OdenthalHochwasser fällt nicht einfach vom Himmel

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Im Normalfall ist die Dhünn ein harmloser Fluss. Wie man sie und ihre Nebenbäche auch bei Starkregen zähmt, darüber beraten Experten.

Odenthal – Das Thema Überflutungsgefahr wird die Gemeinde noch lange Zeit beschäftigen. Denn die Problematik ist umfassend und tangiert viele Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens.

Von der Bauplanung bis zur Gewässerunterhaltung, von öffentlicher bis privater Vorsorge – viele Rädchen müssen ineinandergreifen, damit beim nächsten Starkregen nicht wieder „Land unter“ ist und die Keller volllaufen.

Lösungen für mehr Hochwasserschutz gesucht

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

Zum dritten Mal tagte die „Expertenrunde Starkregenereignis“. Sie soll dazu beitragen, Fachwissen zu sammeln, Ziele zu formulieren und Lösungswege zu finden, um die Arbeit von Politik und Verwaltung zu erleichtern.

Ständige Teilnehmer des Gremiums sind Dirk Braunleder (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Heinz-Hubert Fischer (CDU), Stefanie Rudolph-Tieke (SPD), Alwine Hartwig (FDP) und Dr. Bernd Pugell (fraktionslos), der an diesem Abend fehlte. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos).

Die Gefahrenkarte zeigt, wo hingeschaut werden muss

Beim Klima- und Umweltschutz müsse das Rad nicht immer neu erfunden werden, machte Jens Hasse vom Deutschen Institut für Urbanistik klar. So läge für Odenthal mit der Starkregengefahrenkarte des Rheinisch-Bergischen Kreises bereits ein wichtiges Instrument vor. „Die Karte zeigt genau, wo sie hingucken müssen“, sagte Hasse. Modellrechnungen seien nicht mehr nötig.

Zudem helfe der Kontakt zu anderen Kommunen: „Es gibt diverse gute Beispiele für Starkregenvorsorge“, sagte er und nannte als Beispiel die Stadt Rietberg bei Gütersloh. Ein Klimamanager könne helfen, sich im Förder-Dschungel zurechtzufinden, die Detailplanung müssten dann aber die Experten aus Bau, Planung oder Naturschutz übernehmen.

"Sturzbäume" müssen aus den Bächen geholt werden

Im Gespräch mit den Vertretern des Wupperverbandes, Sebastian Arns und Alexander Löcke, ging es anschließend um die Gewässerunterhaltung und ein System der Frühalarmierung. Derzeit sei man immer noch damit beschäftigt, sogenannte „Sturzbäume“ aus den Bächen zu holen, sagte Arns. „Da kommen bei uns ganz viele Meldungen an“.

In der Aue Altenberg bis zum Klärwerk habe man Bäume aus dem Wasser gefischt. „Derzeit stellen wir im Grimberger Siefen das Profil wieder her“, berichtete Arns. Anschließend koffere man den Osenauer Bach aus.

Forst- und Gewässerpflege müssen zusammenarbeiten

Zur Beseitigung der Bäume sei es wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Forst- und Gewässerpflege zu intensivieren. Arbeiten am Eifgenbach und an der Scherfbach-Mündung stünden noch aus. Grundsätzlich seien alle Eingriffe immer ein Abwägungsprozess zwischen Ökologie und Gefahrenpotenzial.

Information und Alarmierung über Wasserstände und Hochwassergefahr sollen verbessert werden, so Alexander Löcke vom Wupperverband. Der Email-Verteiler für die Alarmierung sei um 22 Kreisfeuerwehren erweitert worden. Vom Pegel unterhalb der Dhünn geht die Info an die Leitstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises“, erklärte Löcke.

Neue Pegel sollen Warnsystem verbessern

Zusätzlich wolle man mehrere neue Pegel einrichten, um die Vorwarnzeiten zu verbessern. „Am Eifgenbach wäre das für Odenthal wichtig, weil da viel Wasser kommt“, so Löcke, auch der Scherfbach sei ein Kandidat für einen neuen Pegel.

Informationen über Pegel und Wetter könnten Bürger auch über das Hochwasserportal des Wupperverbandes abrufen, das wie ein Ampelsystem funktioniere.

Die Alarmierung habe komplett versagt

„Die Website ist hervorragend und eine große Hilfe für Laien“, lobte Dr. Kirsten Klamroth, deren Haus beim Juli-Hochwasser geflutet worden war. Sie ist Mitglied in der IG Dhünn-Hochwasser, die sich im vergangenen Jahr gegründet hatte.

Eher kritisch die Reaktion der ebenfalls betroffenen Barbara Hollax. „Ich brauche eine direkte Warnung“, forderte sie. Im vergangenen Juli habe die Alarmierung komplett versagt. „Es war keine Sirenenwarnung da.“

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„Wir haben noch keine direkte Schnittstelle zur NINA-App, bedauerte Löcke. Die Warn-App für das Handy (Notfall-Informations- und Nachrichten-App) warnt deutschlandweit automatisch vor Gefahren, auf Wunsch auch für den jeweiligen aktuellen Standort.