Gaziantep-GrillWipperfürther Imbiss steht Monate nach der Flut vor dem Nichts

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Der Gaziantep-Grill gleicht nach dem Hochwasser einer einzigen Baustelle, Hanin und Turgay Akyüz packen an.

Der Gaziantep-Grill gleicht nach dem Hochwasser einer einzigen Baustelle, Hanin und Turgay Akyüz packen an.

Wipperfürth – Das Einzige, was in dem Gebäude an der Lüdenscheider Straße noch an einen Imbiss erinnert, sind einige Kochgeräte und ein Getränkekühlschrank. Sie stehen inmitten von Bauschutt. Gut fünf Monate sind vergangen, seit die Fluten vom 14. Juli den Gaziantep-Grill von Turgay und Hanim Akyüz zerstört hat. 1990 eröffnete die Familie den Imbiss, der in den letzten drei Jahrzehnten für zahlreiche Hansestädter eine regelmäßige Anlaufstelle war.

Es dauerte nur wenige Stunden, bis die Fluten rund einen Meter hoch standen und die Existenzgrundlage des Ehepaars mit sich rissen. Das Hochwasser machte auch das angrenzende Zuhause der Familie unbewohnbar und richtete Schäden im Juwelier-Geschäft an, das direkt neben dem Grill der Akyüz liegt.

Familie aus Wipperfürth lebte monatelang auf der Couch

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Monatelang lebten sie bei Familienmitgliedern auf der Couch. Während die Familie das Juwelier-Geschäft inzwischen wieder eröffnen und auch ihre Wohnung wieder beziehen konnte, herrscht in dem Imbiss noch immer Chaos. „Ich kann mich noch genau an den Tag der Flut erinnern. Alles ging so schnell, dass man gar keine Zeit hatte, überhaupt zu realisieren, was gerade passiert. Erst Wochen später wurde uns das Ausmaß richtig bewusst“, erinnert sich Turgay Akyüz (49).

„Vorher hat man solche Katastrophen immer nur im Fernsehen beobachtet. Dass wir so etwas einmal selbst erleben müssen, hätten wie nie gedacht“, fügt seine Frau (52) hinzu. In den letzten dreieinhalb Jahren vermietete das Ehepaar die Räumlichkeiten an Gastronomen. Erst wenige Monate vor dem Hochwasser lief der Mietvertrag aus, da sie planten, den Imbiss wieder selbst zu führen.

Turgay Akyüz: „Da wache ich auf und weiß nicht, wie es weitergehen soll“

Die Familie begann vor einigen Wochen selbst mit dem Wiederaufbau der Räumlichkeiten, die aktuell jedoch noch mehr einem Abriss gleichen: Das Parkett muss rausgerissen, die feuchten Wände abgetragen werden. Auch die Toiletten bedürfen einer Erneuerung. „An manchen Tagen wache ich auf und bin motiviert, am Wiederaufbau zu arbeiten. An anderen Tagen wache ich auf und weiß nicht, wo ich anfangen und wie es weitergehen soll“, erklärt der 49-Jährige.

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Nicht nur emotional war die Zeit seit der Flut ein Auf und Ab, auch finanziell stehen die Eheleute Akyüz vor großen Herausforderungen. Ein abschließendes Gutachten über den Schaden ist noch in Arbeit, jedoch wird er auf rund 200.000 Euro geschätzt. Eine Elementarversicherung besitzen die zweifachen Eltern nicht. Die Hoffnung darauf, dass sie den Grill möglichst bald wieder eröffnen können, haben sie dennoch nicht ganz verloren: „Wir haben in den vergangenen Monaten Unterstützung und Zuspruch erhalten, der uns ermutigt, weiterzumachen“, sagt Hanim Akyüz. Insgesamt 5000 Euro Hilfen erhielten sie von der Stadt Wipperfürth bisher. Die gleiche Summe erreichte sie außerdem aus Spenden der Aktion Lichtblicke.

Hilfe von der Stadt Wipperfürth und durch Spenden

Auch Wipperfürther Bürger sammelten Geld für die Familie und überreichten ihnen insgesamt 900 Euro Spenden. „Dafür sind wir unglaublich dankbar. Aber auch für die moralische Unterstützung durch Michael Moll von Radio Berg und Wolfgang Ballert von WippAsyl möchten wir uns von ganzem Herzen bedanken“, fügt sie hinzu.

Nach einem Gespräch mit Bürgermeisterin Anne Loth habe man neue Hoffnung gewonnen: „Wir wissen nun, dass wir nicht allein durch diese schwere Zeit gehen müssen“.

Wer der Familie beim Wiederaufbau behilflich sein möchte, kann sich telefonisch bei Hanin Akyüz melden unter der Nummer 0176/20010691.