„Post-Vac-Syndrom“Wie die Corona-Impfung das Leben einer 45-Jährigen ins Chaos stürzte

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Eine Frau sitzt an einem Tisch, sie hat Briefe und Gutachten vor sich auf dem Tisch liegen.

Aleksandra P. aus dem Bergischen reagierte allergisch auf die Impfung gegen das Coronavirus. Seither ist ihr Leben aus den Fugen.

„Ich bin keine Impfgegnerin, ich hatte Pech“, sagt Aleksandra P., die unter Post-Vac-Syndrom leidet. Über ihren Weg zurück ins alte Leben.

15 Kilometer Laufstrecke waren früher für Aleksandra P. kein Problem. Als sie unlängst zehn Minuten zuhause auf dem Crosstrainer schaffte, war sie glücklich, aber auch völlig erschöpft. Mit Mühe, Willenskraft und Disziplin bewältigt sie ihren Alltag. „Es gibt stabile und schlechte Tage“, erzählt sie. Ihre Diagnose: Post Vac-Syndrom nach der Corona-Impfung.

Schon im Bonner Impfzentrum reagierte sie allergisch

Die Probleme der 45-Jährigen aus dem Bergischen begannen mit ihren Covid-Impfungen im Sommer 2021. Inzwischen liegt eine wahre Odyssee durch Arztpraxen und Kliniken hinter ihr. Immerhin hat sie inzwischen schwarz auf weiß, dass ihre gesundheitlichen Probleme zurückzuführen sind auf die Impfung, die sie doch vor dem Virus schützen sollte.

Schon im Bonner Impfzentrum habe sie damals allergisch auf den Biontech-Impfstoff reagiert, erzählt die temperamentvolle Frau; noch schlimmer sei es bei der zweiten Impfung am 8. August 2021 gewesen. Mit dem Hinweis, weiter Allergiemedikamente zu nehmen, sei sie damals nach Hause geschickt worden. Im September dann hätten die gravierenden Symptome begonnen. 

Ruhe ist der Horror
Aleksandra P. leidet an den Folgen der Covid-Impfung

Sie erlitt einen Hörsturz, geriet „hormonell ins Chaos“. Es gibt heute Tage, da ist sie extrem vergesslich, der Blutdruck unkontrollierbar. Dann stolpert sie beim Gehen oder es fallen ihr Dinge aus der Hand. „Ruhe ist der Horror“ für Frau P.: Nachts liegt sie im Bett, dann fühlt sie sich, als tobe „ein Erdbeben in meinem Körper“. Herzrasen und Atemnot ohne Anstrengung gehören ebenso zu ihren schlimmen Erfahrungen wie Frieren oder wenig später extremes Schwitzen.

„Alleingelassen“, fühlte sich die Frau, die seit 2002 in Deutschland lebt, in den vergangenen fast drei Jahren. Immer wieder habe man ihr in Kliniken und bei Ärzten gesagt, dass ihr Leiden psychische Ursachen habe oder auf Vorerkrankungen zurückzuführen sei. Nicht viele hätten Verständnis für ihre wachsende Verzweiflung gezeigt.

Nach und nach setzte sich aber auch bei den untersuchenden Ärzten die Erkenntnis durch: Im Körper von Frau P. ist etwas passiert. Doch was – das blieb ein Rätsel. Eine Blutuntersuchung wies nach, dass die Muskeln  angegriffen werden; ein Immunologe, so erzählt sie, stellte fest, dass sie zuviele SARS-Antikörper eines bestimmten Typs im Blut hat. Und schließlich kam aus der Uniklinik Marburg ein schriftlicher Befund.

Neuronale und vaskuläre Strukturen, so ist da zu lesen, seien durch eine chronische aseptische Entzündung angeriffen. Auch ist da die Impfung als Ursache genannt. „Ich habe geweint vor Erleichterung“, sagt die 45-Jährige, die bei der Stadt Lohmar angestellt ist. Dabei konnten die Mediziner aus Marburg auch keine Therapie anbieten. Doch war sie nun den Makel der Patientin los, die sich das alles nur einbilde. 

Ihr Job bei der Stadt Lohmar ist für sie „mein Leben“

Inzwischen lebt Aleksandra nach einem strengen Diätplan, sie nimmt Medikamente, die das Blut reinigen sollen. Außerdem bewege sie sich viel. Dennoch verliere sie immer mehr Muskelmasse, „ich werde immer schwächer.“ Kurzfristige Behandlungen in einer Klinik halfen vorübergehend, aber nicht dauerhaft.

„Mein Glück ist gerade, dass ich keine Kinder habe“, erzählt die 45-Jährige von ihrem Alltag. So schaffe sie es auch nach den schlimmen Nächten, ihren Arbeitstag zu bewältigen. „Das ist mein Leben“, sagt sie über ihre Arbeit für die Stadt Lohmar und, beim Blick auf die Unterlagen zu ihrer Krankengeschichte, „nicht das hier“.

Ich bin keine Impfgegnerin. Ich hatte Pech.
Aleksandra P.

Sie wolle sich aber nicht brechen lassen, versichert Aleksandra P., der Kampf um ihr altes Leben habe gerade erst begonnen. „Zum Glück habe ich endlich ein ärztliches Team hinter mir“, auch wenn sie nach wie vor mit den Krankenkassen immer wieder über Phsyiotherapie oder Medikamente diskutieren müsse. Vieles bezahle sie selbst, was ihre Finanzen strapaziert.

„Ich bin keine Impfgegnerin,“ betont Frau P. am Ende unseres Gesprächs. „Ich hatte Pech.“ Tatsächlich hat es ihre Familie sogar doppelt getroffen: Ihr Mann erlitt nach der Impfung eine Lungenembolie und kämpft bis heute mit den Folgen und einer chronischen Erschöpfung.