Viel Arbeit, kaum GeldLage der Reisebüros im Kreis bessert sich nur minimal

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Dennis Müller, Sara Estepa und Thomas Duppke berichten, dass das Urlaubsgeschäft ganz langsam wieder anläuft.

  • Zu tun haben die Reisebüros im Kreis zur Zeit einiges. Doch Geld kommt kaum rein.
  • Stattdessen müssen Reise storniert oder verschoben werden. Provision von den Veranstaltern gibt es dafür nicht.
  • Wir haben uns bei den Reisebüros im Kreis umgehört.

Rhein-Erft-Kreis – Letztlich arbeiten sie im Moment umsonst. Zumindest kommt bei einer Menge Arbeit für die Reisebüros im Rhein-Erft-Kreis kaum Geld rein. Auch sie hat die Corona-Krise hart getroffen, und selbst wenn Reisen in die meisten Länder wieder möglich sind, bessert sich die Lage nur minimal. Zu tun haben sie genug, Reisen müssen verschoben werden, stornierte abgewickelt. Aber Provision von den Veranstaltern bekommen die Reisebüros für nicht stattfindende Reisen momentan nicht.

Sehr arbeitsintensiv, aber nicht einkommensintensiv nennt Thomas Duppke die derzeitige Lage. Duppke ist Geschäftsführender Gesellschafter der Duppke Touristik Services GmbH mit ihrem Reisebüro an der Hauptstraße in Bergheim. Vereinzelt gebe es Neubuchungen, aber wenn er 50 Prozent seines Umsatzes erreichen würde, wäre er schon zufrieden. Seit 1997 hat Duppke ein Reisebüro, zunächst in der Erftpassage, seit 2014 an der Hauptstraße. Fast zwei Monate hatte er sein Büro geschlossen. Seine sechs Mitarbeiter befinden sich teilweise in Kurzarbeit. Während der Pause waren Duppke und sein Büroleiter Dennis Müller zumindest telefonisch immer erreichbar.

Der Ostseestrand ist in diesem Jahr ein besonders beliebtes Reiseziel.

Der Ostseestrand ist in diesem Jahr ein besonders beliebtes Reiseziel.

„Das ist anders als bei den Online-Reiseanbietern. Die haben teilweise ihre Servicecenter stillgelegt“, sagt er. Dass er für seine Kunden trotzdem immer da gewesen sei, honorierten sie, sagt er.

Im Mai und Juni gingen die Reisen, die gebucht wurden, größtenteils zu deutschen Zielen, für den Juli aber auch wieder verstärkt nach Spanien und Griechenland. Viele Kunden seien unsicher, ob sie reisen sollen. Manche wollen einfach mal raus, andere haben mehr Sorgen. „Ich sage dann immer: »Wenn Sie ein unwohles Gefühl dabei haben, tun Sie es nicht«“, sagt Thomas Duppke. Er kann den finanziellen Verlust einigermaßen kompensieren, da er seit 1996 Repräsentant für viele Hotels ist. Das heißt, er und zwei Außendienstmitarbeiter vertreten verschiedene Hotels und Hotelketten und präsentieren diese bei sogenannten Schulungen anderen Reiseanbietern.

Deutliches Fazit von Hillens

Ein zweites Standbein haben aber wohl die wenigsten Reisebüros: „Beschissen.“ Ungeschönt und eindeutig fällt Franz-Josef Hillens Beschreibung seiner Lage aus. Er ist Inhaber des Alltours Reisecenters in Kerpen. Zwei seiner 450-Euro-Kräfte arbeiten nicht mehr für ihn, eine Auszubildende konnte er nicht halten, nachdem sie ihre Prüfung abgelegt hatte. Jetzt bleiben noch er und eine weitere Auszubildende. „Ich hatte seit März keine 1000 Euro an Provision“, zeichnet Franz-Josef Hillen ein düsteres Bild. Seine Reserven, die er im vergangenen Jahr erwirtschaftet hatte, seien aufgebraucht. Er hofft auf weitere Unterstützung durch die Politik. Denn die 9000 Euro, die Reisebüros im März vom Bund bekommen hätten, seien nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ gewesen.

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Dieselbe Formulierung benutzt auch Anna Leckebusch, Inhaberin des Tui Reisecenters in Brühl. Die Situation bleibe sehr dunkel, Reisen würden weiterhin abgesagt. Und die Zukunft? „Reisen sind weiterhin Luxus, wir wissen nicht wie sich die Preise entwickeln“, sagt Leckebusch. Wichtig ist aber: „Wir müssen wieder für unsere Arbeit bezahlt werden.“