Gefährdetes HochwassergebietRösrath verzichtet auf Bebauung von umstrittener Fläche

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Ein Bagger entfernte Anfang dieser Woche den Bewuchs auf der Freifläche in Hoffnungsthal-Mitte,  mit einem Verkauf hat das aber nichts zu tun.

Ein Bagger entfernte Anfang dieser Woche den Bewuchs auf der Freifläche in Hoffnungsthal-Mitte,  mit einem Verkauf hat das aber nichts zu tun.

Rösrath – Die Stadt Rösrath verzichtet auf die Bebauung einer hochwassergefährdeten Fläche in der Ortsmitte Hoffnungsthal. Sie setzt damit ein Signal beim Umgang mit Grundstücken in Sülznähe, die bei der Überschwemmung am 14./15. Juli letzten Jahres überflutet waren.

Vor der Flut-Katastrophe vom Juli 2021 waren die Weichen für eine Bebauung der Freifläche bereits gestellt, ein Bebauungsplan ist seit langem rechtskräftig. Die Fläche liegt zwischen Hauptstraße, Bahnhofstraße, Poltesgarten und Sülzufer – etwa in der Mitte zwischen Bürgerforum Hoffnungsthal und der der Kirche St. Servatius, hinter den Häusern der angrenzenden Straßen. Anvisiert war, die Fläche in drei Grundstücke aufzuteilen und zu verkaufen. Dem Vernehmen nach waren auch Anlieger interessiert, ihre an die Fläche angrenzenden Grundstücke zu erweitern und dort zu bauen.

So sollten insgesamt drei Einfamilienhäuser entstehen. Die Stadt konnte mit einem Erlös von insgesamt 400 000 Euro für den Verkauf der drei Grundstücke rechnen. Auch ein ökologischer Ausgleich für die Bebauung im Überschwemmungsgebiet war vorgesehen: Im Februar 2021 stellten Aggerverband und Stadt das Projekt vor – einen Wasserrückhalteraum mit natürlicher Gestaltung, eine Verbreiterung des Flussbetts auf einem circa 130 Meter langen Abschnitt zwischen der Straßenbrücke Volberg und der Sülzbrücke in der Hauptstraße.

Im Februar 2021 präsentierten Stadt und Aggerverband ein ökologisches Ausgleichsprojekt an der Sülz.

Im Februar 2021 präsentierten Stadt und Aggerverband ein ökologisches Ausgleichsprojekt an der Sülz.

„Das geht einfach nicht“

Doch dieser Ausgleich ist für die Stadt nun nicht mehr entscheidend, sie hat den geplanten Verkauf der Grundstücke gestoppt. „Das geht einfach nicht“, sagt Dezernent Christoph Herrmann nun zu der anvisierten Bebauung. Mit Blick auf die Flut-Katastrophe vom letzten Juli erklärt er: „Ich glaube, die Symbolwirkung wäre fatal, wenn wir sagen würden, dass uns das nicht interessiert und wir trotzdem verkaufen.“ Er hoffe, dieses Engagement der Stadt für den Hochwasserschutz werde wahrgenommen: „Man muss auch darüber reden, dass wir agieren und finanzielle Einbußen haben.“

Auch Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) betont, dass der Hochwasserschutz bei der Stadt einen hohen Stellenwert habe. „Es kostet uns viel Geld. Das ist der Preis“, stellt sie fest. „Wir vermarkten nicht alle vermarktbaren Flächen, wenn es dem Hochwasserschutz dient.“ Diese klare Ansage kommt für manche Nachbarn der Freifläche überraschend: Denn Anfang dieser Woche rückten Arbeiter an, auch mit einem Bagger, und entfernten den gesamten Bewuchs auf der mit Strauchwerk zugewucherten Fläche, auch einzelne Bäume.

Verwirrung nach Bagger-Eingriff

Der Kahlschlag sah danach aus, als würde die Stadt die Freifläche nun für den seit langem geplanten Verkauf vorbereiten. Der Hintergrund der Grünarbeiten sei aber ein völlig anderer gewesen, erklärt Herrmann: Aufgrund von Beschwerden über den Wildwuchs habe die Stadt für Ordnung gesorgt – das „Freiräumen“ der Grundstücke sei gründlich erfolgt, um auf längere Sicht Ruhe zu haben. Mit einem Verkauf habe das nichts zu tun.

Hocherfreut über die Ansage der Stadt, auf den Grundstücksverkauf und die anvisierte Bebauung zu verzichten, zeigt sich der Verein Lebenswertes Sülztal. Klaus Hasbron-Blume vom Vereinsvorstand weist darauf hin, der Verein habe schon im September bei seiner Hochwasser-Infoveranstaltung auf dem Veurneplatz gefordert, die Fläche nicht zu bebauen. Er sagt „danke, dass das jetzt so gemacht werden soll“.

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Der Verein schlägt nun vor, auf der Freifläche einen „Miniwald“ zu schaffen, dieser könne der Artenvielfalt in der Ortsmitte dienen. Anderswo gebe es schon vergleichbare Projekte, zu finden seien sie unter dem Begriff „tiny forest“, zu Deutsch „Miniwald“. Ein solches Projekt ließe sich mit bürgerschaftlichem Engagement verwirklichen, sagt Hasbron-Blume: Interessierte könnten Pflanzen-Patenschaften übernehmen, auch Naturschutzverbände, Gartenbaubetriebe oder Schulklassen könnten sich beteiligen.