20 Minuten in der WarteschleifeDeshalb geht in der Sana-Klinik niemand ans Telefon

Lesezeit 3 Minuten
In der Patientenaufnahme des Sana-Krankenhauses laufen auch die Anrufe auf.

In der Patientenaufnahme des Sana-Krankenhauses laufen auch die Anrufe auf.

  • Als Beate und Jochen Lips erfuhren, dass ihre Mutter und Schwiegermutter in die Sana-Klinik eingeliefert wurde, versuchten sie, im Krankenhaus anzurufen.
  • Auch nach 20 Minuten ging niemand ans Telefon. Am Ende musste ein Polizist den Beiden helfen.
  • Ein Test zeigt: Anrufer bleiben minutenlang in der Warteschleife. Das sagt die Klinik zu dem Problem.

Hürth – Die Nachricht ließ Beate und Jochen Lips aus Windeck im Rhein-Sieg-Kreis den Schreck in die Glieder fahren. Ihre 86-jährige Mutter und Schwiegermutter, die in Hürth lebt, sei am Dienstag mit dem Rettungswagen ins örtliche Sana-Krankenhaus gebracht worden, so berichtete es ihnen eine Nachbarin am Telefon. Voller Sorge hängte sich Jochen Lips sofort an die Strippe und versuchte, das mehr als eine Autostunde entfernt liegende Krankenhaus telefonisch zu erreichen – doch dort hob niemand ab. Erst auf Vermittlung der Polizei gelang es dem 66-Jährigen, Kontakt aufzunehmen.

Wie sich später herausstellen sollte, hatte die 86-jährigen Frau aus Alstädten/Burbach am Vormittag im Gymnastikkursus, den sie einmal die Woche besucht, schwere Kreislaufprobleme bekommen. „Die Kursleiterin hat das einzig Richtige getan und den Rettungswagen gerufen“, erfuhr Jochen Lips.

Im Krankenhaus ging niemand ans Telefon

„Nachdem die Nachbarin uns verständigt hat, habe ich sofort im Sana-Krankenhaus angerufen“, erzählt der Schwiegersohn. „Wir waren sehr besorgt und wollten wissen, wie es der Schwiegermutter geht.“ Doch unter der Nummer der Krankenhaus-Zentrale, die Lips im Internet fand, meldete sich nur eine Computerstimme. Immer wieder habe er dieselbe Bandansage gehört, „das war eine endlose Dauerschleife“. Nach einer Viertelstunde gab der Windecker auf.

Das könnte Sie auch interessieren:

In seiner Verzweiflung rief Lips auf der Polizeiwache in Hürth an. „Dort hat mir ein freundlicher Beamter die Durchwahl der Notfallambulanz gegeben“, sagt Lips, „und unter der Nummer hat sich dann tatsächlich jemand gemeldet.“ Schließlich konnte er auch mit seiner Schwiegermutter sprechen und war dann etwas beruhigter. „Ihr ging es schon wieder besser“, sagt Lips. Nach ein paar Untersuchungen konnte die Frau das Krankenhaus nachmittags schon wieder verlassen.

Test zeigt: Auch nach 20 Minuten geht niemand ans Telefon

Dennoch ist das Ehepaar Lips sauer auf die Sana-Klinik. „Das ist doch ein unhaltbarer Zustand, dass in einem Krankenhaus niemand ans Telefon geht“, schimpft Jochen Lips. „Nicht nur, dass wir als Angehörige niemanden erreichen. Ich hätte ja auch wichtige Informationen über Vorerkrankungen haben können, die für die Behandlung wichtig sein könnten.“

Jochen Lips wandte sich deshalb an die Zeitung. Ein Testanruf dieser Redaktion landete am Dienstag ebenso in der Warteschleife, auch nach 20 Minuten hatte noch niemand abgehoben.

Krankenhaus arbeitet an dem Problem

Kliniksprecherin Julia Colligs räumte ein, dass die Telefonzentrale des Sana-Krankenhauses aktuell schlecht erreichbar sei: „Das Problem ist bekannt, wir arbeiten an einer Lösung.“ Grund sei Personalknappheit. Nach Colligs’ Angaben laufen die Gespräche in der Patientenaufnahme auf; die Mitarbeiterinnen dort seien aber ausgelastet mit der Aufnahme von stationären Patienten und Notfällen sowie der Annahme von Lieferungen. Eine Mitarbeiterin, die sich um das Telefon kümmere, sei kurzfristig ausgefallen, nun werde Ersatz gesucht.

Die Sekretariate der medizinischen Abteilungen seien aber über das Auswahlmenü der Telefonansage und über Durchwahlen erreichbar. Angehörigen von Notfallpatienten, die keine Durchwahl haben, hilft das allerdings auch nicht weiter.