FotografieJürgen Bindrim lichtete die Jazz-Elite ab

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Der Fotograf Jürgen Bindrim hat über die Jahre Beziehungen zu diversen Jazz-Größen aufgebaut.

Lohmar – Einige der berühmtesten Köpfe der Jazzszene waren zwei Wochenenden lang in der Kunsthalle Lohmart zu sehen. Der Siegburger Jürgen Bindrim hatte sie im Laufe der Zeit mit der Kamera abgelichtet und stellte die Meisterstücke jetzt großformatig im Scheiderhöher Kulturtempel aus. Saxofonist Klaus Doldinger und Pianist Pablo Held waren darunter, und auch Eberhard Weber, der das Bassspiel im Jazz ebenso genial erweitert hat wie der Lohmarer Manfred Schoof das Trompetenspiel im Free Jazz und dort international als Wegbereiter gilt.

Durch Beharrlichkeit auf Augenhöhe mit der Jazz-Gilde

Das Rezept, die Jazz-Gilde vor das Objektiv zu bekommen, scheint einfach, wenn man Bindrim erzählen hört. Doch bedarf es genau der Augenhöhe, die er in seinem Berufsleben mit Beharrlichkeit erreicht hat. Zum einen, weil er als ehemaliger und heute gelegenheitsspielender Bassist und „leidenschaftlicher Jazz-Konsument“ weiß, wovon er spricht. Zum anderen, weil er als Berufsfotograf die Fähigkeit besitzt, die Protagonisten derart kunstvoll ins Bild zu setzen, dass diese auch selbst Gefallen daran finden.

So habe er etwa den hoch dekorierten und bereits als Jugendlicher in der Trompetenszene Aufsehen erregenden Multiinstrumentalisten Matthias Schriefl nach einem Konzert angesprochen und ihm einige Bilder aus seinem Fundus gezeigt. „Sie gefielen ihm, wir verabredeten uns und legten gemeinsam fest, wie ein inszeniertes Foto von ihm aussehen sollte“, berichtet Jürgen Bindrim.

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Es mündete in ein bizarres Bild, das zu den Exponaten in der Kunsthalle zählte. Es zeigt einen Trompeter im schrill-bunten Anzug umgeben von einer Heerschar an Blechinstrumenten. Genau vor diesem Bild – und wieder im auffälligen Outfit – platzierte sich am Samstag der Wahlkölner mit Allgäuer Wurzeln und gewährte tiefe Einblicke in sein virtuoses Können. Mit Akkordeon, Alphorn, Flügelhorn, Tuba und Trompete lotete er die Grenzen aus zwischen Jazz, alpenethnischen und experimentellen Klängen, harmonisch swingend oder lauttönend verfremdet, gleichwohl immer genussvoll anzuhören.

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Dafür gab es coram publico spontanes Lob von Manfred Schoof, unter dessen Fittichen Schriefl im Bundesjazzorchester einst für Furore sorgte. Schoofs Konterfei, es zeigte ihn auf einen Discounter-Parkplatz in Overath, hing in direkter Nachbarschaft zu Markus Stockhausen und Matthias Schriefl, was letzterer zusammenfasste: „Die drei Kölner M.-S.-Trompeter.“

 Jürgen Bindrim inszeniert seine Fotos. Das gefalle ihm viel mehr als etwa Konzertfotografie. „Ich muss den Draht zu den Leuten finden unter dem Kriterium, dass mir Musik und Mensch gefallen“, unterstreicht er. Seine Begeisterung findet sich in den Bildern wieder.

Fesselnde Ausdrucksstärke

Die 23 Exponate fesseln mit einer Ausdrucksstärke, die eher kunstvoller Malerei entsprungen zu sein scheint als einer Entstehung durch Objektiv und digitale Umsetzung. Obwohl in jedem Foto Bindrims Handschrift zu erkennen ist, wahrt jedes seine Individualität mit feinem Blick für Licht, Brennweite, Schärfentiefe und Bildkomposition.

So setzt der Fotograf den berühmten Perkussionisten Rhani Krija (er trat an der Seite von Sting und Peter Gabriel auf) mit dem Spiel von Licht und Schatten in Szene, während er Klaus Doldinger beim Proben in dessen Zuhause festhält, familiär und unbekümmert. „Genauso habe ich ihn auch kennengelernt“, sagt Bindrim.

Der ehemalige Student der Politik und Sozialwissenschaft der sich „recht früh in die Fotografie verabschiedet“ hat, freute sich über die Auftritte einiger der von ihm ausgestellten Künstler. So waren neben Schriefl am Wochenende zuvor das Duo Flux (Florian Stadler, Akkordeon; Christina Fuchs, Klarinette, Saxofon) und Markus Stockhausen (Trompete) aufgetreten, außerdem der Siegburger Gitarrist Roberto Moya.