Hecke soll Straße weichenHennefer wehren sich gegen Pläne der Stadt

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Sören Berger hegt und pflegt die Hecke, die vermutlich fast 100 Jahre alt ist, bereits in der dritten Generation.

Hennef – Groß war der Unmut bei den Anwohnern der Straße Zur Lorenzhöhe zunächst, als sie von der Video-Konferenz zum Ausbau der Strecke hörten. Denn die Eingriffe drohen doch erheblich zu werden. Die Bürger fürchten zudem, dass die geplante Verbreiterung nur Vorstufe für weitere Ansiedlungen und damit Verkehr sei. Nicht zuletzt fürchten sie die hohen Kosten, bis zu 47 Euro pro Quadratmeter Grundstück könnten anfallen, von denen die Eigentümer 75 Prozent zahlen sollen. Das letzte Wort dazu ist allerdings noch nicht gesprochen, es könnte noch Zuschüsse vom Land geben.

Besondere Sorge hat die Familie Berger um die Hecke rund um ihren Bauerngarten. Das ist übrigens nicht irgendeiner, 2019 wurde er als der bienenfreundlichste Garten von Hennef ausgezeichnet. Der Vater von Veronika Kampa-Berger hatte das Areal 1961 gekauft. „Da stand die Ligusterhecke schon seit Jahrzehnten“, so die begeisterte Gärtnerin. Seither wässern, hegen und pflegen die Bergers das ortsbildprägende Gehölz, Sohn Sören Berger inzwischen in der dritten Generation. „Von meinem ersten richtigen Gehalt habe ich mir eine Heckenschere gekauft, damit wird sie nach der Brutzeit geschnitten“, macht der Lehrer seine besondere Beziehung deutlich.

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Die Straße Zur Lorenzhöhe in Geistingen wird verbreitert. Die ortsbildprägende Ligusterhecke könnte dem Ausbau zum Opfer fallen.

Der Liguster schützt das prächtig gedeihende Grün mit vielen Pflanzen im Bauerngarten, darunter ein schöner Gewürzstrauch. Das ganze Jahr über blühe es in den Beeten, freut sich Kampa-Berger. „Das ist im Winter ein Paradies für Vögel.“ Gemüse, darunter Kartoffeln, Rhabarber, Pfingstrosen – auf dem alten Bauernhofgelände erhalten sie sich von alleine.

In den vergangenen Jahren haben die Bergers die Hecke aus eigener Tasche bewässert, da ist einiges auf die Uhr gekommen. Jetzt könnte die Hecke verschwinden. Die Parzelle, auf der sie steht, hat die Stadt bereits 1977 gekauft, wie Stadtpressesprecherin Mira Steffan herausgefunden hat. „Die war damals schon vorgesehen für den Straßenbau.“ Das haben die Bergers dann auch erfahren, als vor einigen Jahren erstmals Planer im Garten standen. Eine Bürgerbeteiligung entfiel später wegen der Pandemie. Die Straße Zur Lorenzhöhe wird verbreitert, dazu soll ein 1,80 Meter breiter Bürgersteig kommen.

Nach vielen Beschwerden wurde die Entscheidung auf nach den Sommerferien vertagt

Der Drops sei gelutscht, hörte Sören Berger vom Ratsherrn Gerhard Dohlen. Bei den Bürgern kam das so an, als sei alles in Stein gemeißelt. Im Bauausschuss am 16. Juni würde nur noch abgenickt. Die Aufregung war entsprechend groß. Berger junior wurde aktiv und erhielt schließlich von Bürgermeister Mario Dahm die Information, dass nach vielen Beschwerden die Entscheidung auf nach den Sommerferien vertagt werde. Und möglicherweise, je nach Pandemieverlauf, gebe es noch eine Bürgeranhörung.

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Die Videokonferenz war gut besucht, 24 Haushalte schalteten sich zu. Rund zweieinhalb Stunden diskutierten Stadtverwaltung und Anwohner.

Dr. Volker Erbe, Technischer Geschäftsführer der Stadtbetriebe, versprach: „Wir gehen in den demokratischen Prozess und nehmen uns die Zeit, Lösungen zu finden.“ Die Anregungen würden aufgenommen und Kompromisse gesucht, und das ganz sicher erst nach den Sommerferien.