Navigationshilfe für FlugzeugeDer Leuchtturm von Kürten

Lesezeit 3 Minuten
Die Funkfeuer auf dem Kürtener Offermannsberg dienen dem sicheren Flugverkehr.

Die Funkfeuer auf dem Kürtener Offermannsberg dienen dem sicheren Flugverkehr.

Kürten – Ein seltsames Teil ist es ja schon. Steht mitten auf Kürtens Höhen und ist hermetisch abgezäunt. Es gibt „Sendeantennen“, die aus dem Boden kommen, und alles wirkt irgendwie futuristisch. Könnte auch ein Landeplatz für Ufos sein.

Was dort auf dem Offermannsberg oberhalb von Kürten steht, ist ein Leuchtturm. Kein richtiger, aber einer für Flugzeuge. In der Fachsprache wird die Anlage Funkfeuer genannt und ist für die Navigation der Flugzeuge von größter Bedeutung. Ähnlich dem Leuchtturm für Schiffe weist das Funkfeuer die Flugzeuge in die richtige Richtung. Ohne die Signale des Flugfeuers würde auf den Luftstraßen Chaos herrschen. Jedes Flugzeug, das vom etwa 15 Kilometer entfernten Flughafen Köln/Bonn an- und abfliegt, navigiert mit Hilfe dieses UKW-Drehfunkfeuers. „Die Anlage dient den Flugzeugen als Navigationshilfe“, bestätigt Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung (DFS). Also: Für alle rund 150 000 Flugbewegungen, die es in Köln/Bonn pro Jahr gibt, ist das Signal vom Offermannsberg wichtig.

Aber auch alle Maschinen, die die Höhe am Offermannsberg in 10 000 Metern Höhe oder mehr überfliegen, nutzen das Funkfeuer zur Streckennavigation, Amsterdam – Peking, via Offermannsberg sozusagen.

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Zurück zum Technischen: Das Signal ist kein Lichtzeichen, sondern ein elektronisches Signal mit einer Amplitude, die sich 30-mal pro Sekunde hebt und senkt und mit Morse-Kennzeichnung versehen ist. Wer neben der Anlage steht, bemerkt allerdings nicht, dass andauernd Signale ausgesendet werden, sie liegen außerhalb unserer Wahrnehmung. Der Sprecher der Flugsicherung erklärt: „Ein UKW-Drehfunkfeuer hat 360 Radiale, auf denen die Flugzeuge das Funkfeuer an- oder auch abfliegen können.“ Im Jet selbst gibt es Empfangsgeräte, die die Signale auswerten. Von diesen speziellen Feuern, auf Englisch „VHS-Omnidirectional Radio Range“, VOR genannt, gebe es bundesweit etwa 60. „Daneben gibt es noch ungerichtete Funkfeuer. Diese dienen ebenfalls der Navigation, jedoch sind diese wesentlich unpräziser als die VORs.“ Der Leuchtturm vom Offermannsberg hat übrigen die Kennung Wipper – WYP.

Und was ist mit der modernen Technik, mit Satellitensteuerung? Die gibt es auch. Die meisten Flugzeuge nutzen die Satellitennavigation GPS oder das System GLONASS, so der Experte der Flugsicherung, „und vielleicht irgendwann mal Galileo“ (diese GPS-Navigation startet 2015). Ausgeknipst wird der Kürtener Leuchtturm damit aber noch lange nicht: Die Satellitennavigation hat noch nicht die Präzision erreicht, wie sie die Funkfeuer haben.

Diese Genauigkeit ist auch der Grund, weshalb sich Funkfeuer und Windkraftanlagen schlecht vertragen. Letztere gelten bei der Deutschen Flugsicherung sogar als Luftfahrthindernisse. Im Februar hatte das Kürtener Planungsamt dort vorangefragt wegen eines Windparks für Windenergieanlagen an drei verschiedenen Standorten im Gemeindegebiet. Über die Bezirksregierung Düsseldorf ließ die DFS ausrichten, dass die „zusätzlichen Störbeiträge“ nicht akzeptabel seien. Der zulässige Störbetrag von plus/minus einem Winkelgrad für Umgebungseinflüsse werde durch die Windräder überschritten.