Wiehler WahrzeichenBismarckturm verfällt immer weiter – Heimatverein schreitet ein

Lesezeit 3 Minuten
Bismarckturm_Wiehl2

Um den Bewuchs im Mauerwerk zurückzuschneiden, musste der Heimatverein einen Steiger einsetzen. 

Wiehl – Ist der Bismarckturm noch zu retten? Der Wiehler Heimatverein unternimmt einen neuen Anlauf, das hoch über der Stadt gelegene Wahrzeichen zu sanieren. Hans-Jörg Stoffel ist seit dem vergangenen Jahr Vereinsvorsitzender, und für ihn ist das „Türmchen“ ein Bauwerk, das Identität stiftet. „Der Turm war nicht nur für viele Jahre Dreh- und Angelpunkt des Wiehler Stadtfests, sondern markiert auch einen Knotenpunkt vieler Wanderwege.“

Wahrzeichen aus dem Jahr 1909

Der Bismarckturm wurde 1909 nach einem Entwurf des Rebbelrother Architekten Otto Bubenzer aus Grauwacke erbaut. Die Preußenbegeisterung dieser Zeit führte im Reich zu vielen solcher Bauwerke. Die Baukosten von rund 60.000 Goldmark wurden durch Spenden der Wiehler Bevölkerung aufgebracht.

Noch bis in die 1970er Jahre war der Turm von einer Feuerschale gekrönt, die zugleich als Wetterschutz diente. Nachdem der Turm für eine Aussichtsplattform geöffnet wurde, konnte über Jahrzehnte Wasser in das Mauerwerk einsickern. Die nachträglich eingebaute Verfüllung schwemmte zunehmend auf und begann auf die Außenhülle zu drücken und Steine abzusprengen.

Die Lage erwies sich 2015 als so bedrohlich, dass ein Großteil des Geländes mit einem hohen Zaun abgesperrt wurde. 2016 wurde das als „Türmchensfest“ bekannte Heimatfest zu Füßen des Bauwerks abgesagt. (r)

Allzu gern würde Stoffel den Wanderern wieder die Aussicht über die Stadt ermöglichen, die der Turm eigentlich bietet. Dieser ist seit 2015 wegen Baufälligkeit gesperrt. Kürzlich hat eine Arbeitsgruppe des Vereins das Gemäuer und sein Umfeld freigeschnitten.

„Absolut maroder Zustand“

Für die vierstündige Aufräumaktion war das erste Juniwochenende gesetzt – der traditionelle Termin des Wiehler Heimatfestes. Nachdem Büsche und Sträucher rund um den Turm beseitigt waren, kam ein Steiger zum Einsatz, um die mittlerweile stark austreibenden Birkenbäumchen im Mauerwerk zu kappen.

Aus der Nähe ließ sich deutlich ablesen, wie sehr der Verfall des Wiehler Wahrzeichens vorangeschritten ist. Vereinschef Stoffel stellt nüchtern fest: „Der Turm ist in einem absolut maroden Zustand.“ Um das tatsächliche Ausmaß des Schadens zu ermessen, wurde eine Restauratorin herangezogen, die den Turm in Augenschein nahm und mit den vorliegenden Unterlagen versorgt wurde.

Kosten sollen im Herbst bekannt sein

Mit einer ersten Bewertung und Aussagen zu den möglichen Kosten rechnet der Vorstand frühestens im Herbst dieses Jahres. Hans-Jörg Stoffel stellt sich aber bereits auf einen großen Kraftakt ein: „Vor zehn Jahren war von 250.000 Euro die Rede, später von 600.000 Euro. Jetzt gehe ich von 800.000 Euro oder mehr aus.“

Es werde auf jeden Fall deutlich mehr sein als die 225.000 Euro, die das Land für die Sanierung des deutlich kleineren Meerhardtturms bei Gummersbach-Dieringhausen zur Verfügung gestellt hat.

Ob der Wiehler Heimatverein solche eine Summe stemmen kann und will, hänge davon ab, in welchem Umfang er mit Fördermitteln rechnen kann, erläutert Stoffel. Der Verein prüfe derzeit, welche Programme dafür in Frage kommen.

Eine von seinem Vorgänger Maik Adomeit angestrebte 90-prozentige Förderung über das Landesförderprogramm „Heimat-Zeugnis“ sei vor zwei Jahren daran gescheitert, dass diese mit der Errichtung und Unterhaltung einer Art Informationszentrums verknüpft gewesen wäre, um den Turm als regional bedeutsames Bauwerk darzustellen. Stoffel: „Das konnten wir nicht leisten.“ Sicher ist: Baukosten und Finanzierungszinsen werden nicht günstiger, die Zeit drängt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Um dem Wiehler Heimatverein wieder neues Gewicht zu geben, wirbt der Vorstand derweil weiter um neue Mitglieder und lädt Interessierte ein, sich in den Projektgruppen zu engagieren, von denen eine dem Bismarckturm gewidmet ist.