Neuer Campus in BonnInternationale Hochschule verlässt Ende 2028 Bad Honnef

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Historische und moderne Gebäude stehen auf dem Campus-Gelände, das in der Dämmerung beleuchtet ist,

Blick auf den Campus Bad Honnef der Internationalen Hochschule.

Die IU Internationale Hochschule gibt Ende 2028 den Standort Bad Honnef auf. Ein neuer Campus in Bonn öffnet schon im Oktober. 

Die Internationale Hochschule (IU) gibt zum Ende des Jahres 2028 den Standort Bad Honnef auf. Das bestätigte eine Sprecherin der privaten Hochschule. Gleichzeitig eröffnet das Unternehmen schon zum Beginn des Wintersemesters 2023/2024 einen Campus für Dualstudierende in den Design Offices Bonn an der Rabinstraße.

Zum IU-Campus Bad Honnef gehören neben dem historischen St. Anno-Gebäude zwei Wohnheime und ein Verwaltungsgebäude mit Bibliothek. Keines der Gebäude gehöre der Internationalen Hochschule, sagte die Sprecherin, sie seien alle angemietet. Der bis Ende 2028 laufende Vertrag werde nicht verlängert.

„Neuer Campus in Bonn löst künftig den Standort Bad Honnef ab"

Am Montag hatte die IU den Start des Campus Bonn für Dualstudierende angekündigt. „Der neue Campus in Bonn löst zukünftig den IU-Standort in Bad Honnef für das duale Studium ab. Studierende am Campus Bad Honnef können ihr Studium an ihrem Standort regulär abschließen“, hieß es dort.

„Bad Honnef ist als Standort für das Konzept des dualen Studiums mittlerweile zu klein geworden“, teilte die Sprecherin darüber hinaus am Dienstag auf Nachfrage mit. Der Standort Bonn biete dagegen ideale Bedingungen für die wachsenden Studierendenzahlen, zudem profitierten Dualstudierende zukünftig von einem größeren Angebot an Praxisunternehmen.

Durch einen historischen Torbogen geht es auf das Campus-Gelände in Bad Honnef.

An der Mülheimer Straße in Bad Honnef liegt der Campus der Internationalen Hochschule in Bad Honnef.

Am Standort Bad Honnef finde zudem weiterhin die Lehre von internationalen Studienprogrammen statt. Wenn das Mietverhältnis der IU Ende 2028 nicht fortgeführt werde, werde das internationale Angebot „ebenfalls in ein urbaneres Umfeld umziehen. Der neue Standort ist noch nicht bekannt.“

Nach Angaben der Sprecherin sind zurzeit rund 700 Studierende am Campus Bad Honnef eingeschrieben, die Mehrheit von ihnen in internationalen Studienprogrammen.

Immer mal wieder Spekulationen über den Hochschulstandort Bad Honnef

Über ein Aus des Hochschulstandortes Bad Honnef war in der Stadt immer mal wieder spekuliert worden. Zuletzt in der Politik und unter Gewerbetreibenden auch Anfang 2022, als – unter anderem wegen Corona – lange Zeit kaum Studierende in der Stadt waren.

Damals bekannte sich die IU aber noch eindeutig zum Standort Bad Honnef. Er sei als „Gründungszelle“ der Internationalen Hochschule von „hoher Wichtigkeit“ für das Unternehmen. Langfristig denke man sogar über einen Ausbau der Studierendenzahl am Standort Bad Honnef nach, hieß es im März 2022 gegenüber dieser Zeitung.

Für die Stadt Bad Honnef ist das angekündigte Aus ein herber Schlag. „Das ist eine schmerzliche Entscheidung für Bad Honnef. Die Internationale Hochschule ist eine echte Bereicherung für Bad Honnef“, betont auf Anfrage Bürgermeister Otto Neuhoff.

Sie bringe junge Menschen in die Stadt und passe ins Profil Bad Honnefs als Bildungs-, Tagungs- und Gesundheitsstadt. Die Stadtspitze habe bereits Kontakt mit dem Eigentümer aufgenommen. Man fange direkt an, sich über eine Nachnutzung Gedanken zu machen.

„Wir stehen nicht unter Zeitdruck“

Die fünf Jahre bis zur Aufgabe des IU-Standortes Bad Honnef böten genügend Zeit, um in Ruhe Überlegungen für eine Nachnutzung anzustellen. Neuhoff: „Wir stehen nicht unter Zeitdruck.“

Für die Stadt ist die Hochschule nicht nur wegen der Studierenden ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Mehr als 200 Mitarbeiter seien in Bad Honnef und Rheinbreitbach für die IU tätig, darunter rund 30 Professoren und Professorinnen, so die Angaben vom März vorigen Jahres.

Bad Honnefer Hochschule gefördert im Rahmen des Bonn-Berlin-Ausgleichs

Mitarbeiter der privaten, staatlich anerkannten Hochschule sind aber von den aktuellen Campusplänen nicht betroffen, betonte die Sprecherin. Es werde keine Entlassungen geben.

1998 ist in Bad Honnef die Internationale Hochschule Bad Honnef Bonn (für Tourismus und Hotelmanagement) gegründet worden. Ihr Start war im historischen Feuerschlösschen auf dem Gelände des Siebengebirgsgymnasiums. Ein Jahr nach dem Beginn dort zog die damalige FH auf das Sankt Anno-Gelände an der Ecke Linzer Straße/Mülheimer Straße um.

Rund 117.000 Studierende an der Internationalen Hochschule

Gefördert wurde das Bad Honnefer Hochschulprojekt seinerzeit mit umgerechnet rund 2,2 Millionen Euro aus dem Bonn-Berlin-Ausgleich. Im Lauf der Jahre gab es Fusionen und Umbenennungen. Die „IU Internationale Hochschule“ bietet heute nach eigenen Angaben in immer mehr Städten Studienstandorte an, aktuell seien es über 35 in ganz Deutschland. Mehr als 117 000 Menschen studieren demnach zurzeit an der Hochschule.

Der Bürgermeister kritisierte im Übrigen auch die Kommunikationspolitik der Internationalen Hochschule: „Ich finde es sehr enttäuschend, dass mit der Stadt vorher keine Gespräche geführt worden sind, insbesondere auch weil in die IU in erheblichem Umfang öffentliche Mittel und Unterstützung geflossen sind.“


Das sagt der Rhein-Sieg-Kreis

„Ich bedauere die Entscheidung der IU, ihren traditionswürdigen Standort und damit ihre Wurzeln verlassen zu wollen, sehr. Das ist ein herber Verlust für Stadt und Kreis“, kommentiert Landrat Sebastian Schuster die Ankündigung der Internationalen Hochschule (IU), den Campus in Bad Honnef aufzugeben.

„Mit ihren rund 700 Studierenden ist die IU ein fester Bestandteil der Wissens- und Forschungslandschaft Rhein-Sieg. Finanziert mit öffentlichen Fördermitteln aus dem Bonn/Berlin-Ausgleich, ist sie eines der Leuchtturmprojekte und trug entscheidend zur nationalen und internationalen Positionierung der Region im Wissenschaftssystem bei“, so Schuster weiter.

Der Landrat und Wirtschaftsförderin Regina Rosenstock hoffen, dass die IU ihre Pläne zur Schließung des Standortes in 2028 noch einmal revidiert. Falls die IU bei ihrer Entscheidung bleibe, gelte es eine zukunftsfähige Lösung für eine mögliche Nachnutzung im gemeinsamen Schulterschluss zu entwickeln, so der Kreis. (csc)