FC-UrgesteinEx-Manager Karl-Heinz Thielen kritisiert Mitglieder

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Ein gern gesehener Gast beim Fußball-Talk im Kolpinghaus: FC-Köln-Legende Karl-Heinz Thielen (Mitte).

Ein gern gesehener Gast beim Fußball-Talk im Kolpinghaus: FC-Köln-Legende Karl-Heinz Thielen (Mitte).

  • Karl-Heinz Thielen, ehemaliger Manager des 1.FC Köln, war bei einer Talkrunde im Kerpener Kolpinghaus zu Gast.
  • Beim Format „Fußball und Bier“ blickte er auf seine Zeit beim FC zurück und analysierte den Saisonstart.
  • Die Mitgliederzahlen des FC bereiten Thielen dagegen ein wenig Sorge.

Kerpen – Als FC-Urgestein Karl-Heinz Thielen vor Jahresfrist bei der beliebten „Fußball und Bier“-Talkrunde im Kolpinghaus zu Gast war, steuerte die Geißbock-Elf als Tabellenführer der 2. Bundesliga kraftvoll die ersehnte Rückkehr ins Oberhaus an und alle strotzten vor Zuversicht. Am Freitagabend war der erfolgreiche Stürmer der 1960er-Jahre und spätere Manager der Kölner Fußball-Glanzzeit in den Siebzigern wieder da. Doch die Vorzeichen haben sich geändert.

Der Aufstieg wurde zwar geschafft, doch mit nur einem Sieg aus sieben Spielen steht der FC aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz. „Muss man sich Sorgen machen?“, lautete denn auch die erste Frage an den Fachmann. Thielen beruhigte die Gemüter der rund 50 größtenteils dem FC-Lager angehörenden Fans: „Der Auftakt ist zwar ein bisschen enttäuschend verlaufen; uns fehlt im Moment der Spielgestalter im Mittelfeld. Aber ich bin mir sicher, dass wir die Klasse halten werden.“

Charmant, witzig und ein Kenner der Szene

Eines hat sich seit dem Besuch im Vorjahr nicht geändert: Auch diesmal erwies sich der inzwischen 79-jährige Thielen als charmanter und witziger Gesprächspartner, mit dem man wunderbar über Fußball damals und heute plaudern kann. So reichten zweimal 45 Minuten plus Verlängerung kaum aus, um alle Fragen bei Brezeln und Oktoberfest-Bier zu Ende zu diskutieren.

Man kam munter von Hölzchen auf Stöckchen, sprang ohne Drehbuch zwischen aktuellem Klassenkampf und glorreicher Vergangenheit hin und her und staunte immer wieder, wie gut sich Thielen an viele Details aus der FC-Geschichte erinnert. Verblüfft nahmen die jüngeren Fans beispielsweise zur Kenntnis, dass ihr Klub in seiner Frühzeit in der Domstadt längst nicht so angesagt war wie heute. „Wir waren bei der Gründung 1948 ja ein Fusionsklub, dem es die Anhänger älterer Vereine durchaus übelnahmen, dass wir uns arroganterweise 1. FC Köln nannten. Die Anhängerschaft kam damals eher aus dem Umland, aber nicht aus Köln selbst. Und wir sind viele Jahre lang nicht über die Grenze von 2000 Mitgliedern hinausgekommen.“

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Inzwischen hat der Klub fast 110 000 Mitglieder. So richtig schmeckt das dem in seiner Managerzeit gern als Alleinherrscher fungierenden Thielen nicht: „Da wollen zu viele Leute mitreden. Gerade in jüngster Zeit waren ja mehr Schlagzeilen über Machtkämpfe im Verein zu lesen als über unsere Mannschaft und Spieler. Es ist nicht gut, wenn sich zuviel ums Drumherum und nicht um den Fußball selbst dreht.“

Mit gemischten Gefühlen betrachtet das FC-Urgestein die horrenden Ablösesummen. Ins Wehklagen über diese Entwicklung stimmte Thielen aus gutem Grund aber nicht ein. „Ich war damals selber auf dieser Schiene unterwegs“, gab er augenzwinkernd zu und erinnerte an den 1976 von ihm eingefädelten Transfer des belgischen Star-Stürmers Roger van Gool von Brügge nach Köln. „Eine Million Mark haben wir für ihn bezahlt, und das war damals die absolute Rekord-Ablöse und der erste Millionen-Transfer im deutschen Fußball überhaupt. Ich habe zwar drei Tage lang um das schöne Geld geweint. Aber es hat sich rentiert. Ich hatte Glück gehabt mit der Verpflichtung – wie ich überhaupt eine ganze Menge Glück hatte mit allem beim FC.“