Ein „Unding“Bergheimer Bahnhof bekommt zweite Rampe – die ist für Rollstühle zu steil

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Pendler steigen die Treppe vom Bahngleis zur Unterführung des Bahnhofs hinab.

Am Bahnhof Bergheim sollen zwei Aufzüge und eine nicht behindertengerechte Rampe gebaut werden.

Das Gleis in Richtung Düsseldorf am Bergheimer Bahnhof wird mit zwei Aufzügen ausgestattet. Auch eine Rampe wird gebaut. Davon haben Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer allerdings offenbar nichts. Sie ist zu steil.

Das Gleis in Richtung Düsseldorf am Bergheimer Bahnhof erhält eine Rampe und zwei Aufzüge. Das hat der Stadtrat jetzt mehrheitlich beschlossen. Die Rampe ist mit einer Steigung von 12,6 Prozent nicht behindertengerecht. Für eine barrierefreie Gestaltung darf die Steigung sechs Prozent nicht übersteigen.

Die Mehrheit im Rat war jedoch der Meinung, dass mit dem Bau von zwei Aufzügen die Barrierefreiheit erfüllt sei. Das Gleis Richtung Köln wird weiterhin nur über die jahrzehntealte steile Rampe zu erreichen sein.

Kritik an Lösung des Bergheimer Stadtrats wird laut

Wirkliche Zufriedenheit herrschte im Rat über die Lösung nicht. „Wir wollen, dass endlich Barrierefreiheit umgesetzt wird und die Bauausführung begonnen wird“, sagte Christian Karaschinski (CDU).

Für die Sozialdemokraten gab es keine Alternative. „Das ist keine wirkliche Lösung, aber es ist keine andere Variante möglich“, sagte Fraktionsvorsitzender Franz Schallenberg mit Blick auf die beiden anderen Optionen: Der Vorschlag des Ortsvorstehers von Kenten, Hans-Jürgen Knabben (CDU), etwa ließ sich wegen der Enge des Raumes nicht umsetzen, und der Entwurf von Peter Hirseler (Grüne), der eine Steigung von weniger als acht Prozent vorsah, würde nach Ansicht der CDU wegen seiner verwinkelten Bauweise einen weiteren Angst-Raum in der Nähe der Bahnunterführung schaffen.

Rollstuhlfahrer wollen aus eigener Kraft an den Bahnsteig kommen. Wir hätten ihnen die Würde geben können, nicht von Technik abhängig zu sein.
Georg Schmidt-Roos, MDW/Die Linke

Die Fraktionen der Grünen und MDW/Die Linke stimmten gegen den Entwurf mit der steilen Rampe, weil er wegen des möglichen Ausfalls der Aufzüge als nicht behindertengerecht einzustufen sei. Auf Antrag der Grünen soll nun zumindest ein Lichtkonzept für die Unterführung geprüft werden. Und Georg Schmidt-Roos merkte für MDW/Die Linke an: „Rollstuhlfahrer wollen aus eigener Kraft an den Bahnsteig kommen. Wir hätten ihnen die Würde geben können, nicht von Technik abhängig zu sein.“

Selbsthilfegruppe Handicap bezeichnet Ergebnis am Bergheimer Bahnhof als „Unding“

Die Selbsthilfegruppe Handicap hatte zuvor genau dieses Argument vorgebracht. „Wir plädieren auf das Recht auf Selbstbestimmung und dass auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen das Recht haben, sich ihre Wege selber auszusuchen“, sagt Stefanos Dulgerakis von der SHG Handicap.

Außerdem gebe es auch Menschen mit Platzangst, denen es nicht möglich sei, einen Aufzug zu benutzen. „Wir haben Kompromissbereitschaft gezeigt und auch eine Rampe bis acht Prozent akzeptiert, leider wird dies nicht angenommen.“ Das sei ein „Unding“, sagte Dulgerakis.