Programmchef des Medio Bergheim„Wir sind seit 1,5 Jahren in permanenter Ungewissheit“

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Mit dem Medio-Programmgestalter Schobbe Vois (l.) sprach Redakteur Niklas Pinner.

Mit dem Medio-Programmgestalter Schobbe Vois (l.) sprach Redakteur Niklas Pinner.

  • Schobbe Vois ist Programmgestalter des Medio in der Bergheimer Innenstadt.
  • Seit Herbst finden in der Bergheimer Veranstaltungshalle keine Events mehr statt.
  • Über die Situation der Kultur sprach Niklas Pinner mit ihm.

Schobbe Vois ist Programmgestalter des Medio in der Bergheimer Innenstadt. Seit Herbst finden in der Bergheimer Veranstaltungshalle keine Events mehr statt. Über die Situation der Kultur sprach Niklas Pinner mit ihm.

Wie fühlt sich ein Programmgestalter gerade?

Vois: Man ist jetzt seit eineinhalb Jahren in einer permanenten Ungewissheit. Trotzdem müssen wir zuversichtlich bleiben.

Frustration stellt sich also noch nicht ein?

Nein. Ich bin trotz allem immer positiv und guter Dinge. Die aktuelle Corona-Verordnung lässt einen optimistischen Blick in die Zukunft zu. Auch bei steigenden Infektionszahlen können wir hier im Medio flexibel reagieren und zum Beispiel Veranstaltungen, die im kleinen Saal geplant waren, in den großen Saal verlegen. Es gibt also schon eine gewisse Planungsperspektive, mit der man umgehen kann.

Wie sieht es denn mit den Veranstaltungen für den Rest des Jahres aus?

Man muss sich jede Veranstaltung im Einzelnen anschauen. Den Mundart-Spielkreis St. Kilian, der für Ende August geplant war, mussten wir absagen, weil die Gruppe aufgrund der Bestimmungen einfach nicht proben konnte. Sehr wohl können aber Gerd Köster, Helmut Krumminga und Frank Hocker kommen. Auch Ernie Wirth und die Grammophoniker Mitte September sind recht sicher. Langfristige Aussagen zu treffen, ist eher schwierig. Denn keiner kann die Entwicklung vorhersagen. Hier kann ich nur empfehlen, sich auf unserer Homepage regelmäßig zu informieren.

Wie läuft die Planung im Medio überhaupt ab derzeit?

Wir haben viele Veranstaltungen, die verschoben worden sind und noch kommen. Es ist förmlich eine Bugwelle an Veranstaltungen, die wir vor uns herschieben. Wir haben allerdings auch einige schöne neue Veranstaltungen in Planung für nächstes Jahr. Wenn sich die Verordnungslage jetzt stabilisiert, werden wir bald den Verkauf für neue Veranstaltungen starten. Im Moment ist viel Taktieren dabei.

Bekommen Sie als Veranstalter neue Bedingungen früh genug mitgeteilt?

Nein. Es ist oft echt sportlich, eine Corona-Schutzverordnung zu erhalten, die schon zwei Tage später gilt. Im vergangenen Herbst mussten wir teilweise dreimal die Planungen umwerfen und den jeweiligen Inzidenzstufen anpassen.

Was bedeutet das für die Arbeit im Medio-Team?

Im Marketing müssen alle Bekanntmachungen immer wieder überarbeitet werden. Auch in der Planung und Umsetzung bringt der ständige Wandel viel Arbeit mit sich. Saalbestuhlungen müssen zum Beispiel angepasst werden. Aktuell muss geprüft werden, ob alle geimpft, getestet oder genesen sind. Dafür braucht man auch immer Personal. Zum Glück haben wir ein gutes Einlass-Team aus Honorarkräften. Hier suchen wir aktuell Verstärkung, und auch eine Vollzeitstelle in der Veranstaltungsbetreuung wird gerade neu besetzt.

Fühlen Sie Sich als Veranstalter genügend unterstützt?

Wir im Medio werden gut von der Stadt unterstützt. Aber auf Bundes- und Landesebene hätte die Politik die Veranstaltungsbranche und die Kultur sicher differenzierter wahrnehmen sollen. Das hat sich aber mittlerweile verbessert. Hilfreich ist für viele eine Bundeshilfe. Der Bund bezuschusst zum Beispiel Veranstaltungen, wenn man Plätze einschränken muss, damit man eine wirtschaftliche Planungssicherheit hat. Ich glaube, die Politik hat ein Problem damit, die Veranstaltungswirtschaft in Gänze zu erfassen. Es gibt nicht nur Künstler, sondern auch Techniker, Gastronomen und mehr, die da dranhängen.

Und die Menschen?

Die Menschen sollten wieder zu Veranstaltungen gehen, auch drinnen. Aufgrund der guten Be- und Entlüftungsanlage birgt der Besuch hier im Medio kein größeres Risiko als die Teilhabe am normalen Leben.

Wie reagieren die Zuschauer denn?

Es ist ja schon länger her, dass Menschen hier waren. Aber diejenigen, die unsere Kulturveranstaltungen besucht haben, waren sehr dankbar.

Wie reagieren die Künstler auf die Situation?

Ganz unterschiedlich. Die Künstler, die breiter aufgestellt sind und zum Beispiel auch unterrichten, kommen damit recht gut klar. Ich weiß aber von einigen, die ihrem Beruf den Rücken gekehrt haben, weil die existenzielle Not einfach zu groß ist.

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Wird das die deutsche Kulturlandschaft nachhaltig verändern?

Ich hoffe inständig, dass die Menschen bald wieder regelmäßig zu Veranstaltungen gehen und es wieder so wird, wie es war.

Wird es denn wieder, wie es mal war?

Ich denke schon. Das gemeinsame Liveerlebnis ist durch nichts zu ersetzen.