Volleyball„Ich will so hoch wie möglich spielen“

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Neue sportliche Heimat: Paul Stommel fühlt sich wohl im Trikot der Limestone Saints.

Rhein-Sieg-Kreis – Paul Stommel hatte als Zuspieler maßgeblichen Anteil am Aufstieg der Rhein-Sieg-Volleys Much & Buisdorf von der Oberliga über die Regionalliga bis in die 3. Liga West. Seit September studiert und spielt der Youngster über ein Stipendium in den USA. Olaf Pohl hat mit ihm gesprochen.

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Herr Stommel, im Moment hält uns in Deutschland und auch im Rhein-Sieg-Kreis die Corona-Pandemie wieder in Atem. Wie ist die Situation bei Ihnen vor Ort in South Carolina?

Hier ist alles sehr entspannt. Es gibt keine Einschränkungen – außer für die, die noch nicht geimpft sind. Wir müssen auch keine Masken mehr tragen.

Sie konnten Ihr Studium und Ihren Sport also wie geplant aufnehmen?

Ja, ich spiele in einem ambitionierten College-Team an der Limestone University (Limestone Saints, Anm. d. Red.), das in der Lage ist, die zweithöchste Studenten-Liga zu gewinnen. Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden und wurde toll unterstützt, um etwa sprachliche Barrieren zu überwinden. Ich habe innerhalb kürzester Zeit viele neue Freunde aus aller Welt gefunden. Nicht nur aus den USA, sondern auch aus Polen oder Puerto Rico.

Warum haben Sie sich für genau dieses College entschieden?

Ich hatte auch ein Angebot für Kanada – und zwar über zwei Trainer, die ich bei einem internationalen Turnier in den Niederlanden kennengelernt hatte. Aber der Kontakt war nicht so eng wie mit den US-Coaches hier. Letztlich bin ich über eine deutsche Agentur hierher gekommen. Sie vermittelt Stipendien an Volleyballer. Für mich war bei der Entscheidung auch wichtig, dass das Wetter gut ist. Hier in South Carolina muss man nur dreieinhalb Monate eine lange Hose und einen Pulli anziehen.

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Paul Stommel (links) und Hendrik Düsterwald im Trikot der Rhein-Sieg-Volleys.

Nach fast vier Monaten in den USA ist es Zeit für ein Zwischenfazit: Würden Sie es jungen Sportlern empfehlen, ins Ausland zu gehen?

Auf jeden Fall. Wie gesagt: Man lernt Menschen aus der ganzen Welt kennen. Auch aus sportlicher Sicht kann ich es nur empfehlen. In Deutschland kann man Studium und Sport nicht so optimal miteinander verbinden. Ich trainiere hier teilweise zweimal am Tag. Die Rahmenbedingungen sind sehr professionell. Die meisten Fortschritte habe ich im Kraftraum gemacht. Und was ich wirklich außergewöhnlich fand: Mein Trainer hat mich gefragt, ob ich Mannschaftskapitän werden möchte. Das ist für einen Neuling wie mich schon eine besondere Ehre.

Haben Sie regelmäßig Kontakt in die Heimat und verfolgen die Spiele der Volleys?

Ja, zur Familie und engen Freunden. Und die Ergebnisse der Rhein-Sieg-Volleys verfolge ich natürlich auch. Ich vermisse Familie und Freunde, aber Heimweh habe ich nicht. Dafür habe ich auch quasi keine Zeit. Und dafür bin ich auch zu freundlich aufgenommen worden.

Talent, Student, Aufstiegsheld

Paul Stommel fing mit fünf Jahren an mit dem Volleyballspielen. Beim TSV Much lernte er zu pritschen und zu baggern. Schnell erkannte man das Talent des gebürtigen Kölners, das sich vor allem auf der Position des Zuspielers offenbarte.

Als Mitglied der NRW-Auswahl gewann er 2017 den Bundespokal, mit den Rhein-Sieg-Volleys Much & Buisdorf stieg er 2020 von der Regionalliga in die 3. Liga West auf.

Aktuell hält sich der 19-jährige Abiturient in Gaffney (Stadt im Nordwesten von South Carolina) auf, wo er über ein Stipendium Sport-Management studiert, unter professionellen Bedingungen sein Volleyball-Spiel verbessert und für das College-Team Limestone Saints in der Division II der National Collegiate Athletic Association (NCAA) im Einsatz ist.

Aufgrund der großen Zuschauerbeliebtheit und der entsprechenden Vermarktung (nicht zuletzt durch die Medien) nimmt der Universitätssport in den USA einen hohen Stellenwert ein. (opo) 

Wenn es die Pandemie zulässt, geht die Drittliga-Spielzeit bis Anfang April. Wird man Sie im Saisonendspurt noch bei den Volleys im Einsatz sehen?

Ich weiß noch nicht, wie lange ich in den USA bleiben werde. Vielleicht wechsle ich an eine noch bessere Universität, wo ich sogar in der ersten Division spielen kann. Wann ich nach Deutschland zurückkehre, steht noch nicht fest. Und auch nicht, welchem Verein ich mich dann anschließe. Aber die Rhein-Sieg-Volleys und der TuS Mondorf (Zweitliga-Spitzenreiter, Anm. d. Red.) wären natürlich meine ersten Anlaufadressen.

Welche sportlichen Ziele haben Sie sich für die nächsten drei Jahre gesteckt?

Ich will mich weiterentwickeln und so hoch wie möglich spielen – egal, ob in den USA oder in Deutschland. 3. Liga auf jeden Fall, 2. Liga gerne und mit etwas Glück vielleicht auch 1. Liga.

Wie werden Sie das Weihnachtsfest verbringen?

Ich besuche Hendrik Düsterwald in Los Angeles, mit dem ich bis zuletzt bei den Rhein-Sieg-Volleys zusammengespielt habe. Er hat zeitgleich mit mir ein Volleyball-Stipendium begonnen – und zwar an der Westcliff University in Kalifornien.