Willibert Pauels erzähltDer wohl bekannteste Diakon des Rheinlands ist im Ruhestand

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Willibert-Pauels

Der Karnevalist und „Diaclown“ Willibert Pauels

  • Der Diakon Willibert Pauels ist seit 1. September offiziell im Ruhestand.
  • Pauels will mit einer begrenzten Zahl an Auftritten im Karneval präsent sein.
  • Für seine neu gewonnene Freizeit hat er eine besondere Mappe angelegt.

Oberbergischer Kreis  – Diakon Willibert Pauels ist im Ruhestand, der bergische Jung nicht. Seit 1. September ist der Wipperfürther Willibert Pauels offiziell im Ruhestand, als Subsidiar werde er aber weiterhin aushelfen, aber in Zeitfenstern, die er selber bestimmen könne. Und er empfinde es durchaus als Erleichterung, auch wenn der Beruf Diakon für ihn Berufung gewesen sei.

Es ist passend, dass er am ersten Tag des meteorologischen Herbstes auch in den Herbst seine Lebens eintrete („hoffentlich nicht in den Winter“), sagt er bei seinem Gespräch mit unserer Zeitung über seinen Abschied.

Es wird ein Gespräch über Gott und die Welt. Denn das gehört bei Willibert Pauels untrennbar zusammen, so wie Kirche und Karneval, Altar und Bühne – für den 65-Jährigen mehr als die zwei Seiten einer Medaille. Kein Karneval ohne Kirche, umgekehrt (leider) schon eher.

30 Auftritte sind geplant

Und so will er auch weiter in die Bütt gehen. Etwa 30 Auftritte, klein und fein, seien geplant, wenn Corona es zulasse. Am Altar wie auf der Bühne sei Empathie ganz wichtig, der Kontakt zu den Menschen, aber vor allem eben das Gefühl und Mitgefühl für die Menschen.

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Und Pauels hat schon früh gemerkt, dass er eine Begabung für die Bühne hat. Und Gabe hat etwas mit geben zu tun, und Religion wie Humor könnten aus ihre Perspektive heraus, nämlich über den Dingen zu stehen, etwas sehr Wichtiges geben: Trost.

Den Trost, dass es weitergeht, dass es einen Sinn gibt, dass der Mensch mehr als ein Algorithmus ist. „Das Kreuz ist da, aber die Botschaft ist, es hat nicht das letzte Wort“, sagt Pauels und zitiert den Theologen Eugen Drewermann: „Der plausibelste Grund zu glauben, dass es Wasser gibt, ist der Durst“. Die Sehnsucht der Menschen nach einem Sinn, nach einem Jenseits sei vorhanden, der Durst da.

„Alles wird gut“, so soll sein neues Buch heißen, wünscht sich Pauels. Denn das sei die Kernaussage jeder guten Religion. Und Religion sei nicht für Moral gemacht. Nicht, dass Moral – also das richtige und gute Verhalten – nicht wichtig sei, aber sie sei nicht der Kern. Und es dürfe nicht sein, dass die Moral quasi als Keule benutzt werde, um die Menschen damit zu traktieren.

Das habe Kirche durchaus getan. Aber aktuell erlebten wir eine Hypermoral, so etwa bei der Sprache. Vom „Durchgendern“ angefangen bis zur Diskussion über Jim Knopf und Lokführer Lukas, das Umbenennen von Straßen und vielem mehr. „Die sublimste Form der Verachtung ist die Schonung“, so der Wipperfürther. Die Dinge nicht mehr beim Namen zu nennen, löse die Probleme nicht.

Im Gegenteil, die aktuelle Hypermoral verhindere in vielen Bereichen eine echte Auseinandersetzung. Mit Sorge sieht der intensive Zeitungsleser auch die negativen Entwicklungen durch die Digitalisierung und hofft, dass der Journalismus wieder wichtiger werde, denn gut recherchierte und erzählte Geschichten seien wichtig.

Zur Person

Willibert Pauels wurde 1954 in Wipperfürth geboren, 1973 legte er am EvB-Gymnasium das Abitur ab und studierte anschließend in Bonn und Münster katholische Theologie.

Zum Diakon wurde er 1993 geweiht und war bis 2006 in verschiedenen Gemeinden im Einsatz. Seine Begabung für Schauspiel und Humor fiel schon früh auf. 1975 trat er erstmal auf einer Karnevalssitzung der Kajuja in Wipperfürth auf.

Auf Kölner Bühnen hatte er 1996 seinen ersten Auftritt. Der Bergische Jung wurde zu einem der gefragtesten Redner im Karneval. Dass er jahrelang an Depressionen litt, machte er 2013 öffentlich und zog im gleichen Jahr die Konsequenz und stieg aus dem professionellen Karneval aus. Pauels wurde wieder hauptberuflich Diakon in Gummersbach.   

Der Schritt in den Ruhestand sei ein toller Schritt, er gewinne damit ein Stück Freiheit. Selbst über die Zeit verfügen zu können, nicht mehr unter dem Joch von Terminen und Dienstbesprechungen zu stehen, sei befreiend. Zeit zum Lesen, für die Familie und Reisen werde er jetzt haben.

Seit Jahren habe er eine Mappe, in der er Traumziele sammle. Besonders die Zugreisen hätten es ihm angetan, etwa die Transsibirische Eisenbahn oder die Strecke quer durch Indien. Aber auch Hotels an besonderen Orten würde er gerne besuchen.