, aber ich gehe nicht mehr hin. Auch wenn es lange her ist, aber da ist immer noch eine Wunde – einige werden sagen: ,Jetzt lass es mal gut sein, das ist so lange her.’ Aber ich schaue mir das im Fernsehen an und lese, was geschrieben wird. Momentan sind sie natürlich gut dabei, oben in den Top sechs.

Das freut mich sehr für den Club. Ich habe immer noch den Hai in meinem Herzen. Für den Trainer der Kölner Haie, Uwe Krupp, freut es mich besonders, da er ja nach der Vizemeisterschaft 2013 entlassen wurde. Ich hoffe, dass die Saison für die ganze Liga und für alle Ligen weitergeht.

Wenn Sie die DEL zu Ihrer Zeit mit der DEL von heute vergleichen, hat sich da etwas verändert?

Es hat sich verändert. Das Spiel ist schneller geworden, die Spieler sind auch läuferisch besser ausgebildet. Die Spieler sind kleiner geworden, Schwergewichte sieht man kaum mehr. Da ist es ganz klar, das es schneller und flinker geworden ist. Hinzu kommt, dass die Messlatte in Deutschland, was die Physis angeht, verändert wurde. Dass heißt: Man sitzt schneller auf der Strafbank, als man schauen kann. Das müssen aber andere beurteilen.

Ich bleibe dabei: Eishockey besteht aus Laufen, Technik und einer großen Portion Physis. Das wird auch in anderen Ligen so praktiziert. Ich will da keinem zu nahe treten. Die Physis ist rausgenommen worden, weil man sich mehr Attraktivität verspricht.

Es wurden die Zonen verändert, die neutrale Zone wurde kleiner, die offensiv-defensive Zone größer. Das sind alles Faktoren, die da mit rein spielen. Trotzdem ist das Eishockey immer noch die schönste Mannschaftssportart der Welt, und das wird auch so bleiben!

Ein guter Turnierstart sei nicht zu unterschätzen

Sie waren in Ihrer Karriere fester Bestandteil der Nationalmannschaft und haben 1998 an den Olympischen Winterspielen in Japan teilgenommen. Jetzt stehen im Februar die Spiele in Peking an, und so wie es aussieht, werden wohl die besten Spieler der Welt dabei sein, weil die National Hockey League – NHL – für das Turnier ihren Spielbetrieb unterbricht. Was erwarten Sie von dem Turnier?

Es wird ein olympisches Turnier auf höchstem Niveau, mit all den Top-Stars aus der NHL. Aber wenn ich von höchstem Niveau spreche, muss ich mit Blick auf den Gewinn der Silbermedaille von Deutschland vor vier Jahren aufpassen, um das nicht zu schmälern. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Das war überragend, was die Mannschaft da geleistet hat.

Auf wen die Deutsche Mannschaft für das anstehende Turnier trifft, weiß ich jetzt gar nicht so genau. Aber ich glaube schon, dass die Deutschen mit einem guten Start in das Turnier eine gute Ausgangsposition haben werden. Ein guter Start ist immens wichtig – auch wenn es eine Floskel ist.

Viele Deutsche spielen mittlerweile in der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, eine gute bis sehr gute Rolle. Sie selbst sind 1990 von den Chicago Blackhawks ausgewählt worden. War es eine Option, nach Nordamerika zu gehen?

Ich bin damals nach der A-Junioren-WM der Top-Acht-Nationen in Moskau von Chicago gedraftet worden und von dem damaligen Headcoach der Blackhawks, Mike Keenan, ins Trainingscamp eingeladen worden. In der Sommervorbereitung habe ich mir dann aber das Kreuzband gerissen und stand kurz vor der Sportinvalidität. Damit war das Camp, das quasi schon gebucht war, um sich für die NHL zu empfehlen, ad acta gelegt.

Ich habe dann noch eine erfolgreiche Karriere gehabt. Außerdem: Wenn mir diese Verletzung nicht passiert wäre, dann hätte ich meine Frau nicht in Köln kennengelernt. Ohne Verletzung wäre die Reise vielleicht anderes verlaufen.

Lupzig fühlt sich in Wiehl wohl

Sie haben nach ihrer aktiven Laufbahn einige Jahre Nachwuchsmannschaften des KEC als Trainer betreut. Jetzt sind Sie Trainer im Amateurbereich. Gab oder gibt es die Möglichkeit, im Profibereich zu arbeiten?

Nach der aktiven Zeit bin ich erstmal in den kaufmännischen Bereich gegangen und habe meinen Sportfachwirt gemacht. Ich war vier Jahre lang Assistent der sportlichen Leitung und wurde dann in den Nachwuchs beordert. Da war ich zwei Jahre und habe viel gelernt.

Leider haben sich dann die Wege getrennt. Ich bin nach Duisburg in die Oberliga gekommen, wo damals die jungen Spieler von Köln und Düsseldorf ausgebildet wurden, um ein Sprungbrett zu haben. Ich bin mir sicher, dass ich höher trainieren könnte, aber das ist gar nicht das Thema. Ich bin in Wiehl und ich fühle mich wohl.