KommentarCDU und Grüne servieren einen Krisenmanager in Rhein-Berg ab

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Rhein-Bergs Landrat Stephan Santelmann und Kreisdirektor Dr. Erik Werdel sitzen an einem Tisch auf einem Podium bei einer Kreistagssitzung.

Das Verhältnis zwischen Landrat Stephan Santelmann (l.) und Kreisdirektor Dr. Erik Werdel wurde in der Corona-Pandemie schwer beschädigt.

Das Abservieren von Rhein-Bergs Kreisdirektor Dr. Erik  Werdel durch CDU und Grüne ist schäbig, meint unser Autor. Ein Kommentar.

Mit einer überzeugenden Erklärung, warum sie die Kreishausspitze jetzt umbauen wollen, rücken CDU und Grüne nicht recht raus. Ihr Taktieren hinter verschlossenen Türen allerdings lässt tief blicken in politische Machtkämpfe, die eigentlich nicht an die Öffentlichkeit dringen sollten. Sind sie aber – und lassen die politisch Agierenden mehr oder weniger erfolglos nach Argumenten suchen.

Guido  Wagner

Guido Wagner

Leiter der Redaktion Rhein-Berg von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Bergischer Landeszeitung/Kölnischer Rundschau“. Bereits während des Studiums hat er als freier Journalist gearbeitet und nach dem Exame...

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Weder erhalten die Grünen mit der Einführung eines Allgemeinen Vertreters des Landrats anstelle des Kreisdirektors unmittelbar mehr Einfluss an der Kreishausspitze, den sie – wenn's allein um das Wahlergebnis von 2020 ginge – auch schon damals hätten einfordern können. Noch hat die CDU auf den ersten Blick etwas davon, die CDU-Bank eines auf acht Jahre gewählten Kreisdirektors als „Langstreckenläufer“ aufzugeben. Es sei denn – ja – es sei denn, es geht weniger um den Vertreter des Landrats als vielmehr um den Kreishauschef selbst.

Als Santelmann vor zwei Jahren das an sich gezogene Corona-Krisenmanagement gefährlich entglitten war, er und der Kreisdirektor zeitweise nur über Anwälte kommunizierten, da hatte man – selbst in der CDU unter einigem Druck – geprüft, wie eine Abwahl Santelmanns möglich wäre. Ergebnis: zu hohe Hürden, zu geringe Erfolgsaussichten.

Es scheint mehr um den Landrat als um seinen Stellvertreter zu gehen

Da der Amtsinhaber nun aber durch geschäftigen Aktionismus mehr und mehr durchblicken lässt, offenbar noch einmal kandidieren zu wollen, steht die CDU vor dem Dilemma, entweder mit ihm anzutreten oder mit einem Gegenkandidaten. Dann aber öffnete sie Tür und Tor für den Erfolg eines Mitbewerbers von dann zwei CDU-Bewerbern. Das scheint die CDU nicht zu wollen – und lässt stattdessen das Amt des Kreisdirektors samt aktuellem Amtsinhaber über die Klinge springen, um eine erneute Eskalation zu vermeiden.

Das ist nicht nur menschlich schäbig angesichts von Werdels Verdiensten im Krisenmanagement und in der Verwaltungsführung während turbulenter Zeiten, sondern zeugt   weder von echtem Problembewusstsein, noch von  nachhaltigem Krisenmanagement in der CDU.