Corona-Regeln missachtetInzidenzwert in Siegburg auf 69 – Herbstferien ab Freitag

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  • In der Evangeliumschristen-Gemeinde Siegburg fanden Gottesdienste und ein Jugendtreff statt.
  • Abstands- und Hygieneregeln sollen nicht eingehalten worden sein.
  • Mindestens sieben Fälle mit dem Sars CoV2-Virus sind inzwischen nachgewiesen.

Rhein-Sieg-Kreis – Wäre Siegburg eine kreisfreie Kommune, dann würde sie auf der Liste der NRW-Städte mit den höchsten Corona-Inzidenzen weit vorn liegen. Der Wert, der die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen angibt, liegt derzeit bei 69 – inoffiziell. Ein offizieller Inzidenz-Wert wird für die Stadt nicht erhoben, nur für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis. Und der liegt bei knapp unter 26.

Für Siegburg ziehen die Kreisstadt und das Kreisgesundheitsamt jetzt aber trotzdem die Reißleine. Das heißt: Der Beginn der Herbstferien wurde für Siegburger Schulen auf den heutigen Freitag vorverlegt.

Die Ferienbetreuung der Offenen Ganztagsschulen findet unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften statt. Die Gruppen sollen möglichst keinen Kontakt untereinander haben.

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In den städtischen Kindertagesstätten gibt es von Freitag an nur noch gruppenbezogene Aktivitäten, Eltern und andere Betreuungspersonen dürfen die Kitas nicht mehr betreten. Diese Regeln werden auch allen nichtstädtischen Kitas empfohlen.

Alle städtischen Turnhallen bleiben vom heutigen Freitag an bis zum 25. Oktober komplett geschlossen, auch für den Vereinssport. Bei Außenveranstaltungen sollen die Vereine für einen erhöhten Gesundheitsschutz sorgen.

Private Feiern mit maximal 25 Teilnehmern

Private Feiern im öffentlichen Raum, die mit dreitägigem Vorlauf beim Ordnungsamt angemeldet werden müssen, werden in Siegburg auf 25 Teilnehmer beschränkt.

Es wird empfohlen, sämtliche privaten Feiern, auch in Privatwohnungen, auf 25 Teilnehmer zu begrenzen oder besser noch auf sie zu verzichten.

Die Verwaltung der Stadt Siegburg und des Rhein-Sieg-Kreises empfehlen, bei einem Aufenthalt im gesamten Siegburger Stadtgebiet auch im Freien einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Kirchengemeinden und Glaubensgemeinschaften werden erneut ausdrücklich auf geltende Hygiene- und Infektionsschutzstandards hingewiesen.

Weitergehende Maßnahmen werden nicht ausgeschlossen für den Fall dass die Infektionswelle in Siegburg nicht gebremst werden kann. Grund für den deutlichen Anstieg der Fallzahlen ist ein Infektionsherd in der Evangeliumschristen-Gemeinde Siegburg. Dort fanden bereits Ende September drei Gottesdienste und ein Jugendtreff statt, bei denen die Abstands- und Hygieneregeln nach Angaben von Landrat Sebastian Schuster ignoriert wurden.

„Die Gemeinde hat die überall geltenden Corona-Regeln nicht eingehalten. Es wurde gesungen, es wurden keine Masken getragen, und die erforderlichen Abstände wurden auch nicht eingehalten“, kritisierte Schuster am Donnerstag bei seiner wöchentlichen Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage.

Hinweise auf die Hygienebestimmungen waren allerdings am Eingang der Andachtsstätte zu finden – zumindest am Donnerstag. Die Kirchengemeinde war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Mindestens acht Infektionen mit dem Sars CoV2-Virus sind inzwischen im Zusammenhang mit der Gemeinde nachgewiesen, weitere Untersuchungen von Gottesdienstbesuchern und deren Kontakten stehen aus. Kreisweit rund 350 Personen sind allein wegen eines Kontakts zu der Kirchengemeinde in häuslicher Quarantäne. Am Donnerstag haben sich 135 weitere Personen im Abstrichzentrum testen lassen.

Befürchtung einer noch größeren Infektionswelle

„Die Mitarbeiter, die die Quarantäne-Anordnungen verschicken, schreiben sich gerade die Finger wund“, berichtet der Landrat. Er und die Corona-Experten der Kreisverwaltung befürchten, dass sich das von den Evangeliumschristen ausgehende Infektionsgeschehen weiter ausbreitet. „Leider wurde der Ausbruch zu spät erkannt, so dass inzwischen viel Zeit verstrichen ist und wir jetzt weiter steigende Fallzahlen befürchten müssen.“

Weil die Evangeliumschristen-Gemeinde intensive Beziehungen nach Hennef pflegt, besteht die Befürchtung, dass die Zahl der Fälle auch dort weiter steigt. „Wir sind sehr besorgt, dass es weitere Infektionen nun auch in Schulen, Kindergärten und Vereinen gibt“, so Schuster.