ABS Pumpen ScheiderhöheDer Gründer hat seine Erinnerungen vorgelegt

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Nicht nur Arbeitsort: Familie Blum wohnte direkt neben dem Werk.

Nicht nur Arbeitsort: Familie Blum wohnte direkt neben dem Werk.

Lohmar – Im alten Backes bastelte er schon als Sechsjähriger Beleuchtungen für ein Zelt, das war 1936; später konstruierte Albert Blum hier seine erste Erfindung, funktionierte ein altes Ölfass zum Hochtank um, von dem fließendes Wasser in Küche und Bad geleitet wurde. Jetzt, mit 90 Jahren, schrieb der Gründer des einst weltweit erfolgreichen Unternehmens ABS Pumpen seine Lebenserinnerungen auf.

Der Junge hatte viel gemeinsam mit seinem Vater, den er nicht kennenlernte. Der Elektromeister Albert Blum senior, ein begeisterter Motorradfahrer, der auf seiner Harley durch Scheiderhöhe und die Dörfer knatterte, starb 1931 an einem Stromschlag. Da war sein Sohn gerade ein Jahr alt und seine Frau wieder schwanger. Die Vaterstelle nahm später Albert Lohhausen ein, Albert Blum wuchs mit Mutter, Stiefvater, Schwester und drei Halbschwestern auf einem Bauernhof in Oberscheid auf.

In den späten 40er Jahren: Motorradfahrer Albert Blum mit seinem Freund Hermann Fitzler auf Tour.

In den späten 40er Jahren: Motorradfahrer Albert Blum mit seinem Freund Hermann Fitzler auf Tour.

Die Hofarbeit habe ihm nicht gelegen, zu viel „Dreck und Gestank“. Er stöberte oft in den alten Büchern des Vaters, begeisterte sich für die Elektrotechnik. Blum schildert seine Zeit in der Dorfschule, die Bombenangriffe im Krieg, dass Nachbarn Juden versteckten und auf diese Weise retteten, die Besetzung des Hofes durch die Amerikaner und seine Lehrzeit ab 1946 bei Klöckner-Mannstaedt in Troisdorf.

Den Weg dorthin legte er bald mit dem Motorrad zurück, doch das Benzin war noch rationiert: „Ich erhielt auf Bezugsschein nur 20 Liter pro Monat.“ Da das nicht reichte, baute er einen zweiten Tank für ein Benzin-Dieselöl-Gemisch, um den Sprit zu sparen. Die Rauchfahne aus dem Auspuff war legendär.

Um 1940: Albert Blum (schwarzer Pfeil) und seine spätere Frau Marianne (2.v.r.) gingen in dieselbe Schulklasse.

Um 1940: Albert Blum (schwarzer Pfeil) und seine spätere Frau Marianne (2.v.r.) gingen in dieselbe Schulklasse.

Der Ehrgeizige besuchte nach Feierabend die Meisterschule, eröffnete 1953 ein Installationsgeschäft, mit einem Lehrling und seiner Frau Marianne, die er seit der Schulzeit kannte. Umworben hatte er sie auf besondere Art: Der Erfinderische baute eine zwei Kilometer lange Telefonleitung von dem Hof über die Weiden durch den Wald bis zu ihrem Schlafzimmer.

Die Familie: Marianne und Albert Blum mit ihren Kindern Petra und Klaus, deren Partnern Dr. Hilde Berwarth und Richard Degonda sowie den Enkelinnen Nicole, Sarah und Katja.

Die Familie: Marianne und Albert Blum mit ihren Kindern Petra und Klaus, deren Partnern Dr. Hilde Berwarth und Richard Degonda sowie den Enkelinnen Nicole, Sarah und Katja.

1957 begann die eigentliche Erfolgsgeschichte: Blum entwickelte elektrisch angetriebene Tauchmotorpumpen für Entwässerung in Wohnhäusern und in der Landwirtschaft, konzentrierte sich bald auf das neue Material Kunststoff. ABS lieferte Technik für die hochwassergefährdeten Weinkeller an der Mosel ebenso wie nach Hamburg nach der Hochwasserkatastrophe 1962.

Im Kirchdorf wuchs der Betrieb um Montagehallen und Verwaltungsgebäude. Familie Blum bezog die frei gewordene Villa des Nachbarn. Schon Anfang der 70er Jahre übernahm Blum ein Werk in Irland, errichtete später Zweigwerke in Brasilien, den USA und im Elsass, erhielt 1987 das Bundesverdienstkreuz.

Mehr als 72 Patente und Warenzeichen hat ABS hervorgebracht, im Berliner Kaufhaus Neckermann, im Weißen Haus in Washington und auf der Zugspitze sorgten die Pumpen für die Trinkwasser-Versorgung und die Entsorgung der Abwässer.

Mit dem Erfolg sei auch der finanzielle Druck gewachsen, schildert der Firmengründer: „Um auf dem Weltmarkt mithalten zu können, hätte ich Investitionskapital gebraucht, das ich nicht hatte.“ Kurz vor seinem 60. Geburtstag verkaufte er sein Lebenswerk, zog in die Schweiz, wo die Tochter studierte. Seit einiger Zeit lebt das Ehepaar in einer Seniorenresidenz in Bad Neuenahr.

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Von ABS sind nur die Hallen geblieben, längst bezogen von anderen Unternehmen. Die Belegschaft hatte sich lange gegen die schrittweise Schließung gewehrt, die Aktionen machten immer wieder Schlagzeilen, 2017 war endgültig Schluss bei Sulzer, so der letzte Name der Firma.

Ein „Geschenk“, das Albert Blum seinem Heimatort machte, ist aber seit kurzem wieder in Betrieb: das schön restaurierte Gasthaus Scheiderhöhe vis à vis dem rund zwei Hektar großen Werksgelände. Der Festsaal wird im Volksmund scherzhaft „Royal Albert Hall“ genannt.