Neubau an der BrückenstraßeGremien stimmen für Abriss des Eitorfer Rathauses

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Erste Ideen für das Areal des Rathauses stellten die Architekten Graf & Graf aus Montabaur vor. 

Eitorf – Abriss oder Sanierung? Die Zukunft des Rathauses stand im Ausschuss für Stadtplanung und Ortsentwicklung zur Debatte. Bei zwei Enthaltungen der Grünen beschlossen die Politiker nach intensiver Diskussion einstimmig: Die Abrissbirne soll zuschlagen. Die Sanierung des maroden Nachkriegsgebäudes, so hatte es die Gemeindeverwaltung ausgeführt, sei mit erheblichen Unwägbarkeiten belastet. Ein Neubau werde am Ende kostengünstiger.

Wo dieser entstehen könnte, darüber wurde allerdings hitzig diskutiert. Die Verwaltung hatte das ehemalige Schulgassenareal an der Brückenstraße vorgeschlagen. Auf dieser Fläche waren Versuche, einen großen Einzelhandelsmarkt anzusiedeln, bisher glücklos verlaufen. Doch mit diesem Standort könne sich die FDP nicht anfreunden, machte Fraktionsvorsitzender Timo Utsch deutlich. „Wir möchten das Rathaus an der jetzigen Stelle behalten“, sagte er.

Im Bauausschuss am nächsten Tag ergänzte er: „Wir würden es gern sehen, wenn sich die eine oder andere Abteilung mit Publikumsverkehr im neuen Bau am Markt wiederfindet.“

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Das Eitorfer Rathaus aus dem Jahr 1959 soll abgerissen, an anderer Stelle an der Brückenstraße ein Neubau errichtet werden. 

Auch er halte den Standort Brückenstraße noch nicht „für der Weisheit letzten Schluss“, sagte Grünen-Fraktionschef Jochen Scholz.

„Irgendwo im Ort, aber keinesfalls am Markt“, das sei der SPD recht, sagte SPD-Fraktionsvize Bernd Thienel. Ihre Fraktion könne sich einen Neubau an der Brückenstraße gut vorstellen, erklärte Laura Faßbender, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Sie halte es „für gut und wichtig, heute eine Entscheidung zu treffen“.

Viele Standorte des Rathauses

Im Jahr 1806 befanden sich die Amtsräume des Bürgermeisters in einer Metzgerei an der Südostseite des Marktplatzes (ungefähr bei Gilgens). 1887 wurde das Bürgermeisterbüro in den Gasthof Rossenbeck in die Bahnhofstraße verlegt (später hieß das Lokal „Ratskeller“, rechts neben der Polizeiwache). 1885 bis 1923 befanden sich einige Dienststellen der Gemeindeverwaltung in der Mädchenschule an der Brückenstraße, ein Raum im Bahnhofshotel diente als Ratssaal.

1923 kaufte die Gemeinde die Villa Bötticher am Markt für 68 Millionen „Inflationsmark“. Ein Jahr später wurde sie zum offiziellen Rathaus. In der Bombennacht am 17. März 1945 wurde der Bau zerstört. Bis zur Fertigstellung des heutigen Rathauses im Jahr 1959 waren die Dienststellen in diversen Provisorien von der Asbacher Straße bis nach Bourauel verteilt. 1948 bezog die Verwaltung als Übergangslösung ein notdürftig hergestelltes Haus an der Ecke Markt/Turmgasse. (seb) 

Nachdem auch ihr Parteifreund Markus Reisbitzen das Plenum aufgefordert hatte, eine Grundsatzentscheidung zu fällen, „um dann weiter über Feinheiten sprechen zu können“, ging es plötzlich ganz schnell: Mit vier Gegenstimmen (zwei Grüne, zwei FDP) und einer Enthaltung (SPD) stimmte der Ausschuss für die Beschlussempfehlung an den Rat, den Neubau auf der Fläche an der Brückenstraße zu planen. Das angrenzende Deutsche-Bahn-Grundstück, auf dem sich das Parkhaus befindet, soll möglichst dazugekauft und wieder für Park-and-Ride genutzt werden.

Eitorf: Fläche am Markt wird für Handel und Wohnen genutzt

Was mit der dann frei werdenden Fläche am Markt geschehen könnte, wurde im Ausschuss auch gleich vorgestellt. Planerin Roswitha Bank und Architekt Pascal Hilb vom Büro Graf & Graf aus Montabaur präsentierten erste Ideen für eine Mischnutzung aus Handel und Wohnen. Ein Lebensmittel-Einzelhandel mit einer fünf Meter breiten Fensterfront und einem Arkadengang zum Marktplatz mit der Möglichkeit der Außengastronomie – zum Beispiel für einen Bäcker – schwebt den Planern vor.

Darüber sollen 60 seniorengerechte, barrierefreie Einheiten für betreutes Wohnen entstehen. „Es gibt schon einen Betreiber in petto“, verriet Bank, die derzeit in Neunkirchen-Seelscheid ein ähnliches Modell mit dem Discounter Lidl umsetzt.

Ein großes Parkhaus mit vier Ebenen, 300 Stellplätzen für Bewohner und Kunden und einem über fünf Meter hohen, luftigen Entree stellen sich die Planer etwa an der Stelle vor, wo derzeit das Parkhaus Schmidtgasse steht. Richtung Erlenberg könnten drei Stadtvillen mit je 900 Quadratmetern und zwei Wohnungen pro Geschoss entstehen.

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Das große Gebäudeensemble, das aus drei Kuben besteht, soll sich in die Landschaft einfügen. Begrünte Dächer nach hinten und aufgesetzte Satteldächer zur Straße hin, die sich an der Architektur der umliegenden Häuser orientieren, gehören dazu, außerdem das Tieferlegen des Parkhauses und des Lagers für den Lebensmittel-Einzelhändler. Diese Gebäude will Hilb in den steilen Hügel hineinbauen.

2000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 1000 Quadratmeter Lager, dazu 450 Quadratmeter für kleinere Läden. Das betreute Wohnen gab Hilb mit 3000 Quadratmetern an; jede der 50 Quadratmeter großen Einheiten soll nach hinten einen Balkon und zum Markt Loggien haben.

Auch im Bauausschuss fiel die Entscheidung einstimmig für den Neubau und mehrheitlich für den Standort Brückenstraße. Markus Reisbitzen (CDU) lobte: „Das ist ein Leuchtturmprojekt für die Eitorfer Stadtentwicklung“.