600 MitarbeiterSo reagieren Beschäftigte auf Übernahme des Evonik-Standorts Niederkassel

Lesezeit 3 Minuten
Eine Luftaufnahme des Evonik-Areals in Niederkassel-Lülsdorf.

Eine Luftaufnahme des Evonik-Areals in Niederkassel-Lülsdorf

Das Luxemburger Unternehmen International Chemical Investors Group übernimmt den Standort. Das sagen Beschäftigte, gewerkschaft und Politik.

Vorösterliche Erleichterung – so lassen sich in knappen Worten die Reaktionen von Stadt, Politik, Gewerkschaft und Beschäftigen auf den am Donnerstag angekündigten Verkauf des Niederkasseler Evonik-Standorts an die International Chemical Investors Group (ICIG) zusammenfassen. Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg will den Lülsdorfer Standort des Essener Chemieunternehmens voraussichtlich zur Jahresmitte 2023 komplett übernehmen.

Stadt und Verantwortliche von Evonik und ICIG kommen Mitte April zusammen

„Ich bin erleichtert, dass es zu dieser Lösung kommt“, kommentiert Bürgermeister Stephan Vehreschild unmittelbar nach der Bekanntgabe des Deals, die Entscheidung der Essener Evonik-Zentrale. „Es ist gut, dass mit ICIG ein offenbar seriöser Käufer für das Lülsdorfer Werk gefunden wurde.“

Die Stadt war nach Angaben Vehreschilds an den Gesprächen, die zu dem Verkauf geführt haben, nicht beteiligt. „Wir sind am Donnerstagmorgen vom Standortleiter informiert worden, dass es dazu im Laufe des Tages eine Pressemitteilung geben wird.“

Investor plant „umfangreiche Investitionen“ in Niederkassel

Inzwischen haben die Verantwortlichen im Niederkasseler Rathaus für Mitte April aber bereits ein Gespräch mit Verantwortlichen von Evonik und ICIG vereinbart, um sich über die Zukunftspläne des Investors informieren zu lassen, der in Niederkassel nach eigenen Angaben „umfangreiche Investitionen“ plant.

Bei diesem Gesprächen wird die Stadt dann auch erfahren, ob ihr vom Stadtrat vorsichtshalber beschlossenes Vorkaufsrecht für das Evonik-Areal künftig noch eine Rolle spielen wird.

Erleichterung auch beim Betriebsrat des Evonik-Standorts

Michele Agusta, dem Betriebsratsvorsitzenden des Lülsdorfer Standorts, ist die Erleichterung über die Details des Werksverkaufs anzumerken. „Mir fällt wirklich ein großer Stein vom Herzen“, sagte er auf Anfrage dieser Zeitung, nachdem die Beschäftigten zuvor in einem Videocall über den Verkauf informiert wurden.

Mehr als erfreulich sei aus Sicht der rund 600 betroffenen Beschäftigten nicht nur, dass der künftige Besitzer sich wie zuvor schon Evonik zu einem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2032 bekannt habe. „Genauso wichtig ist, dass das Unternehmen Mitglied im Arbeitgeberverband sein will und die Einhaltung des Flächentarifvertrags zugesagt hat.“

Die Belegschaft hofft auf mehr Rückhalt für den Chemiestandort Lülsdorf

Agusta und die Belegschaft hoffen nun auch darauf, dass der Rückhalt des Chemiestandorts Lülsdorf in der Niederkasseler Bevölkerung wieder wächst. Denn die von Evonik lange Zeit angestrebte und in der Öffentlichkeit äußerst umstrittene Ansiedlung einer Produktionsanlage für das hochexplosive und krebserregende Ethylenoxid durch das Duisburger Chemieunternehmens PCC ist vom Tisch.

„Diese Pläne sind mit dem Verkauf an ICIG endgültig beendet“, verkündete Evonik am Donnerstag. Stattdessen beabsichtige ICIG, nicht nur die bestehenden Produktionen in Lülsdorf weiter zu stärken, sondern auch in Anlagen für erneuerbare Energien zu investieren.

Niederkasseler SPD zeigt sich zuversichtlich

Bei der Niederkasseler SPD, die sich nach Angaben von Parteichef Matthias Großgarten und dem Fraktionsvorsitzenden Friedrich Reusch über die „super Nachricht“ freut, erwartet man, dass ICIG seine konkreten Pläne für den Standort möglichst rasch auf den Tisch legt. „Unser Ziel ist die Sicherheit der Niederkasselerinnen und Niederkasseler und eine langfristige nachhaltige Entwicklung des Standortes in Einklang zu bringen“, betonen die Sozialdemokraten.

Die Niederkasseler Politik habe mit dem einstimmigen Bekenntnis des Rates zum Chemiestandort Lülsdorf und der Entscheidung zum Vorkaufsrecht wichtige Rahmenbedingungen geschaffen.

Als „eine gute Nachricht für die Region“ bezeichnet die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker , dass Lülsdorf als Standort für die Chemische Industrie erhalten bleibt. „Die ICIG ist eine erfahrene Unternehmensgruppe aus der Branche mit langfristigen Plänen.“