„Mit Herz und Authentizität“Florian Wagner gewinnt das Rösrather Kabarettfestival

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Finale des Rösrather Kabarettfestivals.

Finale des Rösrather Kabarettfestivals.

Rösrath – Üblich ist es, dass die Fans des Rösrather Kabarettfestivals schon im Januar ihre Lachmuskeln trainieren. Coronabedingt konnte die mittlerweile neunte Ausgabe erst vergangene Woche stattfinden, aber dank des Wetters fiel unter langer Kleidung nicht auf, wie gut die Lachmuskeln in diesem Sommer ausgeprägt sind. Drei Abende lang buhlten acht junge Kabarettisten und Kabarettistinnen im Schloss Eulenbroich um die Gunst ihres Publikums, das abstimmen durfte. Nach der Auszählung beim Finale der Besten stand der Sieger fest.

Talentiert waren alle vier Finalisten, die in ihrer Sparte bereits „Young Professionals“ sind, gleichermaßen. Ihr Programm jedoch ist vollkommen unterschiedlich. Den Anfang des Abends machte Jonas Greiner aus Thüringen. Alwin-Georg Maibach, der Vorsitzende des Kulturvereins, der die Veranstaltung gemeinsam mit der Dr. Jürgen Rembold Stiftung durchführt, stellte immer die jeweiligen Künstler vor. Greiner wurde „groß“ angekündigt, als er in den Raum trat, wussten alle, wieso: er misst 2,07 Meter – ein Grund, viele merkwürdige Situationen, die dadurch entstehen, mit ins Programm einzubauen, was beim Publikum für laute Lacher sorgte.

Abgelöst wurde er auf der Bühne von Liese-Lotte Lübke. In Sportleggings und Zehenschuhen betrat die junge Frau die Bühne und begrüßte alle mit einem einfachen: „Hi, habt ihr Lust?“ Dann schwang sie sich auf den Keyboardhocker.

Geheimrezept fürs Kabarett

Ihre Texte: gesellschaftskritisch und nachdenklich. Ihre „Was würde ich tun, wenn ich könnte, was ich wollte“-Zettel, die sie bei Auftritten für ihr Publikum auslegt: ziemlich lustig. Das Publikum beim Finale: ein bisschen zu scheu, um mitzusingen. Mit ihrem frechen Augenbrauenzucken sammelte Lübke dennoch schnell Sympathien.

Nach der Pause ging es weiter mit Frauenpower, Fee Brembeck, neuerdings Autorin und ausgebildete Opernsängerin, immer schon selbsternannte „Feeministin“ und Poetry-Slammerin, nahm die Bühne für sich ein mit der Hoffnung, dass Schlau das neue Schön wird, davon versuchte sie Männlein wie Weiblein im Publikum gleichermaßen zu überzeugen. Auch ihre Gesangskünste gab sie zum Besten und bewies, dass Bewegung essenziell für schöne Töne ist – mit vollem Körpereinsatz.

Den letzten Auftritt des Abends gab Florian Wagner, der seinen Beitrag mit geschickten musikalischen Beiträgen füllte. Beispielsweise mit seinem „schlechten Lied (mit Absicht schlecht)“, bei dem nicht nur der Refrain nicht schön klang, sondern das auch viele Wiederholungen und Störungen enthielt, einen seltsamen Takt und einen seltsamen Text hatte. Seltsam war auch sein Outfit, denn trotz schickem Sakko fehlte irgendwie eine richtige Hose. Farblich abgestimmt waren die Boxershorts immerhin und amüsierten die Zuschauer. Er war es denn am Ende auch, der das Finale des Kabarettfestivals für sich entschied. Eine Siegprämie, gesponsert von der Rembold-Stiftung, erhielten jedoch alle.

Kabarett muss auch Tiefgang haben

Das Publikum zeigte sich von allen vier Künstlern begeistert, auch die Freundinnen Dorothea Feser aus Rath und Connie Kliment aus Bergisch Gladbach, die von Tochter Julia begleitet wurde, lachten ausgiebig. „Es ist spannend, wie man Comedy beeinflussen kann, denn wir sind die Jury“, freute sich Kliment, die nicht lange überlegte, wer auf ihrem Zettel das Kreuzchen erhalten sollte.

Doch was ist das Geheimrezept, das einen guten Kabarettisten ausmacht? Das konnten die vier Finalisten nach der Preisverleihung schnell beantworten. „Herz und Authentizität“, warf Lübke sofort in den Raum. „Und Kabarett muss nicht nur lustig sein, sondern sollte auch Tiefgang haben!“, fügte Brembeck hinzu.

Dass man, um Kabarettist zu werden, einen gewissen Humor auch hinter der Bühne haben muss, bewies Greiner: „Ich habe relativ schnell begriffen, dass ich es über die Optik nicht reißen kann“, beantwortete er trocken die Frage, wie er zum Kabarett kam. Nun hoffen die vier, weitermachen zu können. „Im Fernsehen zum Beispiel, das ist immer gut“, sind sich Gewinner Wagner und Greiner einig.

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„Aber wir hoffen natürlich auch, dass trotz Corona die kleinen Theater überleben, denn nur noch in ein schwarzes Loch zu spielen, wäre langweilig“, so Lübke. Das Letzte wird es definitiv nicht sein, was man von den Künstlern gehört hat. Ihre Vorgänger aus den vergangenen Jahren haben etliche Preise abgeräumt, sind gern gesehene Gäste beim Quatsch-Comedy-Club und bei den Mitternachtsspitzen.