VolkstrauertagEtwa 600 Kerpener kamen nach dem Ersten Weltkrieg nicht wieder zurück

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Rund 65 Männer aus Blatzheim sind allein im Ersten Weltkrieg gefallen. Ihre Namen stehen auf dem Ehrenmal auf dem Friedhof.

Rund 65 Männer aus Blatzheim sind allein im Ersten Weltkrieg gefallen. Ihre Namen stehen auf dem Ehrenmal auf dem Friedhof.

Kerpen – Aloys Maus aus Kerpen war 26 Jahre alt, als er den „Heldentod“ fand. Er wurde bei Kämpfen an der Westfront 1918 „verschüttet und vergast“, wie es auf seinem Totenzettel heißt. Heute steht sein Name unter vielen auf dem „Kriegerdenkmal“ hinter der Stiftskirche. Nicht dort, aber an ähnlichen Denkmälern im Kreis fanden zum Volkstrauertag wieder Kranzniederlegungen und Gedenkfeiern statt, wegen Corona allerdings diesmal nichtöffentlich und nur im kleinen Kreise.

Volkstrauertag? Das ist ein Gedenktag, der als Reaktion auf die vielen Kriegstoten des Ersten Weltkriegs (1914-1918) Anfang der 1920er-Jahre in Deutschland eingeführt wurde. Heutzutage wird am Volkstrauertag aller Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft gedacht. Damals, nach Ende des Ersten Weltkriegs, ging es jedoch vorzugsweise um die eigenen Soldaten, die „für Ehre und Vaterland“ gefallen waren. Welch hohen Blutzoll dabei die zur heutigen Stadt Kerpen gehörenden Dörfer zahlen mussten, verdeutlicht eine Dokumentation, die Susanne Kremmer vom Stadtarchiv verfasst und in den Kerpener Heimatblättern 2-3/2015 veröffentlich hat.

Etwa 600 Kerpener kehrten nach dem Ersten Weltkrieg nicht wieder zurück

Kremmer hat die Namen auf den verschiedenen „Krieger-Ehrenmalen“ im Stadtgebiet gezählt, ausgewertet und in Beziehung zur Bevölkerungszahl gesetzt: Etwa 700 Männer aus dem früheren Kerpen, das zum Zeitpunkt des Krieges – einschließlich Mödrath und Langenich – rund 4500 Einwohner hatte, taten demnach im Laufe des Kriegs ihren Dienst an der Front. „Etwa 15 Prozent von ihnen kam nicht mehr nach Hause.“

Das Mahnmal hinter der Stiftskirche in Kerpen wurde um das Jahr 1930 errichtet.

Das Mahnmal hinter der Stiftskirche in Kerpen wurde um das Jahr 1930 errichtet.

Hochgerechnet auf alle Orte des heutigen Stadtgebiets, das nun auch Sindorf, Horrem, Neubottenbroich, Türnich, Buir, Blatzheim, Manheim, Türnich, Brüggen und Balkhausen umfasst, bedeute dies, dass etwa 4000 vorwiegend junge Männer aus Kerpen an der Front standen. „Etwa 600 von ihnen kehrten nicht wieder in die Heimat zurück.“ 109 Namen von toten und vermissten Soldaten des Ersten Weltkriegs stehen allein auf dem Denkmal an der Stiftskirche. 64 sind es auf dem Friedhof in Blatzheim, 90 in Horrem/Götzenkirchen.

Gefallene des Ersten Weltkries sollen durch Ehrenmale gewürdigt werden

Angesichts dieses Schreckens sei in vielen Gemeinden der Wunsch aufgekommen, die Gefallenen des Ersten Weltkriegs durch Ehrenmale besonders zu würdigen, schreibt Kremmer. „Während im Rhein-Erft-Kreis nur sechs Denkmäler existieren, die an die Einigungskriege 1866 und 1870/71 erinnern, so nimmt die Zahl der Krieger-Ehrenmale nach dem Ersten Weltkrieg deutlich zu. Praktisch in jeder noch so kleinen Gemeinde wurde ein eigenes Denkmal für die Gefallenen aufgestellt.“

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Dafür wurden in den jeweiligen Dörfern eigens Denkmalausschüsse eingerichtet, die sich aus den Kreisen der örtlichen Vereine rekrutierten und vielfach durch Vertreter der Kirchengemeinden sowie der kommunalen Behörden ergänzt wurden.

Die Ausschüsse koordinierten die Zusammenarbeit mit den Behörden, wählten den ausführenden Künstler aus, suchten nach einem geeigneten Aufstellungsort und stellten nach den Angaben aus der Bevölkerung auch die Listen mit den Namen der Gefallenen zusammen. Die Finanzierung erfolgte auf Spendenbasis