Tannenbaum, Lieder und GeschenkeFamilie Ali aus Syrien feiert deutsche Weihnachten

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Familie unterm Weihnachtsbaum (v.l.): Sanaa Hassan, Larin, Leelan, Neshan und Jwan Ali.

Familie unterm Weihnachtsbaum (v.l.): Sanaa Hassan, Larin, Leelan, Neshan und Jwan Ali.

Wipperfürth – Die Familie sitzt um den geschmückten Tannenbaum, unter dem die Geschenke liegen. Alle sind festlich gekleidet, es herrscht eine freudig-gespannte Stimmung. So ist es Heiligabend auch bei Familie Ali. Sie sind Kurden und stammen aus Syrien. Als Moslems feiern sie an Silvester das Zuckerfest, erzählt Jwan Ali. Bis in den frühen Morgen hätten die Familien früher gefeiert, getanzt und gesungen. Doch das sei lange vorbei. Seit 2010 ist Krieg in Syrien. Zu Fröhlichkeit gab es keinen Anlass mehr. Im Gegenteil. Seine Eltern flohen vor dem Krieg, mussten mehrfach umziehen.

Auch Jwan Ali floh, zuerst nach Bulgarien. Dort saß er drei Monate im Gefängnis. Mit der Familie habe er dort nicht leben können, schildert der Lehrer für arabische Sprachen und Mathematik. Seit 2016 lebt er in Deutschland. In einer OGS hat er eine Festanstellung und freut sich, dass er Kindern helfen kann, auch in Mathe. Daneben ist er ehrenamtlich aktiv und hilft anderen Flüchtlingen bei Übersetzungen.

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Seine Frau Sanaa Hassan ist gelernte Grundschullehrerin. Der elfjährige Sohn Neeshan besucht die fünfte Klasse des St. Angela-Gymnasiums, und nimmt am katholischen Religionsunterricht teil. Das ist der Familie wichtig, denn die Kinder sollen die Werte und Traditionen der Deutschen kennenlernen. Dazu zähle auch die Religion. „Der Respekt vor jedem Menschen und auch vor jeder Religion sollte selbstverständlich sein“, sagt Jwan Ali. Sein Kinder sollen das von Anfang erfahren. In Syrien lebten christliche Familien in der Nachbarschaft, und natürlich habe man sich dafür interessiert, was sie an Weihnachten feierten, das habe man respektiert und Gemeinsamkeiten entdeckt.

Unbeschwerte Fröhlichkeit fehlt

Jetzt feiert Familie Ali in Deutschland selber Weihnachten, auch wenn sie nicht den christlichen Hintergrund und das Fest daher für sie nicht diese Bedeutung hat. Die Kinder freuen sich, die zehnjährige Leelan spielt auf der Geige „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Sie findet die Adventszeit schön und freut sich, dass es Geschenke gibt. Die vierjährige Larin ist in Wipperfürth geboren, sie ist besonders aufgeregt und gespannt, was sich in den bunten Päckchen versteckt. Doch etwas fällt auf, es fehlt, Larin einmal ausgenommen, die unbeschwerte Fröhlichkeit. Das Ehepaar steht mit seinen Eltern und Geschwistern in Syrien in Kontakt, wo immer noch Krieg herrscht. Gemeinsam mit ihnen feiern zu können, wie es in der Heimat Tradition ist, das ist der große Wunsch von Familie Ali, die in Deutschland bei Null anfangen musste. Jwan Ali ist dankbar für diese Chance. Die eigene Kultur zu bewahren, die deutsche zu verstehen und mit ihr zu leben, das sei ein ständiger Prozess. Und es gebe dabei viel zu lernen, so seine Erfahrung.