EuropawahlJunge Politiker aus Rhein-Erft sehen viele Chancen in Europa

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Jennifer Szeyffert (CDU) und Marcel Japes (FDP) kandidieren für die Europawahl.

Jennifer Szeyffert (CDU) und Marcel Japes (FDP) kandidieren für die Europawahl.

Zwei junge Politiker aus Bergheim und Frechen sprechen mit der Redaktion über Europa und die Wahl.

Zwei junge Politiker aus dem Rhein-Erft-Kreis haben es für die Europawahl am Sonntag, 9. Juni, auf die Landeslisten ihrer Parteien geschafft: Jennifer Szeyffert aus Bergheim (CDU) und Marcel Japes (FDP) aus Frechen. Über ihre persönliche Beziehung zu Europa, ihre Hoffnungen und auch Sorgen zu dem Staatenbund sprachen sie in der Brühler Redaktion dieser Zeitung mit Alexa Jansen, Jörn Tüffers und Dennis Vlaminck.

Wenn Sie mit geschlossenen Augen an Europa denken, welches Bild sehen Sie?

Jennifer Szeyffert: Ich sehe direkt die Europaflagge vor mir und habe ein Gefühl von Freiheit. Ich habe ungarische Wurzeln und kenne von klein auf, wie es ist, lange an Grenzübergängen in der Schlange zu stehen. Es bedeutet für mich Freizügigkeit, das Gefühl, frei leben und arbeiten zu dürfen.

Marcel Japes: Bildlich sehe ich da einen Kontinent. Aber bei mir ist dann eher auch ein Gefühl da – von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Den Werten der Französischen Revolution, ihnen bin ich auch durch meine französischen Wurzeln in der Familie nahe. Und ein Gefühl von Frieden.

Was ist ihr Lieblingsort in Europa?

Szeyffert: Ganz eindeutig ist das Budapest, dort lebt noch ein Großteil meiner Familie. Es bedeutet für mich Heimat, meine Erstsprache ist Ungarisch. Die politische Entwicklung in Ungarn macht mich traurig, sie ist sehr erschreckend.

Japes: Das ist tatsächlich Paris. Mein zweites Herz in der EU gehört zu Frankreich, auch durch meine Familie. Zudem ist Paris ein wichtiger Standort für Mathematiker, das verbindet.

Was ist für Sie ein(e) Europäer(in)?

Szeyffert: Für mich bedeutet Europa ein geteiltes Wertefundament, dass wir alle in Frieden zusammenleben. Für mich ist jemand ein Europäer, der an die europäische Idee glaubt.

Japes: Das Wichtigste ist, nicht nur den Binnenmarkt, sondern auch die Werte-Union zu sehen. In Freiheit, gemeinsam einen Weg zu gehen und nicht in Nationalstaaten zu denken. Der Freiheitsgedanke ist wichtig.

Wo sehen Sie Europa im Rhein-Erft-Kreis?

Szeyffert: Europa macht sich auch in vielen kleinen Projekten bemerkbar, es steckt in vielen sozialen Aspekten drin. Es ist zum Beispiel auch in der Landwirtschaft oder in den Schulen spürbar. Die EU wirkt an vielen Stellen, es stecken ganz viele Chancen in ihr.

Japes: Die EU zeigt sich in vielen wichtigen Punkten im Alltagsleben, sie liefert eindeutig einen Mehrwert, zum Beispiel bei der Freiheit beim Reisen, Wohnen und Arbeiten. Es werden Synergien geschaffen, nicht jeder Staat macht sein eigenes Ding. Das wirkt sich auch auf unseren Alltag aus.

Machen Sie sich Sorgen um Europa?

Szeyffert: Mir bereitet das Phänomen Sorge, dass zunehmend rechtspopulistische Parteien in Regierungen von Nachbarstaaten vertreten sind. Sie werden immer stärker. Aber die EU wird als Idee nicht scheitern. Sie muss sich aber auf Kernthemen wie Verteidigung und Asylpolitik konzentrieren. Rechtsstaatliche Prinzipien müssen gewahrt bleiben, aber deutliche Zeichen zum Beispiel gegen das Ausrufen eines Kalifats gesetzt werden.

Japes: Die EU scheitert nicht. Es gibt aber Schwachstellen. Dass der Rechtspopulismus auf dem Vormarsch ist, macht mir Sorgen. Nicht alle Länder haben den gleichen Demokratiestandard. Es ist herausfordernd, dass man gegen den Rechtsruck angeht, die realen Probleme müssen als Demokrat ernst genommen und die Bürger mit ihren Sorgen abgeholt werden. Die Rechtsradikalität in der Europäischen Union muss gestoppt, Demokratiestandards deutlich gemacht werden. Allgemeiner Extremismus, ob links, rechts oder islamistisch muss bekämpft werden.

Sollte die Ukraine in EU aufgenommen werden?

Szeyffert: Langfristig ja, es sollte ein Zeichen gesetzt werden. Noch muss die Ukraine ordentlich Hausaufgaben machen, aber ein positives Signal soll es geben.

Japes: Ja, aber nicht von heute auf morgen. Erst muss die Ukraine gewisse Voraussetzungen erfüllen.

Haben Sie schon den Wahlomat getestet? Was empfiehlt er Ihnen?

Szeyffert: Ja. Tatsächlich hatte ich die meiste Übereinstimmung mit der CDU, rund 75 Prozent.

Japes: Ja. Bei mir waren es – genau wie erwartet – über 90 Prozent Übereinstimmung mit den Freien Demokraten.

Wie sieht Ihr persönlicher Wahlsonntag am 9. Juni aus?

Szeyffert: Ich werde zunächst mit der Familie frühstücken und dann in einem Wahllokal an der Urne wählen gehen. Ich war früher immer als Wahlhelferin aktiv, daher ist es jetzt etwas Besonderes, dass ich selber Kandidatin bin. Abends wird dann mit dem Bezirksverband in Bonn gefeiert.

Japes: Ich werde die Ortsverbände am Sonntag weiterhin unterstützen und an Informationsständen präsent sein. Abends gibt es ein Treffen der Kreis-FDP in einem Restaurant in Pulheim.