„Wir sind froh, dass sie ausreisen dürfen“Musiker aus Lviv kommen nach Bergisch Gladbach

Lesezeit 3 Minuten
Die Philharmonie spielt auf einer Bühne.

Die Philharmonie Lviv darf zum Neujahrskonzert in den Bergischen Löwen aus der Ukraine ausreisen.

Die Junge Philharmonie Lviv/Lemberg kommt zum Neujahrskonzert wieder nach Bergisch Gladbach. Und doch ist alles anders als zuvor.

Seit Jahren gastiert die Junge Philharmonie Lviv/Lemberg zum Neujahrskonzert im Bergischen Löwen, doch diesmal ist nichts mehr wie es einmal war. Denn Lviv liegt in der Ukraine und lange Zeit war fraglich, ob überhaupt ein Musiker im wehrfähigen Alter aus dem Land ausreisen darf, das sich seit dem russischen Angriff im Februar im Kriegszustand befindet. „Ich habe den Gouverneur von Lviv inständig gebeten, die Musiker fahren zu lassen“, sagt Georg Mais, der seit mehr als 25 Jahren das Neujahrskonzert in Bergisch Gladbachs guter Stube organisiert.

Aus Gesprächen und Besuchen in Lviv weiß Mais, wie die Situation vor Ort ist. Er weiß, dass einige Musiker zwar nicht zur Front eingezogen wurden, wohl aber im Sanitätsdienst eingesetzt sind. Er kennt die Flüchtlingsströme aus dem Osten der Ukraine, die gleich zu Beginn des russischen Großangriffs in der westukrainischen Stadt Lviv ankamen. Und er weiß um die Hilfsbereitschaft der dortigen Bewohner.

Philharmonie und Theater dienten selbst lange Zeit als Notunterkunft für die Geflüchteten.
Georg Mais, Organisator des Neujahrskonzerts in Bergisch Gladbach

„Philharmonie und Theater dienten selbst lange Zeit als Notunterkunft für die Geflüchteten“, sagt der 64-jährige künstlerische Leiter und Dirigent aus Süddeutschland. „Als die Situation sich dann etwas entspannte, haben die Musiker Konzerte für die Geflüchteten gegeben“, so Mais. Den Alltag zurückzuholen sei für alle Menschen dort sehr wichtig. Und dazu gehören auch die Konzerttourneen.

Im Gespräch: Musikalischer Leiter Georg Mais und Löwen-Chef Norbert Pfennings sitzen an einem Tisch, gestikulieren und reden.

Im Gespräch: Musikalischer Leiter Georg Mais und Löwen-Chef Norbert Pfennings

Mit seinem Vorstoß beim Gouverneur von Lviv hatte Georg Mais Erfolg. Dieser ließ über die zuständige Kulturabteilung ein Ensemble zusammenstellen, das zwar nicht komplett aus der Jungen Philharmonie besteht, aber in sämtlichen Registern sehr gut besetzt   sei, wie Mais nach drei Konzerten, die er selbst vor einigen Wochen mit den Musikern in Süddeutschland dirigierte, weiß.

Für die Neujahrskonzerte, von denen das Bergisch Gladbacher am Donnerstag, 5. Januar, um 20 Uhr im Bergischen Löwen stattfindet, wird der Direktor der Philharmonie mit nach Deutschland kommen, wird der Volodymyr Syvokhip selbst den Taktstock führen.

„Wir sind so froh, dass die Musiker ausreisen dürfen und das Neujahrskonzert stattfinden kann“, sagt Löwen-Geschäftsführer Norbert Pfennings und freut sich schon auf das Orchester, die Sopranistin Galina Pikh und das Konzertprogramm, das von Mozart bis Strauß, von der „Fledermaus“ bis zum „Radetzki Marsch“ reicht.

„Wie es zu einem Neujahrskonzert passt“, sagt Mais, der bewusst darauf verzichtet hat, ausschließlich Werke ukrainische Komponisten auszuwählen. Auch im Sinne der Musiker: „Das Bedürfnis nach so viel Normalität wie möglich, ist sehr groß“, weiß Mais und zögerte gleichwohl nicht lange, für welchen Zweck die Spendensammlung am Ausgang des Neujahrskonzerts am 5. Januar bestimmt sein wird: Natürlich für die Betroffenen selbst.


Karten für das große Neujahrskonzert am Donnerstag, 5. Januar 2023, um 20 Uhr im Bürgerhaus Bergischer Löwe sind zum Preis ab 22,50 Euro an der Theaterkasse erhältlich, (0 22 02) 29 46 12.