Nach der Flut aufgebautFanfaren-Trompeter feierten im neuen Vereinsheim in Erftstadt

Lesezeit 3 Minuten
Blick in das neue Vereinsheim. Viele Gäste sind zum ersten Treffen gekommen.

Hans-Bert Bendermacher begrüßt bei der Feier im neuen Vereinsheim Mathilde Palmersheim, das älteste Mitglied der Erftstadt-Fanfaren.

Durch die Flutkatastrophe hatte das allermeiste zerstört. Viele Helfer haben mit angepackt, um das Vereinsheim wieder aufzubauen.

Von einem „bewegenden Moment“, sprach Bürgermeisterin Carolin Weitzel, als sie am Samstagband zusammen mit dem Vorsitzenden der Fanfaren-Trompeter, Hans-Bert Bendermacher, dem Geschäftsführer Wolfgang Erkens, dem Bundestagsabgeordneten Detlef Seif und Bernhard Ripp von der CDU-Kreistagsfraktion das weiße Band vor dem Eingang des Vereinsheims zerschnitt.

In den mehr als zwei Jahren, die nach der Flutkastrophe am 15. Juli 2021 vergangen sind, haben die Erftstadt-Fanfaren ihr Vereinsheim quasi komplett erneuert. „Mein Herz hüpft vor Freude, dass wir jetzt mit diesem Band, das wir durchschneiden, einen Neustart haben für die Zukunft mit den Fanfaren Erftstadt“, so Weitzel. „Aufgeben war von Anfang an keine Option“, versicherte Geschäftsführer Wolfgang Erkens den Gästen.

Dass es jedoch nach der Pandemie noch schlimmer kommen könnte, ahnte keiner – aber es kam
Wolfgang Erkens, Geschäftsführer

Viele Freunde, Sponsoren, Förderer und alle Vereinsmitglieder waren eingeladen, diesen Neustart mitzufeiern. Blitzblank strahlte das Vereinsheim. Edel wirkten die dunkelgrauen Bodenfliesen, die aus Naturstein geschaffenen halbhohen Borde an den Seitenwänden, die strahlend weißen Wände und die Decke mit der modernen Beleuchtung.

Nur die Dias, die auf die Wand hinter der neuen Akustik-Bühne geworfen wurden, erinnerten an das Drama, das für die Fanfaren-Trompeter eigentlich schon mit dem Lockdown zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 begann. Erkens nahm alle mit auf eine Zeitreise. „Dass es jedoch nach der Pandemie noch schlimmer kommen könnte, ahnte keiner – aber es kam“, sagte er.

Drei Männer und eine Frau schneiden ein Band durch, es ist eine symbolische Geste.

Ein feierlicher Moment: Das weiße Band wird durchgeschnitten und der Weg in eine neue Zukunft freigemacht.

Dann schilderte er, wie sie ihr Vereinsheim erstmals fünf Tage nach der Flut betreten durften, wie sie Noten, Instrumente, Einrichtung, Bühne und ihr komplettes Archiv verschlammt und unbrauchbar vorfanden. Mehr als 1,50 Meter hoch habe das Wasser im Vereinsheim gestanden. „Unser komplettes Inventar war zerstört“, so Erkens. Das allermeiste sei auf einem gewaltigen Haufen gelandet, der auf dem Parkplatz jeden Tag höher geworden sei.

14 Wochen habe es dann gedauert, bis das Mauerwerk nach der kompletten Entkernung getrocknet gewesen sei. Der Aufbau habe 26 Monate gedauert. Am liebsten hätte Erkens jeden einzelnen Helfer als Held gewürdigt. Namentlich nannte er Jürgen Schmid und den stellvertretenden Vereinschef Michael Badorf, der als Bauleiter fast täglich auf der Baustelle war.

Sein Dank galt auch allen Sponsoren. Insgesamt seien mehr als 3000 Arbeitsstunden in Eigenleistung erbracht worden. Dieses Engagement hob auch Weitzel hervor. „Wir haben viel verloren, aber auch viel gewonnen, Kraft zum Beispiel und Zusammenhalt“, sagte die Bürgermeisterin.

Auch Seif zollte den Helferinnen und Helfern des Vereins, aber auch allen anderen Menschen, die nach der Flut ehrenamtlich, freiwillig und engagiert überall mit angepackt hätten, Respekt. Vereinschef Bendermacher merkte an: „Wir hoffen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden und auch in Zukunft die richtigen Wege einschlagen, um Erftstadt über seine Grenzen hinaus wieder nach vorne zu bringen, sodass alle positiv über Erftstadt reden.“

Tatsächlich roch es sogar am Samstagabend noch ein bisschen nach Farbe, als Pfarrer Willi Hoffsümmer die Räume, die Gäste, aber vor allen Dingen auch die Fanfaren-Trompeter und ihre Instrumente segnete. „Das ist was Göttliches, was ihr schenken könnt“, versicherte er den Musikern.