Wipperfürth und LindlarSo laufen die Impfungen in den Hausarztpraxen

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Wipperfürth/Lindlar – Seit zwei Wochen können auch die niedergelassenen Ärzte Corona-Schutzimpfungen durchführen. Dr. Jörg Blettenberg (Lindlar) und die Praxis Wippcare von Dr. Norbert Ziegler und Christiane Frackenpohl (Wipperfürth) berichten von ihren Erfahrungen. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen:

Gibt es genügend Impfstoffe?

Noch erhalten die Hausärzte nur sehr begrenzte Mengen an Impfstoff. In der Praxis Blettenberg wurden in den ersten Tagen täglich rund 100 Impfungen durchgeführt, an einem Tag waren es rund 130. Der Lindlarer Arzt rechnet aber damit, dass es ab Juni 2021 genügend Impfstoffe geben wird, und ab August sich Impfwillige den Impfstoff aussuchen können.

Hausarzt Dr. Jörg Blettenberg

Hausarzt Dr. Jörg Blettenberg

„Die Impfstoffmenge variiert jede Woche, erst nach der Lieferbestätigung der Apotheke können wir die Impftermine online freischalten“, berichtet Dr. Ziegler in Wipperfürth. „Wir Ärzte hätten uns gewünscht, mit guten infrastrukturellen Bedingungen in der Alten Drahtzieherei ein kommunales Impfzentrum mit hoher Leistungsfähigkeit einzurichten. Leider wurde dies – unseres Wissens vom Land – nicht gestattet.“

In welcher Reihenfolge wird geimpft?

Hierzu gibt es genaue Vorgaben. Geimpft werden dürfen derzeit in NRW nur Personen der Priorisierungsgruppe 2. Dazu zählen Menschen zwischen 70 und 80 Jahren, Patienten mit schweren Erkrankungen wie etwa Krebs, sowie deren enge Kontaktpersonen, aber auch Ärzte und Pflegebeschäftigte mit einem erhöhten Covid-Risiko, außerdem Erzieherinnen in Kitas sowie einige andere Personenkreise. 50 Prozent der Impfdosen gehen an die Senioren über 70, je 25 Prozent an Vorerkrankte und an Personen mit beruflicher oder sozialer Indikation.

Hausarzt Dr. Norbert Ziegler

Hausarzt Dr. Norbert Ziegler

Eine Impfung beim Hausarzt bietet aus Sicht von Dr. Ziegler mehr Flexibilität. Bei Bedarf und je nach Erkrankung könne man durchaus eine individuelle Entscheidung treffen und in Ausnahmefällen jemanden vorziehen und zwar schneller als im Impfzentrum.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) fordert, die Impfpriorisierung in den Praxen abzuschaffen und gleichzeitig den Hausärzten mehr Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Damit könne man die Impfdynamik voranbringen, so die KV in einer Mitteilung. Einige Bundesländer haben dies bereits getan, nicht aber NRW.

Welche Impfstoffe erhalten die Hausärzte?

Das variiert. Die Praxis Blettenberg bekam in den ersten Tagen nur Biontec-Impfstoffe, mittlerweile erhalte man verschiedene die Stoffe, auch den Impfstoff von Astrazeneca, der zwischenzeitlich nicht geimpft wurde, ist dabei. Gleiches gilt auch für die Praxis Wippcare von Dr. Ziegler und Christiane Frackenpohl.

Gibt es Vorbehalte gegen Astrazeneca?

„Ja, es gibt sehr viele Vorbehalte, entsprechend der Studienlage versuchen wir den Patienten, unberechtigte Ängste zu nehmen. Bei Menschen über 60 scheint das Risiko noch mehr als gering zu sein. Unter 60-Jährige impfe ich mit Astrazeneca nur nach Aufklärung und auf Verlangen“, so Dr. Jörg Blettenberg.

Die meisten der Patienten über 60 würden sich nach entsprechender Aufklärung auch gerne mit Astrazeneca impfen lassen, so die Erfahrung von Dr. Ziegler. „Die Menschen sind einfach nur dankbar für die Möglichkeit, endlich geimpft zu werden.“

Wie groß ist der bürokratische Aufwand?

„Der Aufwand ist immens“ beklagt Dr. Blettenberg. Mit Mailverkehr, Telefonaten, Ausdrucken, Einwilligungen, fehlenden Unterlagen und Unterschriften gebe es einen erheblichen Verwaltungsaufwand, der nach Feierabend und auch an den Wochenenden abgearbeitet wird.

Impfen beim Hausarzt

Personen mit schweren Vorerkrankungen zählen zur Prioritätsstufe 2, sie sollen vorrangig in den Hausarztpraxen geimpft werden. Zur Impfung oder der Ausstellung eines Attestes sollten sich Betroffene zunächst an ihren Haus- oder Facharztpraxis wenden. Laut Oberbergischem Kreis könne man sich mit einem Attest alternativ auch über das Internet anmelden.

Die Prioritätsstufe 2 umfasst sehr viele Personen, daher könnten nicht alle Personen der Prioritätsstufe 2 gleichzeitig geimpft werden.

In der Praxis Wippcare hat man für die Corona-Schutzimpfungen zusätzliche Zeiten außerhalb der regulären Sprechzeiten und nach Feierabend geschaffen. Aufgrund des großen Ansturms und des bürokratischen Aufwands sei es noch nicht möglich, die Impfungen in den regulären Sprechzeiten durchzuführen. Auf der Internetseite von Wippcare können Patienten Impftermine online buchen, eine Möglichkeit, die mit großem Erfolg genutzt werde, so Dr. Ziegler.