Skandal-Bad in EitorfHermann-Weber-Bad muss erneut saniert werden

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Seit Jahren läuft die Sanierung des Hermann-Weber-Bades. Doch inzwischen kommen immer mehr Baumängel ans Licht.

Eitorf – Wo normalerweise mit bangem Blick der Pegel im Auge behalten wird, kann man es jetzt kaum erwarten, dass Sieg und Eipbach Hochwasser führen. Drücke das Wasser in die eigentlich wasserundurchlässige WU-Betonwanne des Kellers, könne man die undichten Stellen finden und sei der Behebung dieses Baumangels schon ein großes Stück näher, erläutert Bürgermeister Rainer Viehof auf Anfrage dieser Zeitung.

Unter dem Schwimmbad wurde als Erweiterung für das neue Foyer ein Anbau in Fertigbauweise gesetzt, aus wasserundurchlässigem Beton. Doch: Im Keller stand das Wasser. Mutmaßlich an der angesetzten Außenwand gebe es feine Risse, berichtet Viehof. Doch wo genau, konnte bislang nicht festgestellt werden. Denn: Auf dem Boden wurde Estrich gegossen, und es wurden Fliesen verlegt – „das hätte gar nicht verbaut werden dürfen“.

Ohne Estrich klafft ein Spalt

Fliesen und Estrich müssen also so schnell, wie es geht, wieder rausgestemmt werden. Was das nächste Problem aufwirft: der Brandschutz. Denn die Brandschutztüren sind auf die Höhe des jetzigen Bodens abgestimmt. Kommt der Estrich raus, klafft unter der Tür ein Spalt.

Ob der Estrich unter den Türen deshalb bleiben kann, wird geprüft. „Das kriegen wir aber hin, das ist ein lösbares Problem.“

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Feuchte Stellen im Keller des Bades sind nur eines der Probleme.

Ein größeres Problem stellen die rutschigen Fliesen in Dusche und Umkleide dar, die sowohl im Schwimmbad als auch in der Turnhalle am Eichelkamp gelegt wurden. Schüler waren im Probebetrieb des Bads ausgerutscht und gestürzt. Man sei zwar noch in der Abstimmung, berichtet Viehof, aber von der Lösung, auf die Fliesen einfach einen Anti-Rutsch-Anstrich aufzubringen, hält er nicht viel.

Unsicher sei zum einen die Lebensdauer eines solchen Anstrichs, zum anderen sei ungeklärt, ob er die Gewährleistung für die eigentliche Fliese beeinträchtige. „Da kommen wir in eine Rechtfertigungskette, die ich nicht gewährleisten kann.“ Zumal es sich um eine Fläche von rund 600 Quadratmetern handele.

Neue Fliesen müssen vermutlich entfernt werden

Vermutlich müssen die Fliesen also entfernt werden. Dann können Umkleiden und Duschen über einen längeren Zeitraum nicht genutzt werden. Man könne Schwimmbad und Turnhalle nacheinander ausbessern, so die Idee des Bürgermeisters; so könnte das Bad zumindest für die Vereine und die Schulen nutzbar sein. „Das ist zwar ein großer Aufwand, aber leistbar.“

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Besonders wichtig sei eine baldige Öffnung des seit Beginn der Generalsanierung im Juli 2017 geschlossenen Schwimmbads für die Grundschulen. „Nichts tut mir so leid wie die Kinder, die nicht im Bad schwimmen können“, sagt Viehof.

Anstrich löst sich unter Wasser

Aber: Schwimmenlernen im Sportbecken, dessen Wassertiefe durch den Hubboden auf Stehtiefe verringert werden kann, ist erstmal nicht drin. Zusätzlich zum Problem der Dichtlippe am Schwimmbeckenrand, die sich zwar umbiegt, wenn man hinein fasst, sich aber nicht mehr zurückklappen lässt und so zur Falle werden kann, ist noch ein weiteres aufgetreten: Der Zwei-Komponenten-Anstrich auf dem Hubboden pellt ab.

Zunächst hätten sich unter Wasser nur kleine Blasen gebildet, inzwischen lösten sich ganze Placken und blieben im Wasser, berichtet Viehof. Diese könnte die Pumpen verstopfen. Und wenn sich der Antirutsch-Anstrich auf dem Boden ablöse, gebe es eine weitere Unfallgefahr.

Kosten der Sanierung haben sich verdoppelt

2013 fiel der Ratsentscheid für die Generalsanierung des Schwimmbads. Die Kosten wurden damals auf sechs Millionen Euro geschätzt. Als 2017 mit den Arbeiten begonnen wurde, musste der Bau bereits mit Stahlstützen gesichert werden, weil viele Betonstützen im Keller durch undichte Becken marode waren. Technik, die nur noch mit viel Improvisation eingesetzt werden konnte, musste ausgetauscht werden.

Wie schlimm die Schäden waren, zeigte sich erst bei der Sanierung – die Bauarbeiten zogen sich über Jahre, die Kosten verdoppelten auch auf zwölf Millionen Euro. Die geplante Eröffnung musste immer wieder verschoben werden, Lochfraß in den Stahlbecken war nur ein Problem. Auch Personal fehlt. Für den Vollbetrieb sind laut Verwaltung fünf Fachkräfte nötig, eine Stelle ist ausgeschrieben. (seb)

Kommende Woche soll der fehlerhafte Anstrich mit Wurzelbürste und Saugroboter wieder entfernt werden. Im Test ist schon eine Alternative, die Feuchtigkeit zum Abbinden braucht. Hält diese, was man sich im Bad von ihr verspricht, könne man den Hubboden wohl zügig wieder instandsetzen.

In den Winkeln müssten jedoch noch Hülsen gegen Bolzen getauscht werden, damit dort kein Wasser eindringt. Provisorisch wird dann eine Leiste vor die fehlerhafte Dichtlippe gesetzt werden, bis das richtige Hohlkammerprofil angeschafft ist. „Da sind wir noch mit den Firmen in Abstimmung.“

Suche nach Verantwortlichen gestaltet sich schwierig

Einen Schuldigen für die vielen Fehler ausfindig zu machen sei nämlich gar nicht so einfach. Neben dem Generalunternehmen Monte Mare und der Gemeinde als Auftraggeberin, die sich mittlerweile durch einen Rechtsanwalt vertreten lässt, sind etliche ausführende Firmen beteiligt.

Ein großer Aufwand sei die Beweisführung, berichtet der Bürgermeister: „Alle Schritte müssen schriftlich fixiert werden, wir sind derzeit in der Abgleichung mit der exakten Beschreibung der Gewerke und sämtlichen Unterlagen aus dem Bauantrag.“