„Eine der größten Sauereien“Immer mehr Fahrerfluchten im Rhein-Erft-Kreis

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Radunfall Symbolbild

Nach einem Fahrradunfall liegt ein Rad auf der Straße. (Symbolbild)

Rhein-Erft-Kreis – Roland Küpper hat schon vieles erlebt. Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe, schließlich hat der Leitende Kriminaldirektor schon etliche Jahre als Polizist auf dem Buckel. Wenn es aber darum geht, wie viele Unfallverursacher sich aus dem Staub machen, ohne sich um den Schaden zu kümmern, ist es vorbei mit seiner Gelassenheit. Erst recht, wenn er darüber spricht, wie viele von ihnen jemanden verletzt zurücklassen. „Das ist eine der größten Sauereien“, schimpft der erfahrene Polizeibeamte. „Das macht mich betroffen.“

Er spricht nicht von den Bagatellschäden, bei denen jemand beim Ein- und Ausparken die Stoßstange eines anderen Autos beschädigt, oder wenn ein Autofahrer an einem Engpass an einem geparktem Pkw einen Außenspiegel abfährt. Auch das ist für die Betroffenen ärgerlich. Auch wenn Versicherungen die Reparatur übernimmt, so bleiben doch immer Aufwand und Papierkram an ihnen hängen.

Rhein-Erft-Kreis: Polizei kennt Standardausrede

Was Küpper sprachlos macht, ist der Umstand, dass sich die Verursacher bei jedem zehnten Unfall mit Personenschaden von der Unfallstelle entfernen, ohne sich um die verletzte Person zu kümmern. Er kennt die Standardausrede: „Die meisten sagen, sie hätten davon nichts gemerkt“, sagt der hochrangige Polizist. Nicht selten sind Kinder in solche Unfälle verwickelt – und oft geben sie auf Nachfrage an, ihnen sei bei dem Zusammenstoß nichts passiert. Küpper: „Wer dann weiterfährt, begeht nichtsdestotrotz Unfallflucht.“ Häufig stehen Unfallopfer, zumal jüngere, unter Schock und stellen erst später selbst – oder ihre Eltern – fest, dass sie eine Verletzung erlitten haben.

117-mal sind Unfallverursacher im vorigen Jahr einfach weitergefahren, ohne sich um einen Verletzten zu kümmern. Allein diese Zahl ist erschreckend. Wenn man den Anteil an den Unfällen mit Personenschäden betrachtet, erscheint diese Zahl noch eklatanter: „Bei knapp jedem zehnten Personenschadenunfall kommt es zur Flucht“, beklagt der Leitende Kriminaldirektor.

Aufklärungsquote bei Fahrerfluchten steigt

Daher investierten die Beamtinnen und Beamten viel Zeit, um diese Fälle aufzuklären. Die Aufklärungsquote in den vergangenen Jahren zeigt den Erfolg: Zwischen 2016 und 2020 wurden durchschnittlich 49 Prozent der Unfallfluchten mit Personenschäden aufgeklärt, 2020 waren es schon 56 Prozent, und im vergangenen Jahr konnten die Ermittler die Quote auf 62 Prozent steigern. Das liegt zum einen an aufmerksamen Zeugen, die Angaben zu Unfallverursachern machen, und zum anderen an der akribischen polizeilichen Arbeit am Unfallort. Schon kleinste Lackspuren und Splitter von Blinkern lassen Rückschlüsse auf Automarken und -modelle zu.

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Roland Küpper würde die Erfolgsquote gerne noch erhöhen. Denn für ihn ist Unfallflucht nichts anderes als „sozialschädliches Verhalten“.