„Man muss mit uns reden“Der Projektmanager für das Gladbacher Stadthaus im Interview

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Da war die Welt noch in Ordnung: Jörn Scholz (Mitte) bei der Präsentation des Siegerentwurfs des Architekturbüros Auer Weber Assoziierte. Links von ihm Tilman Latz, rechts Frank Wilhelm.

Da war die Welt noch in Ordnung: Jörn Scholz (Mitte) bei der Präsentation des Siegerentwurfs des Architekturbüros Auer Weber Assoziierte. Links von ihm Tilman Latz, rechts Frank Wilhelm.

Bergisch Gladbach – Der Gladbacher Hauptausschuss wird heute darüber entscheiden, wie es mit dem Projekt „Stadthaus am S-Bahnhof“ weitergehen wird. Zuletzt hatte sich die Koalition von Grünen, SPD und FDP für einen kompletten Neustart stark gemacht. Das wäre das Ende für den Entwurf des Stuttgarter Büros Auer Weber Assoziierte. Matthias Niewels sprach mit Jörn Scholz, dem Projektmanager von Auer und Weber.

Herr Scholz, am Freitag soll die Entscheidung über die Zukunft Ihres Entwurfs für das neue Stadthaus fallen. Was erwarten Sie?

Jörn Scholz: Schön wäre es aus unserer Sicht natürlich, wenn es endlich weiterginge. Seit mehr als einem Jahr ist nichts passiert. Das ist schon sehr, sehr ungewöhnlich. Aber ehrlich gesagt, können wir aus der Ferne die politische Situation, die Stimmung vor Ort schlecht einschätzen. Manches verstehen wir einfach nicht.

Zum Beispiel?

Wir haben mitbekommen, dass es angeblich juristische Bedenken für direkte Gespräche mit uns gibt. Dafür sehen wir keine Grundlage. Das haben wir ja auch dem Bürgermeister und den Fraktionen geschrieben. Wenn man etwas ändern will, dann sollten wir doch gemeinsam darüber reden.

Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass wir einen sehr guten und entwicklungsfähigen Entwurf für das Stadthaus vorgelegt haben, der 2019 auch alle Juroren im Wettbewerb überzeugt hat. Wir sehen, dass nun mit einem eventuellen kompletten Neustart eine große Chance für die Stadt verspielt wird.

Die letzte Kostenkalkulation lag bei über 80 Millionen Euro. Und das bei einem Projekt, dass 2016 mit 33 Millionen Euro veranschlagt war. Und bei den 80 Millionen ist weiter Luft nach oben.

Von uns stammt weder die eine noch die andere Zahl. Wir haben mit unserem Team zuletzt im Dezember 2019 für unseren Wettbewerbsentwurf Gesamtbaukosten von rund 62,5 Millionen Euro, brutto inklusive Inflationszuschlägen, für die kommenden drei Jahre errechnet. Wir können nicht beurteilen, wie die jetzt genannte Summe entstanden ist oder was diese beinhaltet.

Und warum sollte ein Gebäude, das offensichtlich in der Größe reduziert werden soll, dennoch im Preis weiter steigen? Uns fehlt der Glaube, dass nach einer erneuten, jahrelangen Planung ein neues Gebäude, zu dem es bisher keinerlei gestalterische Vorstellungen geben kann, am Ende preiswerter oder attraktiver sein wird als das von uns entworfene Stadthaus. Und schöner sicherlich auch nicht.

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Was passiert denn, wenn die Stadt jetzt noch einmal alles neu planen will?

Das wollen wir nicht hoffen, aber dann hat sich für uns die weitere Planung für das Stadthaus wohl leider erledigt und wir werden berechnen, welche Kosten der Stadt in Rechnung zu stellen sind.

Würden Sie noch einmal an einem Wettbewerb der Stadt Bergisch Gladbach teilnehmen?

Wenn uns die Aufgabe begeistert, warum denn nicht? Das Stadthaus am S-Bahnhof ist ein spannendes Projekt und wir hoffen wirklich, dass auf Grundlage unseres Entwurfs weiter geplant und dann auch gebaut werden kann. Wie gesagt, man kann mit uns über alles reden – aber dafür muss man mit uns reden.