VorbildprojektElsdorfer Gesamtschule verteilt Tablets an alle Schüler

Lesezeit 3 Minuten
Tablet-Ausgabe an der Tür zur Gesamtschule mit den Teamleitern Kersten Hilgers und Bahara Shaihabi.

Tablet-Ausgabe an der Tür zur Gesamtschule mit den Teamleitern Kersten Hilgers und Bahara Shaihabi.

Elsdorf-Angelsdorf – Homeschooling ist der Chancengleichheit nicht förderlich. Zu unterschiedlich sind die technischen, zeitlichen und intellektuellen Voraussetzungen im Elternhaus. Die Gesamtschule hat sich lange vor Corona auf einen noch wenig ausgetretenen Weg der Chancengleichheit gemacht. In dieser Woche gab es Tablets für alle Schülerinnen und Schüler der 2014 gegründeten Schule. Möglich machte das ein Konzept, das auf die Beteiligung der engagierten Elternschaft setzt.

„Wir haben schon vor zwei Jahren Überlegungen gestartet, wie wir die Schule in die digitale Neuzeit führen“, sagt Direktorin Tina Wingen-Pahr. Herausgekommen ist das in weitem Umkreis vorbildlose Projekt „Schule mit zeitgemäßer medialer Ausstattung“, vom Kollegium griffig „Schmitzmaus“ abgekürzt.

Elsdorf: Elternbeteiligung bildet wichtige Säule

Das Konzept strebt die lückenlose Versorgung der Schüler mit Endgeräten an. „Mit rund 50 vom Land finanzierten Geräten für den Lockdown, die wir zudem noch gar nicht haben, ist nichts erreicht“, sagt Wingen-Pahr. Die Elternbeteiligung bildet daher eine wichtige Säule. Ein gemeinnütziger Anbieter aus Stuttgart wurde gefunden, der Abnahmeverträge mit den Eltern für zunächst Jahre – übergangsweise auch kürzer, etwa für die künftigen Abgangsklässler – schließt. „Alle Tablets sind für die schulische Nutzung einheitlich konfiguriert, können aber auch vollwertig privat genutzt werden.“, sagt Abteilungsleiter Stefan Tausch.

Die Eltern von knapp 600 Schülerinnen und Schülern haben bereits im Herbst „innerhalb weniger Tage“, wie der stellvertretende Schulleiter Thorsten Kleppe berichtet, einen Vertrag unterschrieben. Wenige fehlen noch. „Die Kommunikation läuft und Lösungen werden gefunden“, sagt Wingen-Pahr.

Einheitlichkeit ist wichtig

Die gemieteten touch- und stifttauglichen Geräte – auch Kauf ist möglich – kosten 19,40 Euro pro Monat. Enthalten sind Wartung, umgehender Austausch defekter Tablets und Versicherung. Eltern, die staatliche Transferleistungen beziehen, zahlen auf Antrag 14,40 Euro. Kleppe verweist darauf, dass wegen der Digitalisierung das bundesweite Bildungs- und Teilhabegeld auf 150 Euro pro Jahr angehoben wurde, um finanziellen Spielraum für betroffene Familien zu schaffen. „Die einheitliche Ausstattung wirkt bei Schülerinnen und Schüler, die von zu Hause aus schlecht oder gar nicht mit Hardware ausgestattet sind, gegen lerntechnische und soziale Benachteiligungen. Verantwortliche Medienerziehung und individuelle Förderung kann gezielter strukturiert und gesteuert werden. Stigmatisierungen werden minimiert“, betont Wingen-Pahr.

Die Stadtverwaltung hat in der Vergangenheit bereits für eine „vorbildliche technische Ausstattung“ (Wingen-Pahr), zu der auch Smartboards, WLAN und ein Schulserver mit interner Cloud gehören, gesorgt. Darüber hinaus finanziert sie schuleigene Apps für die Endgeräte. Auch die drei Grundschulen werden jetzt Hunderte iPads erhalten. „Wir setzen die Digitalisierung zusammen mit den Schulen konsequent um“, sagte Bürgermeister Andreas Heller.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir wollen keine Tablet-Schule sein, in der ununterbrochen die Bildschirme flimmern“ betont Kleppe. Aber die Arbeit mit den Endgeräten unterstütze den Unterricht. „Und es verändert ihn natürlich auch“, räumt er ein. Mit Distanzlernen habe das trotzdem „nichts zu tun. Wir sind froh, wenn das bald vorbei ist“, versichert Tausch.