HochwasserschutzSo schützen die Talsperren Menschen im Rhein-Sieg-Kreis vor den Wassermassen

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Das Hochwasserrückhaltebecken Obereiper Mühle in Eitorf ist wegen seiner Größe als Talsperre eingestuft.

Das Hochwasserrückhaltebecken Obereiper Mühle in Eitorf ist wegen seiner Größe als Talsperre eingestuft.

Die Bevölkerung soll nun die Möglichkeit bekommen, die Messdaten an den neun Rückhalte- und Staubecken rund um die Uhr selber zu sehen.

Die Wahnbachtalsperre kennt jeder, doch dass es in Eitorf auch ein solches Bauwerk gibt, wissen nur wenige. „Das Hochwasserrückhaltebecken Obereiper Mühle ist wegen seiner Größe als Talsperre eingestuft und fällt somit unter die Aufsicht der Bezirksregierung in Köln“, berichtet Oliver Thiele, Geschäftsführer des Wasserverbandes (WV). Die Organisation ist seit 1965  für die Bewirtschaftung der kleinen und mittleren Gewässer der rechtsrheinischen Seite des Rhein-Sieg-Kreises zuständig.

Der Schutz vor Hochwasser war schon immer Thema, damals allerdings unter ganz andern Gesichtspunkten. „Früher wollte man die Bäche und Flüsse bezwingen und leitete sie zum Teil einfach um.  Heute wissen wir, dass die der falsche Weg war“, so Verbandsvorsteher Rainer Gleß, der auch technischer Beigeordneter in Sankt Augustin ist. 

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

Und nun müsse man für die Fehler der Vergangenheit bezahlen. „Wasser vergisst nie und findet immer seinen Weg“, umschreibt Gleß das, was bei Starkregenereignissen zu katastrophalen Überschwemmungen führt. Umgeleitete Bäche und Flüsse würden dann wieder ihr altes Bett finden. Wenn dort Bauwerke stünden, würden sie überflutet. Deswegen müsste ein Umdenken beim Ausweisen von neuen Baugebieten stattfinden. „Als Technischer Beigeordneter wünsche ich mir, dass eine Charta mit allen Kommunen des Kreises entwickelt wird“, so Gleß über ein wichtiges Projekt für die nahe Zukunft. Die Politik sei da gefordert.    

Schutzanlagen gegen das Hochwasser gibt es in Eitorf, Hennef und Sankt Augustin

Plötzliches Anschwellen der Bäche sollten durch Hochwasserrückhaltebecken gemildert werden. Sechs Stück gibt es im Zuständigkeitsbereich des Wasserverbandes. Dazu kommen noch drei Hochwasserschutzanlagen am Krabach in Eitorf, am Hanfbach in Hennef und am Lauterbach in Sankt Augustin. Das ist nicht alles. An 200 Kontrollpunkte wird regelmäßig überprüft, ob dort das Wasser noch ohne Barrieren fließt. „Bei Unwetterwarnungen gibt es dort aber auch besondere Kontrollen“, so Thiele.     

Verbandsvorstehr Rainer Gleß (l.) und Geschäftsführer Oliver Thiele an der Karte des Gebietes des Wasserverbandes.

Verbandsvorstehr Rainer Gleß (l.) und Geschäftsführer Oliver Thiele an der Karte des Gebietes des Wasserverbandes.

Insgesamt werden etwa 1300 Kilometer Fließgewässer in den Kommunen Siegburg, Sankt Augustin, Hennef, Königswinter, Bad Honnef, Eitorf, Windeck, Ruppichteroth, Neunkirchen-Seelscheid und Much sowie Waldbröl im Oberbergischen Kreis vom Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis bewirtschaftet. Die Bevölkerung soll nun die Möglichkeit bekommen, die Messdaten an den neun Rückhalte- und Staubecken rund um die Uhr selber zu sehen. Deshalb wurde die Webseite des Verbandes entsprechend geändert.  „Wir sind keine Hochwasserschutzzentrale“, betont Gleß. Aber bei Starkregenereignissen sei es wichtig, jedem Informationen zu geben, der sie haben möchte.  

Frühzeitige Informationen zur Hochwassergefahr rettet Menschenleben und hilft Schäden an Sachgütern zu minimieren.
Rainer Gleß, Verbandsvorsteher

Auf der interaktiven Seite ist der aktuelle Wasserstand, eine 2-Tage- sowie eine 120-Minuten-Prognose zu finden. Man erkennt daran genau, wann das Wasser über Oberkante des Bauwerkes fließen und so eine Überschwemmung beginnen könnte. „Im Zuge eines Krisenmanagements sind diese Informationen zur Lage im Verbandsgebiet wichtig“, erklärt Thiele. Durch die Einbindung von Niederschlagsdaten erhalte die Bevölkerung an den Gewässern im Gebiet des Wasserverbandes einen entscheidenden Mehrwert. „Frühzeitige Informationen zur Hochwassergefahr rettet Menschenleben und hilft Schäden an Sachgütern zu minimieren.“

„Durch den Klimawandel ist für jeden erkennbar, dass Wetterextreme zunehmen. Umso wichtiger ist es, sich im Rahmen der notwendigen Klimaresilienz hierauf einzustellen“, betont Gleß. Neben den technischen Maßnahmen zum Hochwasserschutz und dem ökologischen Gewässerausbau seien Informationen zum Abflussgeschehen an unseren Gewässern enorm bedeutsam. Der Inhalt des Messdaten-Portales soll deswegen weiter ausgebaut werden.