Chemiepark KnapsackZwei feuerrote neue Rangierloks sind der Stolz der Eisenbahner

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Stolz auf die neuen Loks sind die Lokführer Alexander Kievelitz (l.) und Sven Pacholczyk (r.) sowie Eisenbahnchef Marcel Schäfer.

Hürth-Knapsack – Die beiden feuerroten neuen Lokomotiven sind der Stolz der 17 Mitarbeiter des Eisenbahnbetriebs im Chemiepark Knapsack. Doch zu sehen bekommen sie nur wenige: Die jeweils über 1,5 Millionen Euro teuren Dieselloks, Typ D60C, werden ausschließlich im Rangierbetrieb innerhalb der Werksgrenzen eingesetzt. Denn dort herrscht reger Eisenbahnverkehr.

Rund eine Million Tonnen Güter werden nach Angaben von Marcel Schäfer, Eisenbahnbetriebsleiter bei Yncoris, jährlich innerhalb des Chemieparks auf der Schiene bewegt. Das Gleisnetz in den beiden Werksteilen Knapsack und Hürth bringt es auf 20 Kilometer Strecke und 80 Weichen. Sieben Produktionsbetriebe im Chemiepark haben einen Gleisanschluss, über den Rohstoffe an- und Produkte ausgeliefert werden.

In Hürth-Knapsack werden täglich drei lange Güterzüge zerlegt

In den Bahnhof Knapsack rollen täglich drei lange Güterzüge ein, vier fahren wieder heraus. Die Züge, die auf den Kölner Rangierbahnhöfen in Kalk und Gremberg zusammengestellt werden, bestehen mitunter aus über 30 Waggons und sind bis zu mehrere hundert Meter lang. „Die Züge sind bunt gemischt, wenn sie hier ankommen“, erklärt Sascha Bausen, Meister Eisenbahnbetrieb. „Wir zerlegen den Zug und bringen die einzelnen Waggons dann zu den entsprechenden Betrieben.“

Und dabei kommen nun auch die beiden neuen Loks zum Einsatz. Sie ersetzen zwei Jahrzehnte alte Dieselloks. Eine wurde nach einem Unfallschaden ausgemustert, die andere hätte nach dem Ergebnis der Hauptuntersuchung, einer Art Eisenbahn-Tüv, aufwendig instand gesetzt werden müssen. Insgesamt verfügt der Eisenbahnbetrieb im Chemiepark über fünf Rangierloks und zwei sogenannte Zweiwegefahrzeuge, die sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene fahren können und beim Verladen hilfreich sind.

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Harte körperliche Arbeit muss Lokführer Alexander Kievelitz beim Kuppeln der Waggons verrichten.

Gebaut hat die beiden baugleichen, 63 Tonnen schweren neuen Triebwagen die Firma Gmeinder aus Mosbach im Norden von Baden-Württemberg. Das Grundmodell sei dabei den speziellen Anforderungen im Chemiepark angepasst worden, erklärt Lokmechaniker Steffen Weinert. So müssen die Lokomotiven zum Beispiel aufgrund der salzhaltigen Umgebung am Einsatzort besonders vor Korrosion geschützt sein, damit sie nicht wegrosten. Anderthalb Jahre betrug die Lieferzeit.

Mit ihren 748 PS starken Dieselmotoren, deren Kraft über drei angetriebene Achsen auf die Schiene gebracht wird, können die neuen Lokomotiven bis zu 2000 Tonnen in der Ebene ziehen und erreichen in beiden Fahrtrichtungen eine Spitzengeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern. „Die neuen Loks fahren sich ruhiger und sind leiser“, berichtet Lokomotivführer Alexander Kievelitz (26). „Man merkt auch den Unterschied, was die Leistung angeht.“ Sein Fazit: „Es macht Spaß, die Maschine zu fahren.“ Dabei muss der Lokführer nicht unbedingt auf dem Führerstand sitzen. Die Loks lassen sich auch per Fernbedienung steuern.

Eisenbahner in Hürth-Knapsack müssen auch körperlich schwer arbeiten

Doch mit Knöpfchendrücken allein ist es nicht getan. Rangieren sei ein ziemlich komplexer Vorgang – und durchaus auch harte körperliche Arbeit, berichtet der Lokführer. Die Schraubenkupplungen, mit denen die Waggons immer noch wie schon vor 150 Jahren verbunden werden, wiegen etwa 20 Kilogramm. „Die müssen dann am Tag bis zu 50-mal angehoben werden“, sagt Kievelitz. „Da kommt man schon ordentlich ins Schwitzen, besonders im Sommer bei 30 Grad. Im Schottergleis kann man da noch mal fünf bis zehn Grad draufrechnen.“

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Auf den Rangiergleisen werden die Waggons der Züge auseinandergenommen und neu sortiert.

Einen Güterzug auseinanderzunehmen und die Waggons neu aufzureihen, könne durchaus schon mal eine halbe bis dreiviertel Stunde dauern, erklärt der Eisenbahner, der am Tag zwischen 30 und 50 Kilometer im Rangierbetrieb zurücklegt. Zur Besatzung der Lok gehören jeweils zwei bis drei Mann: neben dem Triebwagenführer noch zwei weitere Leute fürs Kuppeln und Einweisen.

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Zwar betonen die Eisenbahner des Chemieparks, dass es sich bei den Loks in erster Linie um Arbeitsgeräte handelt. Dennoch schlägt das Eisenbahnerherz besonders für die Maschinen. Lokführer Kievelitz hat stets einen Lappen und Reinigungsmittel griffbereit, um jeden Fleck im Cockpit sofort beseitigen zu können. Und die Loks tragen sogar Namen – als erste im Schienenfuhrpark von Yncoris: Sie heißen Lexy und July. Zwei Kolleginnen standen dabei Pate.